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Das sparsamste Elektroauto der Welt kommt aus München

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Nicht schnell, aber enorm effizient: Studenten und Alumni der TU München haben das sparsamste Elektroauto der Welt gebaut –und sich damit einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde gesichert. WIRED hat einen der Ingenieure gefragt, wie die Autoindustrie von dem nicht gerade straßentauglich wirkenden Konzept profitieren soll.

26 km/h Testgeschwindigkeit und ein Verbrauch von 81,16 Wattstunden Strom auf 100 Kilometer: Was zunächst nicht spektakulär klingt, sicherte einem Team der TU München am vergangenen Wochenende einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde. Die Studenten und Alumni von TUfast Eco haben das sparsamste Elektroauto der Welt gebaut.

Für die Rekordfahrt zwängte sich Projektleiterin Lisa Kugler in das 25 Kilogramm schwere, 3,3 Meter lange und etwa 60 Zentimeter breite sowie 50 Zentimeter hohe Fahrzeug namens eLi14, das in Kohlenstofffaserverbund-Bauweise gefertigt wurde. Liegend steuerte sie das nur mit zwei Lenkhebeln, einer Handbremse und einem Notfall-Ausschaltknopf ausgestattete dreirädrige Vehikel über eine Teststrecke des Teamsponsors Audi in Niederbayern. Zur Einordnung: Der Elektrowagen der TU München war dabei umgerechnet so sparsam wie ein Benziner, der mit einem Liter Super ganze 11.000 Kilometer weit kommt.

Insgesamt waren neun Mitarbeiter in das Weltrekord-Projekt involviert, darunter auch David Kalwar. Der 28-jährige hat an der TU München Luft- und Raumfahrttechnik studiert und lebt inzwischen in Bremen, wo er als Ingenieur für Raketenantriebe für Airbus arbeitet. 2009 war Kalwar eines der Gründungsmitglieder von TUfast Eco. Im WIRED-Interview spricht er über den Weg zum Elektroauto-Weltrekord.

WIRED: Ihr habt das sparsamste Elektroauto der Welt gebaut, aber es fährt allerdings recht langsam und ist nicht unbedingt straßen- oder familientauglich. Was kann die Autoindustrie trotzdem von eLi14 lernen?
David Kalwar: Unser Fahrzeug soll zeigen, was möglich ist, wenn man die Grenzen der heutigen Technik auslotet. Es wurde ohne Rücksicht auf Komfort, Design und wirtschaftliche Erwägungen konstruiert. Dabei wurden zunächst die Fahrwiderstände – also Luftwiderstand, Rollwiderstand und Beschleunigungswiderstand – minimiert. Schließlich wurde der Antriebsstrang so ausgelegt, dass diese Widerstände mit möglichst wenigen Verlusten überwunden werden. Dieses Prinzip ist für jedes Fahrzeug anwendbar. Wir hoffen, heutige und zukünftige Ingenieure durch unser Projekt zu inspirieren.

WIRED: Was genau war deine Aufgabe beim Weltrekordversuch?
Kalwar: Ich habe das Energiemessgerät entwickelt, das den aus dem Akku fließenden Strom und Spannung misst und dann die verbrauchte Energie ausrechnet. Das ist ein recht komplexes Gerät, und wir mussten den Juroren und Guinness anhand von Analysen und Tests zeigen, dass es die verbrauchte Energie ganz genau messen kann.

WIRED: Was war die größte Herausforderung bei der Realisierung eures E-Autos?
Kalwar: Als studentisches Projekt ist die größte Herausforderung, ein solches Vorhaben in der Freizeit der Teammitglieder und mit limitiertem Budget durchzuführen. Unser Ansatz war generell, viele Teile selbst herzustellen, aber oft fehlten dafür die Maschinen. Da einige Bauteile teure Sonderanfertigungen sind, verdanken wir es unseren Sponsoren, dass wir das Fahrzeug so auf die Räder stellen konnten.

WIRED: Apropos, wie kam es zur Zusammenarbeit mit Audi?
Kalwar: Audi unterstützt unser Team seit der Gründung im Jahr 2009. Als wir mit der Idee des Weltrekordversuchs an sie herangetreten sind, war sofort eine große Unterstützung zu spüren. Es gab einen technischen Austausch mit Audi-Ingenieuren und sie konnten uns auch eine optimale Strecke für den Weltrekord zur Verfügung stellen.

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WIRED: Wie stellt ihr euch die Zukunft der Elektromobilität vor?
Kalwar: Innerhalb des Teams gibt es dazu keine einheitliche Meinung, auch wenn das Elektroauto die Verbrennungsmotoren eines Tages sicherlich verdrängen wird. Persönlich sehe ich hier Parallelen zur Einführung von Smartphones, die normale Handys ablösten, oder zu Flachbildschirmen, die Röhrenbildschirme ersetzten: Letztendlich ist Elektromobilität – unter ein paar Voraussetzungen wie zum Beispiel Reichweite und Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten – die überlegene Technologie.

WIRED: Was muss in Deutschland passieren, damit Elektroautos auf breitere Akzeptanz bei den Verbrauchern stoßen?
Kalwar: Ich denke, der wichtigste Punkt ist die Wirtschaftlichkeit. Sobald die Konsumenten sehen, dass sie ein E-Auto bei ähnlichem Komfort weniger kostet, werden sie umsteigen. Ich sehe als größten Faktor die Herstellungskosten für den Akku – wenn die unter eine bestimmte Grenze fallen, wird es einfach Sinn machen, ein Elektroauto zu kaufen. Aber die deutsche Mentalität lässt nicht wirklich einen rasanten Absatzsprung erwarten: Viele sind zwar technikbegeistert, wollen aber auch erst mal abwarten, wie sich die Fahrzeuge im Alltag bewähren. Wer sich einmal in ein gut motorisiertes Elektroauto setzt und das Strompedal drückt, dem fällt das aber sicher gleich ein ganzes Stück leichter.

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WIRED: Plant ihr für die Zukunft noch weitere Projekte oder ist der Weltrekord das Ende eurer Arbeit?
Kalwar: Die meisten Mitglieder des Weltrekord-Teams sind inzwischen ins Berufsleben gestartet, und der Eintrag ins Guiness-Buch ist tatsächlich die Krönung des Engagements bei TUfast Eco. Das Team ist allerdings weiterhin sehr aktiv und größer denn je und wird auch 2017 wieder beim Shell Eco-Marathon mit einem neu entwickelten Fahrzeug antreten. Wir sind alle sehr stolz, dass unser Projekt und energieeffiziente Mobilität auch weiterhin junge Ingenieursstudenten begeistern. 

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