Mit seinem berühmten Glashaus hat der Amerikaner Philip Johnson vor mehr als 60 Jahren Maßstäbe für Architektur und das Zusammenspiel von Bauwerk und Standort gesetzt. So sanft, so elegant fügte sich seine transparente Einzimmerwohnung in die Parklandschaft. Seung Taek Lee und Mi Jung Lim von der Architekturfirma stpmj ist jetzt ein Design gelungen, das der Natur noch einen Schub mehr Bedeutung beimisst.
„Für viele Architekten und Designer ist die Natur bloßer Hintergrund“, sagte Lee gegenüber dem New Scientist. „Wir haben uns gedacht, es könnte interessant sein, das umzudrehen.“ Die beiden gebürtigen Südkoreaner haben mit der „Invisible Barn“ eine Waldhütte entworfen, deren Wandverkleidung die Umgebung reflektiert. Sie steht in einem Waldstück inmitten der Sagehen Creek Field Station, einem Forschungsgelände der University of California. Weil sich die grün-braunen Farbtöne des Nadelwalds im Gebäude spiegeln, scheint die Hütte mit der Umgebung zu verschmelzen, ja im Unterholz regelrecht zu verschwinden. Nur die verzerrten Spiegelungen der Bäume deuten die Umrisse der Hütte an.
Das Design ist die radikale Verwirklichung der Idee, Hintergrund und Umgebung in die Architektur einzubeziehen. Die Schönheit der Natur steht für Lee und Lim über allem. In dieser Logik muss sich das Ideal eines Bauwerks zwangsweise der Unsichtbarkeit annähern. Einen ähnlichen Gedanken verfolgte in Japan schon der Architekt Hisanori Ban mit seinem vollständig verspiegelten Café, das er so zur Projektionsfläche der städtischen Umgebung machte.
Faktoren wie Nutzen oder Bewohnbarkeit spielen für die Architekten der kalifornischen Waldhütte übrigens keine Rolle: Der Bau ist nur einen Meter breit. Lee und Lim geht es stattdessen vor allem um die Interaktion zwischen dem Werk, Spaziergängern und Umgebung.