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Wie zwei Italiener mit Riesentürmen in Island Datenspeicherung revolutionieren würden

von Michael Förtsch
Auch Daten brauchen Unterkunft: Wenn es nach zwei italienischen Architekten geht, wäre Island der perfekte Ort, um Data Skyscraper zu errichten. Wie Zylinder würden diese hunderte Meter hoch in den Himmel ragen.

Die Mengen an Daten, die rund um die Erde transportiert und im Netz gelagert werden, nimmt mit jedem Tag zu. So virtuell diese Daten sind, so real müssen sie irgendwo unterkommen. Überall auf der Welt steigt der Bedarf an Datenzentren. Die meisten davon gleichen unansehnlichen Lagerhallen und verbrauchen Unmengen von Strom für Rechner und Klimaregulation. Ausnahmen bestätigen die Regel. Die beiden italienischen Architekten Valeria Mercuri und Marco Merletti wollen das ästhetische und ressourcentechnische Problem angehen und haben einen eleganten Lösungsansatz gefunden: Mit ihrem Konzept der Data Skyscraper wollen sie die Internet- und Datenknoten von der Horizontalen in die Vertikale heben und an einen Ort verlegen, „wo die Energie sauber und der Kostenfaktor niedrig ist.“

Ganze 300 Meter hoch, so der Plan der Italiener, würden die Türme in den Himmel hineinragen. In ihrer Form erinnern sie etwas an ein zusammengerolltes Mainboard. Tatsächlich sollen die vertikalen Data Center eher die Form eines Zylinders als eines Hochhauses, wie wir es kennen, haben. Denn das komplette Innere wäre hohl und die bis zu 400.000 Server wären rundherum in unzähligen Schubladenschächten untergebracht. Das leere Zentrum soll dabei sowohl als Kamin-gleicher Abluftkanal als auch Logistikbereich dienen. Dort könnten Server auf einfachste Weise mit kleinen Fahrstühlen ausgetauscht und gewartet werden.

Zudem solle auch der Turm selbst vollkommen modular ausfallen. Die containerartigen Anbauten könnten um den Kern herum um weitere ergänzt oder durch neuere Modelle ersetzt werden, sodass der Data Skyscraper sich stetig in Form und Ausstattung den aktuellen Anforderungen anpassen kann.


Als Standort für diese Art Rechenzentrum haben Valeria Mercuri und Marco Merletti die eisigen Einöden Islands ausgemacht. Nicht nur stünden die Rechnerhochhäuser dort in aller Ruhe und Einsamkeit, sie könnten auch mit weiten Solaranalgen und allem voran der günstigen Thermalenergie versorgt werden, die dort unter der Erde ruht.

Die Kühlung könnte zudem in den kalten Monaten einfach dadurch sicher gestellt werden, in dem die eisigen Winde gezielt über Schächte durch das Gebäude geleitet werden. Mit der Restwärme ließen sich zudem Labors, Wartungs- und Forschungseinrichtungen und Gewächshäuser im Erdgeschoss betreiben oder sogar via Fernwärme kleine Dörfer beheizen.

Dass das Konzept der Data Skyscraper jemals so umgesetzt wird, ist fraglich. Jedoch hoffen die beiden Designer, dass ihre Idee das Denken darüber anregt, wie eine grüne Zukunft der Data Center aussehen könnte.


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