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Das iPhone 6s im WIRED-Test — eine elegante Entwicklung?

von Michael Rundle
Was ist wirklich neu am iPhone 6s und 6s Plus? Und was bedeutet das für die Zukunft von Apple? WIRED hat das neue Smartphone, dessen Verkauf in Deutschland offiziell morgen startet, schon letzte Woche einem Test unterzogen.

WAS IST NEU?

3D Touch
Nachdem sowohl das Design als auch die Form des iPhone 6 und 6 Plus beim Nachfolger beibehalten wurde, heißt das neue Top-Feature 3D Touch. Von Apple wird die Funktion als „die nächste Generation des Multi-Touchs“ beschrieben. Sie erlaubt Nutzern, das Display mit unterschiedlich starkem Druck zu bedienen, woraufhin das Gerät unterschiedliche Informationen aufnimmt und verarbeitet.

3D Touch ist die wohl größte Veränderung an der Arbeitsweise mit iOS. Es wird aber noch einige Monate dauern, bis absehbar ist, wie effektiv App-Entwickler das Feature annehmen oder in ihre Software einbauen werden. Zumindest in den hauseigenen Apps von Apple ist die Funktion schon jetzt fest integriert. Wird das Display stark gedrückt, öffnen sich E-Mails oder Playlists im Vordergrund. Wird ein Icon mit viel Druck festgehalten, werden Optionen angezeigt, ohne dass die App überhaupt geöffnet werden muss. Durch das Vibrations-Feedback der neuen Taptic Engine fühlt es sich intuitiv an, ein Smartphone zu benutzen, dass viel sensibler auf Druck reagiert.

Weiterentwickelte Kamera
Die Kamera wurde mit einem Zwölf-Megapixel-Sensor upgegradet, der im Stande ist, Videos in 4K-Auflösung zu filmen. Es ist außerdem möglich, „Live Photos“ zu machen: Die Kamera zeichnet dabei auch vor und nach dem Fotografieren einige Bewegtbilder auf und zeigt sie beim Durchscrollen der Fotos an. Zusätzlich gibt es noch eine Fünf Megapixel FaceTime HD Frontkamera.

Leistungfähigere Komponenten
Im Bereich Leistung gibt es einen neuen 64-Bit A9 Chip, der laut Apple eine 70 Prozent schnellere CPU- und 90 Prozent schnellere GPU-Leistung bietet. Es gibt auch einige Designveränderungen von Außen. Die Schale des iPhone 6s und 6s Plus besteht aus Series 7000 Aluminium, womit das Smartphone einen stärkeren — diesmal unbiegsamen — Rahmen besitzt. Apple hat auch den Touch ID-Sensor verbessert, der nun sehr viel schneller Fingerdrücke erkennt. Außerdem besitzt das iPhone 6s LTE Advanced für maximale LTE- und WiFi-Geschwindigkeit. Die Akku-Leistung und die Display-Technik sind im Vergleich zum Vorgänger gleich geblieben.

WIRED-URTEIL:
Es ist immer schwierig, Menschen dazu zu kriegen, Geld für ein neues Gerät auszugeben, das von Außen so aussieht wie sein Vorgänger. Sätze wie: „Es ist das gleiche, nur hat sich alles verändert.“ und „Neuentwickelt von oben bis unten“ sind nicht wirklich überzeugend. Man bekommt zwar eine Zahlenliste mit der neuen Leistung der verschiedenen Komponenten, die allerdings in einer längst vertrauten Hülle stecken.

Neuer, besser, schneller, aber trotzdem auch irgendwie gewohnt

Aber wir sind selbst schuld, wenn wir verlangen, dass irgendeine Firma jedes Jahr ein komplett neues Gerät herausbringt, mit gänzlich neuem Design und neuen Funktionen. Man sollte eigentlich einen riesen Respekt vor einem Unternehmen haben, das sagt: „Eigentlich lieben wir dieses Smartphone und es wird eine Weile halten. Wir werden es natürlich über die nächsten Jahre verbessern. Natürlich arbeiten wir an einem neuen Gerät. Aber wir melden uns erst, wenn es fertig ist, und nicht vorher.“

Die „S“- Generation des iPhones stößt also auf gemischte Gefühle: neuer, besser, schneller, aber trotzdem auch irgendwie gewohnt. Die gute Nachricht beim iPhone 6s ist, dass sich die Unterschiede wirklich bemerkbar machen: Das Gehäuse ist robuster, die Kamera schärfer, es gibt endlich eine 4K-Video-Funktion und alles ist deutlich schneller. Das Gerät ist etwas größer und ein bisschen schwerer, aber in der alltäglichen Benutzung fällt das kaum auf. Im Praxistext mit iPhone 6 und 6s merkt man kaum, welches Gerät man eingesteckt hat.

Apple behauptet, dass das Glas des iPhone 6s stabiler sei als bei jedem anderen Smartphone auf dem Markt. Leider wird das aber nicht in einen Maßstab gesetzt. Wie viel stabiler ist es? Zwei mal so stabil? Dreimal? Was ist Apples Beleg dafür? Bisher bleibt uns nichts anders übrig als Apple beim Wort zu nehmen. Den Beweis, wie viel wirklich an der neuen Stabilität dran ist, bleibt der Konzern schuldig.

