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Wir sollten Anonymous' Drohung gegen den IS nicht unterschätzen

von Max Biederbeck
Anonymous will zurückschlagen. Nach den Anschlägen in Frankreich wollen die Hacker eine „nie dagewesene“ Welle an Cyber-Angriffen gegen den sogenannten Islamischen Staat durchführen. Es könnte sich dabei nur um die Wut einzelner Symphatisanten handeln. Dennoch: Den Einfluss der Gruppe sollte man nicht unterschätzen.

Die computeranimierte Stimme des Hacker-Netzwerks Anonymous redet dieser Tage französisch. In einem neu aufgetauchten Video droht sie den Kämpfern des IS mit Vergeltung. „Anonymous auf der ganzen Welt wird euch jagen“, verkündet sie hinter ihrer Guy-Fawkes-Maske. „Wir bereiten die größte Operation gegen euch vor, die es je gab. Erwartet massive Cyber-Attacken.“


Es ist nicht das erste Mal, dass Anonymous so klar Stellung bezieht im Kampf gegen die Islamisten. Bereits nach dem Angriff auf die Redaktion der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo im Frühjahr hatten sich die Hacktivisten zu Wort gemeldet. Damals starteten sie einen Kleinkrieg gegen die Unterstützer des IS im Netz.

Unter dem Hastag #opFrance (und seitdem unter #opISIS) ging es vor allem um Defacing-Angriffe auf Seiten, die in Verbindung mit den Dschihadisten stehen. Dabei werden Webpages mit neuen Inhalten gefüllt, meistens politische Botschaften. Andere Angriffe überlasten gezielt Server, um Seiten ganz vom Netz zu nehmen (DDos). Anonymous-Hacker sammelten auch Tausende von Profilen an, die sie mit Terroristen in Verbindung brachten und stellten diese Listen online.

Insgesamt, so behaupten die Hacktivisten, haben sie binnen eines Jahres 149 IS-Websites vom Netz genommen, über 100.000 Twitter-Accounts gemeldet und knapp 6.000 Propaganda-Videos geflaggt. Gleichzeitig operieren im Netzwerk auch Hacker, die daran arbeiten, die geschützten Kommunikationskanäle des IS offenzulegen.

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Die computeranimierte Stimme des Hacker-Netzwerks Anonymous redet dieser Tage französisch. In einem neu aufgetauchten Video droht sie den Kämpfern des IS mit Vergeltung. „Anonymous auf der ganzen Welt wird euch jagen“, verkündet sie hinter ihrer Guy-Fawkes-Maske. „Wir bereiten die größte Operation gegen euch vor, die es je gab. Erwartet massive Cyber-Attacken.“

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Es ist nicht das erste Mal, dass Anonymous so klar Stellung bezieht im Kampf gegen die Islamisten. Bereits nach dem Angriff auf die Redaktion der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo im Frühjahr hatten sich die Hacktivisten zu Wort gemeldet. Damals starteten sie einen Kleinkrieg gegen die Unterstützer des IS im Netz.

Unter dem Hastag #opFrance (und seitdem unter #opISIS) ging es vor allem um Defacing-Angriffe auf Seiten, die in Verbindung mit den Dschihadisten stehen. Dabei werden Webpages mit neuen Inhalten gefüllt, meistens politische Botschaften. Andere Angriffe überlasten gezielt Server, um Seiten ganz vom Netz zu nehmen (DDos). Anonymous-Hacker sammelten auch Tausende von Profilen an, die sie mit Terroristen in Verbindung brachten und stellten diese Listen online.

Insgesamt, so behaupten die Hacktivisten, haben sie binnen eines Jahres 149 IS-Websites vom Netz genommen, über 100.000 Twitter-Accounts gemeldet und knapp 6.000 Propaganda-Videos geflaggt. Gleichzeitig operieren im Netzwerk auch Hacker, die daran arbeiten, die geschützten Kommunikationskanäle des IS offenzulegen.

Make no mistake: #Anonymous is at war with #Daesh. We won't stop opposing #IslamicState. We're also better hackers. #OpISIS

— Anonymous (@GroupAnon) 15. November 2015

Es werden zwei Ebenen deutlich, auf denen Anonymous arbeitet. Beim Großteil der Sympathisanten handelt es sich um unerfahrene Hobby-ProgrammiererInnen und Script Kiddies, die fremde Programme nutzen um „mitzuspielen“. Ihnen geht es vor allem darum, Öffentlichkeit gegen den Terror herzustellen. Eine digitale Bürgerwehr.

Auf der zweiten Ebene kommen ProgrammiererInnen ins Spiel, die oft einen IT-Security oder militärischen Hintergrund haben. Experten gehen davon aus, dass es sich bei weniger als fünf Prozent der Anonymous-Hacktivisten um solche Profis handelt. Sie sind schon seit langer Zeit Teil der westlichen Hackerszene und durchaus in der Lage, in die verborgenen Netzwerke der Terroristen einzudringen.

Das ist durchaus ernst zu nehmen. Auf der einen Seite ist die öffentliche Wahrnehmung eine der wichtigsten Stützen für den IS, auf der anderen ist die Organisation darauf angewiesen, im Verborgenen zu arbeiten, um ihre Terrorzellen für den Angriff vorzubereiten. Anonymous versucht, genau hier anzusetzen. Auf den Konflikt zu wirken, ohne in den Kreislauf der Gewalt einzutreten. Dabei zu helfen, die Organisation auszutrocknen. Bei ihrer Propaganda und Planung. Der Gedanke ist gut, hat aber auch Probleme. 

„Beide Konflikt-Parteien sind eine Bedrohung für die europäische Sicherheit“, sagte Max Hess vom internationalen Sicherheitsberater Global Intelligence AKE Group bereits im Frühjahr zu WIRED. Der Experte für europäische Sicherheitspolitik meint: Moralische Unterstützung für das Hackernetzwerk sei fehl am Platz. „Sollte Anonymous es wirklich schaffen, die Seiten der Dschihadisten aus dem Netz zu tilgen, kann das zu einem riesigen Problem werden.“

Die europäischen und amerikanischen Geheimdienste seien auf die Informationen angewiesen, die sie im Netz über die Islamisten finden. „Brechen die auf einmal weg, weil Anonymous in diesem Kleinkrieg die Oberhand bekommt, dann lässt sich schwerer vorhersagen, welche Entwicklungen es in der Islamisten-Szene insgesamt gibt und wie sie sich verhalten wird.“

Dieser Fakt wird nur selten in den Foren der Gruppe diskutiert. Mehr geht es darum, ob die gezielten Angriffe auf Islamisten wirklich der Grundhaltung von Anonymous entsprechen, ein offenes Internet ohne Kompromisse zu verteidigen. Eine Kooperation mit Behörden, gar das Teilen von Informationen bleibt bei der antistaatlichen Gruppe eher unwahrscheinlich. 

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