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„Wind of Boston“: Wenn Stürme zu Daten-Gemälden werden

von Cindy Michel
Wind spürt man auf der Haut und im Haar, dem bloßen Auge bleibt das Element jedoch verborgen. Das will der Medienkünstler Refik Anadol ändern: Die digitalen Werke seiner Serie „Wind of Boston“ zeigen, wie ästhetisch und poetisch Big Data aussehen kann.

„Der Wind ist eines der vitalen Phänomene dieser Erde“, sagt Refik Anadol. „Er ist nicht nicht nur pure Inspiration und in jeder Sekunde einzigartig, sondern auch unsere Zukunft. Denn ähnlich wie Solarenergie hat Windkraft ein enormes Potenzial die Energiewende herbeizuführen. Natürlich will ich wissen, wie so eine Macht aussehen könnte“, erklärt der Medienkünstler im Gespräch mit WIRED.

Basierend auf diesem Gedanken starteten er und sein Studio-Team das Projekt Wind of Boston. Über ein Jahr lang sammelten sie alle möglichen Informationen über Winde, die am Logan-Flughafen in Boston wehen, analysierten, interpretierten und visualisierten diese schließlich. Das Resultat sind dynamische Daten-Gemälde auf zwei mal vier Meter großen digitalen Leinwänden.

Wind of Boston gliedert sich in vier verschiedene „Kapitel-Gemälde“. Das Quartett basiert zwar auf dem gleichen Datensatz, allerdings setzte Anadol für jeden Part andere Schwerpunkte und Perspektiven. „So ändern sich mit den Kapiteln auch die Ästhetik und die Poetik. Die malerische Schönheit des Windes wird von verschiedenen Blickwinkeln zum Leben erweckt“, erklärt er.

Das erste Kapitel heißt Hidden Landscapes, versteckte Landschaften. Darin setzt der Künstler den Fokus auf die auffälligsten Messwerte: die kräftigsten und schnellsten Winde. Basierend auf diesen errechnet und erstellt eine selbst entwickelte Software anschließend ein Höhenprofil, das eine räumliche Erfahrung kreiert.

Das zweite Kapitel, Porcelain Memories, Erinnerungen aus Porzellan, macht seinem Namen alle Ehre. Die Daten visualisierte Anadol als feine, weiße und zerbrechlich wirkende Landschaft. Obgleich der Gedanke dahinter alles andere als zerbrechlich ist: „Ich wollte damit an die Unberührbarkeit und den poetischen Einfluss eines Sturmwindes erinnern, wie er außerhalb der Zeit existieren könnte“, sagt Anadol.

Sea Breeze erforscht, wie der Name schon andeutet, die sanften und warmen Winde, die trotz des harschen Winters vom Meer zum Fan Pier in Boston wehen.

Gust in the City, Böen in der Stadt, erforscht hingegen kurzstößige Höchstgeschwindigkeitswinde und bietet einen Draufblick auf dieses urbane Phänomen. „Hier haben wir den poetischen Tanz zwischen Naturgewalten und urbanen, von Menschenhand geschaffenen Welten, visualisiert“, erklärt der Medienkünstler das vierte und letzte Kapitel von Wind of Boston.

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