Manchmal entsperrt sich das Telefon, nur weil der Knopf gedrückt wurde, um auf die Uhr zu sehen.

Eine Verbesserung, die der Benutzer jedoch sofort bemerkt, ist die schnelle Reaktion des Fingerabdrucks-Scanners. Der ist beim iPhone 6s und 6s Plus fast schon zu schnell. Manchmal geht das Telefon an und entsperrt sich, nur weil der Knopf gedrückt wurde, um auf die Uhr zu sehen. Das ist ein großer Schritt nach vorn für dieses Feature — es ist endlich zu dem geworden, was man sich beim iPhone 6 gewünscht hätte.

Kommen wir nun zum 3D Touch — ein weiteres Feature, das eine große Verbesserung für das 6s bedeutet. Die von der Apple Watch bekannte Force-Touch-Technologie ins iPhone zu integrieren, verändert das komplette Nutzungsverhalten, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat. Am Anfang wird es einem kaum auffallen, aber nach einiger Zeit ist man ganz angetan von den neuen Funktionen.

Apple hat viel gemacht aus der Möglichkeit, bei bestimmten Apps einen Schritt voraus zu sein, etwa bei Mail, Messages und Safari. Es ist extrem hilfreich, die Vorschau eines Links in Mail zu sehen, ohne dass sich Safari öffnet. Dafür muss man einfach nur leicht auf den Link drücken. Um in den Browser zu springen, muss dann nur etwas stärker gedrückt werden. Das ist einfach, intuitiv und braucht keine große Erklärung. Es ist eines dieser Features, die sich nach einer Weile anfühlen, als wären sie schon immer dagewesen.

Negativ ist nur, dass der Großteil der Apps noch nicht die sogenannte „Peek and Pop“-Funktion unterstützen. Die Apple-eigenen Apps haben zwar schon viele drucksensitive Funktionen, es wird aber schnell frustrierend, wenn man Apps von Drittanbietern herunterlädt, bei denen die 3D-Touch-Funktion nicht unterstützt wird. Allerdings dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis andere Anbieter nachziehen. Vor allem Spiele-Entwickler werden wahrscheinlich einen Heidenspaß mit der neuen Funktion haben.

Die verbesserte Leistung des A9 Chipsatzes wird sichtbar, wenn das OS strapaziert wird. WIRED verglich ein iPhone 6s und ein iPhone 6 mit genau den gleichen Apps über AnTuTu Benchmark: Das iPhone 6 erreichte 45722 Punkte, während das 6s es auf 58339 brachte.

Jetzt zur Kamera, die sich mittlerweile auf zwölf Megapixel hochgearbeitet hat, und ihrer Live-Photo-Funktion. Die animierten Bilder werden von der Kamera 1,5 Sekunden vor und nach dem Aufnehmen des eigentlichen Fotos geschossen. Auch eine Tonspur wird mit aufgenommen. Andere Hersteller haben das bereits versucht, aber die Apple-Version ist einfacher zu benutzen und läuft im Hintergrund ab. Wenn kein Extra-Speicherplatz (zwei mal so groß wie ein normales Foto für die Live-Photo-Aufnahmen draufgehen soll, kann die Funktion einfach ausgeschaltet werden.

WIRED fand die Ergebnisse der Live-Photo-Funktion jedoch eher durchwachsen, oft waren sie verwackelt und nicht annähernd so schick wie in Apples Präsentation. Gute Resultate können dennoch erreicht werden, wenn man versucht, sich so wenig wie möglich zu bewegen und die Kamera ganz still hält. Das Feature ist jedoch unbrauchbar für schnelle Bewegungen. „Bleibt bei Landschaften“ ist hier die Devise.

Wer mit dem iPhone 6 zufrieden ist, für den ist der Nachfolger den Preis nicht wert.

Die Fähigkeit, 4K-Videos aufzunehmen, ist ein Segen, genau wie 120 FPS Slow-Motion mit 1080p. Für Selfie-Liebhaber gibt es zusätzlich den Retina Flash. Der Bildschirm selbst wird zur Lichtquelle und kann den Fotografierten mit dreifacher Helligkeit beleuchten, um selbst im Dunkeln gute Ergebnisse zu erzielen. Und mit der Steigerung von 1.2 Megapixel auf fünf Megapixel ist diese Verbesserung sichtbar. Was die Akkudauer angeht, hat WIRED festgestellt, dass es keine große Steigerung gab. Neben all der neuen Technik würden sich die meisten Nutzer aber wohl eigentlich über mehr Durchhaltevermögen freuen.

SOLLTE MAN AUF DAS NEUE MODELL UMSTEIGEN?
Das ist eine schwer zu beantwortende Frage. Besonders weil das neue iPhone — wie immer — eines der teuersten Smartphones auf dem Markt ist. Wer mit dem iPhone 6 zufrieden ist, für den ist der Nachfolger den Preis nicht wert. Aber ist man einmal in den Genuss des 3D Touch gekommen, ist es schwer wieder auf ein altes 6er-Modell umzusteigen. Besitzt man ein noch älteres Modell als das iPhone 6, ist die jüngste Generation auf jeden Fall eine gute Wahl.

Das iPhone 6s beziehungsweise 6s Plus ist ein tolles Smartphone, auch wenn es sich nicht so weit vom 6er absetzen kann wie erhofft. 

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