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Formel E in Berlin: Mit 230 km/h leise durch die Innenstadt

von Christina zur Nedden
Kein Lärm, kein Gestank: Mit batteriebetriebenen Elektromotoren rasen am Samstag die Rennautos der Formel E über die Berliner Karl-Marx-Allee. Die grüne Variante des Motorsports lässt sich gut verkaufen. Und sie hält was sie verspricht. 

Bevor es in die erste 180-Grad-Kurve geht, bremst mein Fahrer hart ab. Ich werde nach vorne geschleudert. Ein Blick nach unten: zum Glück ist dort der Ganzkörper-Sicherheitsgurt quer über die Brust. Links verschwimmen die Fontänen des Springbrunnens auf dem Straußberger Platz, rechts die Zuckerbäckerbauten und die Zuschauer auf der Tribüne. Trotz der Geschwindigkeit von über 200 km/h fühlt man sich im Raumschiff-artigen BMW i8 ziemlich sicher. Dennoch bin ich dankbar für den Gurt. Und da erscheint schon wieder das Kino International, die Runde ist vorbei. 2,03 Kilometer dauern nicht länger als zwei Minuten. 

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Die E-Rennwagen fahren mitten durch die Stadt, auf der Karl-Marx-Allee. „Das ist das Besondere am ePrix. Keine Luftschadstoffe und kein Lärm bedeuten, dass wir zu den Zuschauern kommen und nicht sie zu uns“, erklärt Graeme Davison von Qualcomm, dem Technologie-Partner der Formel E Meisterschaft. Es stimmt, die Luft ist nicht anders gut oder schlecht als sonst in der Berliner Innenstadt. Ganz geräuschlos sind die E-Autos allerdings nicht. Sie pfeifen bei der Beschleunigung, aber im Vergleich zu ihren motorisierten Cousins schonen sie die Ohren.  Und tatsächlich gibt es viele Besucher, die spontan vom Alexanderplatz zum Rennen rüber gelaufen sind. Die 15.000 Tickets für die Tribünenplätze sollen laut Veranstalter schon im Voraus ausverkauft gewesen sein, aber der Zugang zum Podium, wo die Siegerehrung stattfindet und es eine Live-Übertragung gibt, ist kostenlos. Bei einem Motorsport-Rennen, das oft außerhalb der Stadt stattfindet, wäre diese Spontanität wohl nicht möglich gewesen. 

Sieben der 18 Piloten haben Formel-1-Erfahrung, so auch der letztjährige Meister Nelson Piquet Jr. Aus Deutschland waren Daniel Abt und Nick Heidfeld dabei. Das Rennen gewann der Schweizer Renault-Pilot Sébastien Buemi, Daniel Abt wurde zweiter.

Wie auch bei den Benzinern begleiten Unterstützungsfahrzeuge den Wettkampf, sogenannte „Safety Cars“. Und in einem davon sitze ich, die elektrischen BMW-Hybridsportwagen i8 laden drahtlos, eine Schaltumsetzung gibt es ohne Benzin nicht. Stufenlose Beschleunigung.

Die Formel-E macht den Motorsport grün. Und da die jüngere Generation ja umweltbewusster sein soll, versuchen die Veranstalter sie über soziale Medien für das E-Rennen zu begeistern. Qualcomm hat dafür zum Beispiel die App „Fanboost“ entwickelt. Fans können dort das Rennen direkt beeinflussen, indem sie ihre Lieblingsfahrer durch Votings unterstützen. Die drei Fahrer, die über soziale Medien am meisten Stimmen bekommen, dürfen im Rennen für fünf Sekunden zusätzliche Energie abrufen, und sich damit zum Beispiel ein Überholmanöver erleichtern.

E-Rennen dauern knapp eine Stunde und werden mit zwei Autos gefahren. Die 900 Kilogramm schweren Boliden haben maximal 272 PS. Angetrieben werden sie von einem Elektromotor und einem 200 Kilogramm schweren Akku. Die E-Rennwagen beschleunigen in 2,9 Sekunden von 0 auf auf 100 km/h. Nach der Hälfte des Rennens müssen die Fahrer an der Box umsteigen, Batteriewechsel oder Aufladen würde noch zu lange dauern.

Die Formel E zieht vor allem junge Familien an. Am Rande der Strecke in Berlin sieht man viele Kinder mit ihren Eltern. Das liegt auch daran, dass keine Gefahr besteht Abgase einzuatmen und die Kleinen keine Ohrstöpsel gegen den Lärm tragen müssen. Besonders begeistert sind Kinder von einer Modellrennbahn am Rande der Strecke. 

Zuschauer können die Strecke auch selbst befahren, zumindest virtuell in einem Simulator. Im Spiel sieht man auch den Fernsehturm und die Gebäude der Karl-Marx-Allee. Der beste Spieler trat kurz vor dem echten Rennen gegen einen Rennfahrer am Simulator an. Nicht ganz so aufregend wie meine Runde, aber immerhin ein echtes Rennen.

 

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