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Warum in Süditalien eine Kirche aus Draht entsteht

von Gian Volpicelli
Wie von Geisterhand wirkt die Konstruktion eines italienischen Künstlers. Für die Nachbildung einer alten Kirche waren zwar keine Gespenster nötig, dafür jede Menge Stahldraht und ganz viel Transparenz. 

Sieben Tonnen. So viel Maschendraht ergab am Ende das gespenstische Gebäude, das auf den Bildern zu sehen ist. Die Kirche Santa Maria di Siponto ist das einzig noch stehende Gebäude einer frühchristlichen Siedlung im süditalienischen Apulien. Im 13. Jahrhundert wurde sie von einem Erdbeben größtenteils zerstört. Um Touristen die ursprüngliche innere und äußere Struktur der Kirche näherzubringen, hat Edoardo Tresoldi eine Drahtkonstruktion auf den Ruinen errichtet.

Der in Mailand geborene Künstler ist auch als Bühnenbildner tätig und auf drahtige Konstruktionen spezialisiert. „Mir gefiel die Idee, auf antikem Grund etwas zu erschaffen“, sagte er. „Das ist eine neue Art von Transparenz. Im Inneren des Gebäudes kann man den Wind spüren und den Geräuschen der Umgebung lauschen. Es gibt kein richtiges Draußen.“

Den Baukörper der Kirche nachzubauen, die zuletzt vor 800 Jahren dort stand, benötigte Monate an Vorbereitung, vor allem intensiver Forschungsarbeit. „Wir mussten viele Kirchenprojekte aus derselben Zeit und Region miteinander vergleichen“, erklärte der Künstler. „Glücklicherweise waren die damaligen Bauten standardisierten Vorschriften unterworfen, wie dem Goldenen Schnitt zwischen Säulen, Mittelgang und Wänden. Ausgehend von den Ruinen konnten wir damit die Proportionen der Kirche bestimmen.“

War das Design erst einmal komplett, schnitten Tresoldi und sein Team die besagten Maschendrahtstücke in kleine Puzzleteile. Jedes repräsentierte ein Modul der Kirche. Mit Drahtheftern setzten sie die ursprüngliche Struktur des Gebäudes innerhalb von 30 Tagen zusammen. Italiens Ministerium für Kulturgüter, kulturelle Aktivitäten und Tourismus, welches das Projekt finanzierte, enthüllte die Drahtkonstruktion im April. Zunächst gibt es keine Pläne, sie wieder abzubauen.

„Die Kirche ist aus Stahl, also kann sie, mit der nötigen Instandhaltung, noch eine sehr lange Zeit überdauern“, sagte Tresoldi, der sich aktuell verschiedenen Installationsprojekten in den USA widmet. „Das Wichtigste ist jedoch, dass nun tausende Menschen Sipontos Ruinen besuchen. Diese Menschen machen den Erfolg des Projekts aus – für sie haben wir die Geschichte transparent gemacht.“

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Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED UK

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