Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Von Kindern gemalte Gadgets werden Realität

von Michael Rundle
Ein selbstschwebendes Springseil, der Regenmantel für Marienkäfer und ein Haken, mit dem man den letzten Chip aus der Dose fischen kann: Diese phantastischen Erfindungen stammen von Kindern.

Statt von den Think Tanks der weltgrößten Technologie-Konzerne wurden diese Erfindungen ganz alleine von Kindern designt — die jüngsten von ihnen gerade einmal fünf Jahre alt. Ihre Konzepte wurden als Teil des Projekts INVENTORS! von Dominic Wilcox als echte Gadgets realisiert.

In 19 Workshops ließ Wilcox 450 Kinder aus Großbritannien Erfindungen zeichnen, die ihr Leben verbessern würden — egal ob verrückt oder nützlich. Danach sollten die Kinder darüber nachdenken, wie ihre Ideen in der Praxis umgesetzt werden könnten. Von den insgesamt 600 Vorschlägen baute Wilcox dann die besten nach. „Ich habe um die 60 Erfindungen ausgewählt, von denen ich dachte, dass sie interessant, überraschend, innovativ, nützlich oder einfach völlig brillant sind“, sagt Wilcox. „Diese Auswahl habe ich dann einer Gruppe von Makern gezeigt, die mir bei dem Projekt geholfen haben.“

„Nachdem wir ausgewählt hatten, welche Ideen umgesetzt werden, lud ich die Kinder noch mal zu uns ein, damit sie den Makern detailliert beschreiben konnten, wie ihre Idee aussieht und wie sie funktioniert“, sagt Wilcox. Einige Kinder hätten ihren Partnern wirklich wichtige Vorgaben gegeben. Darunter zum Beispiel eine Vierjährige, die zwar etwas schüchtern war, aber ihre stimmaktivierte Kamera so gut beschreiben konnte, dass ein vollwertiges Design entstand.

„Mehrere der älteren Kinder beschrieben mit vielen Details, wie ihre Idee funktioniert. Ein paar von ihnen besuchten sogar die Werkstatt der Maker“, sagt Wilcox. Darunter die sechsjährige Sophia, die einen Regenmantel für Marienkäfer erfunden hat. Sie kam ins National Glass Center in Sunderland, wo ein eigentlich in Rente gegangener Meisterglasbläser ihre Idee aus Glas erschuf, während sie zuschaute.

Zu sehen, wie ihre Erfindungen gebaut werden, gebe den Kindern das Gefühl, dass ihre Vorstellungskraft real werden kann, sagt Wilcox: „Den Kindern wurde klar, dass ihre Fantasie wirklich mächtig ist und ihre Ideen zu etwas wirklich großartigem werden können.“

Kinder hätten große Stärken, wenn es um Innovation gehe, sagt Wilcox. Unternehmen sollten sich an ihnen ein Beispiel nehmen. „Sie haben weniger Informationen im Kopf als Erwachsene. Ihnen fehlt Lebenserfahrung, um zu erkennen, was möglich ist und was nicht.“ Diese Freiheit gebe ihnen die Möglichkeit, Dinge zu entwickeln, die heute eigentlich noch unmöglich sind, aber in die Zukunft real werden könnten.

„Als Erwachsene beschränken wir unser Denken auf das, was möglich ist. Und so limitieren wir das Potential für unsere Ideen“, sagt Wilcox. Nicht alle Ideen, die er ausgewählt hatte, konnten praktisch umgesetzt werden. Das sei aber noch kein Grund, nicht an ihnen zu arbeiten.

Ein elfjähriges Mädchen namens Charlotte hatte die Idee für den War Avoider. Ein Gerät, das im Falle eines Kriegs das Haus einer Familie in die Luft hebt, damit es aus dem Krisengebiet und in Sicherheit gebracht werden kann. Erin Dickson vom Fablab Sunderland erschuf aus dieser Idee ein Modell — inklusive einer unsichtbaren Schutzhülle aus Glas. „Den Kindern wurden keine praktischen Einschränkungen auferlegt. Wenn es eine gute Idee war, suchten wir nach einem Weg, sie in 3D darzustellen“, sagt Wilcox.

Noch nie gab es so viele Möglichkeiten für Kinder, ihre Ideen selbst zu erschaffen. Egal ob mit Spielen wie „Minecraft“ und „Disney Infinity“ — oder mit günstiger Computerhardware wie dem Raspberry Pi. Aber auch traditionelles Spielzeug von LEGO bis Meccano ist immer noch ideal für Kinder, die bereits die Geisteshaltung von Makern besitzen.

„Den Kindern wird heute auf Monitoren extrem aufwendige Unterhaltung geboten. Sie brauchen eigentlich nicht mehr ihre Vorstellungskraft benutzen, weil ihnen alles abgenommen wird“, sagt Wilcox. Die größte Inspirationsquelle von Kindern und auch Erwachsene sei hingegen Langeweile.

Wilcox war überrascht, wie viele Kinder nicht daran gewöhnt sind, etwas mit ihren eigenen Händen zu bauen: „Als Designer glaube ich, dass schnelle Prototypen wichtig sind, damit man eine Idee visualisieren und verbessern kann.“ Wenn man einem Kind eine Box voll Materialien gibt und ihm einige Basics zeigt, dann werde es schnell selbst zum Designer. 

GQ Empfiehlt