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Was Vögel in den Himmel zeichnen

von Cindy Michel
Nicht nur Ornithologen werden diese Bilder gefallen: Der Künstler Xavi Bou bannt für sein Projekt „Ornithographies“ den Flug von Vögeln, Frame für Frame, auf Film. Dabei werden schwindelerregend schöne Flugmuster sichtbar.

Für Vögel interessiert sich Xavi Bou schon seit seiner Kindheit. Als kleiner Junge wanderte er oft stundenlang mit seinem Großvater durch das Naturschutzgebiet Delta del Llobregat in Katalonien, um verschiedene Vögel zu beobachten. Die Faszination an den gefiederten Tieren sei über die Jahre gewachsen, erzählt er. Deshalb kehrt der Geologe und Modefotograf aus Barcelona immer wieder zurück in die Region, in der er seine Kindheit verbracht hat, um dort zu fotografieren. Einige der dabei entstandenen Bilder zeigt er in seinem aktuellen Projekt Ornithographies.

Übersetzt man den Titel ins Deutsche kommt dabei so etwas wie Vogelschrift heraus. Und das trifft das Motiv seiner Bilder eigentlich ganz gut. Was auf den ersten Blick wie schwarze Pinselstriche, Testläufe aus Tintenstrahldruckern oder straffierte Linien aussieht, sind Vögel im Flug. Denn Xavi Bou hält nicht einen einzigen Moment des Vogelflugs fest, sondern alle darin. „Ich wollte diese unbemerkten Momente, die durch Bewegung entstehen, abbilden und die Grenzen der menschlichen Perspektive aufzeigen“, erklärt Bou seine Intension hinter dem Projekt.

Bewegung in der Fotografie beschäftigt Künstler wie Wissenschaftler schon, seitdem Dynamik erstmals auf einem Filmstreifen festgehalten wurde. So visualiert etwa der Künstler Tobias Gremmler Bewegungsabläufe von KungFu-Künstlern auf Film. Beeinflusst wurde Gremmler von Filmphilosophen und Pionieren der Fotografie wie etwa Eadweard Muybridge.

Jean Epstein, ein Filmtheoretiker des frühen 20. Jahrhunderts, glaubte in der Raumzeit, die erst das Bewegbild offenbart, eine Parallelwelt zu erkennen. Während der britische Fotograf Eadweard Muybridge einen etwas praktischeren Ansatz wählte. In den 1870er Jahren untersuchte er den Bewegungsablauf galoppierender Rennpferde und legte mit seinen Fotoexperimenten der Chronografie einen Grundstein für die Kinematographie.

Und genau auf dieser Methode, der Chronografie oder auch Augenblicksfotografie, basieren auch Bous Bilder. „Man sieht nicht nur, welche Muster die Vögel während ihres Flugs zeichnen, sondern auch die Zeit an sich“, sagt Bou. Die Vergänglichkeit wird deutlich.“ Doch im Gegensatz zu anderen wissenschaftlichen Herangehensweisen, die Bewegungsabläufe sehr deutlich unter die Lupe nehmen, will Ornitographie die Distanz wahren. Seine Bilder sind weder invasiv, noch enthüllend.

 

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