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Diese seltsame Weltkarte ist die genaueste, die es gibt

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Der japanische Designer Hajime Narukawa war mit der Ungenauigkeit gängiger Weltkarten unzufrieden – und entwickelte deshalb eine präzisere Variante. Für sein Werk erhielt er nun den begehrten Good Design Award.

Fast alle herkömmlichen Weltkarten basieren auf einer Vorlage aus dem Jahr 1569. Das Abbild der Erdoberfläche wurde vom deutschen Geographen und Kartographen Gerhard Mercator gezeichnet und dominiert bis heute unser Bild von der Welt.

Dabei ist Mercators Modell alles andere als perfekt, tatsächlich ist die Darstellung einiger Regionen sogar äußerst ungenau. Die Antarktis und Grönland etwa werden stark verzerrt und in einem falschen Größenverhältnis dargestellt. Häufig wird den darauf basierenden Karten auch ein politisches Statement unterstellt, weil einige Länder durch die Verzerrungen größer erscheinen als sie sind.

Etwas, das auch dem japanischen Designer und Architekten Hajime Narukawa sauer aufstieß. Er entwickelte deswegen eine eigene Projektionsmethode für Karten namens AuthaGraph und gründete auf deren Grundlage das gleichnamige Unternehmen.

Narukawas Ziel: Landmassen und Gewässer so genau und realitätsgetreu wie möglich auf Karten abbilden. Im Zeitalter von Klimawandel und Meeresgebietsansprüchen hielt er es für wichtig, einen neuen Blick auf die Welt zu etablieren, der alle Interessensgebiete des Planeten berücksichtigt.

Das Ergebnis von Narukawas Arbeit wurde nun auf besondere Weise gewürdigt. Das Japan Institute for Design Promotion prämiert jedes Jahr Objekte und Entwürfe aus den unterschiedlichsten Bereichen, der Good Design Award gilt als eine der wichtigsten Design-Auszeichnungen des Landes. Für seine AuthaGraph-Weltkarte erhielt Hajime Narukawa nun den Good Design Grand Award, der anders als die übrigen Preise jedes Jahr nur an einen einzigen Anwärter verliehen wird.

Die Preisrichter hoben die Besonderheit hervor, dass die Karte nahtlos in unterschiedliche geometrische Formen wie beispielsweise einen Globus gefaltet werden kann, ohne dass Proportionen verfälscht werden. Auch können mehrere Exemplare der Karte übergangslos in beliebiger Richtung aneinandergereiht werden. Das ermögliche beispielsweise die präzise Nachverfolgung von Umlaufbahnen auf einer flachen Oberfläche.

Die AuthaGraph-Karte ist in unterschiedlichen Formen erhältlich. Narukawa bietet unter anderem klassische Wandkarten an, einen faltbaren Globus sowie ein Mosaik-Poster aus 40 aneinandergereihten Karten. In Japan wurde sein Entwurf der Welt schon 2015 in die Lehrbücher übernommen. Allerdings ist auch diese Interpretation der Erdkugel noch nicht perfekt. Die Website des Good Design Awards merkt in einer Fußnote an, dass es nötig sei, die Kartensektionen zur Darstellung von Regionen und Entfernungen in kleinere Segmente zu unterteilen, um die Karte tatsächlich als realitätsgetreu bezeichnen zu können.

Dennoch bietet Narukawas Arbeit den bislang präzisesten Blick auf den Erdball. Bisherige Bemühungen, die Aussagekraft von Weltkarten zu verändern, beschränkten sich darauf, andere Perspektiven anzubieten oder die Welt unter speziellen Gesichtspunkten einzuteilen.

Ein besonders unterhaltsames Exemplar lieferte im vergangenen Jahr ein slowakischer Teenager, der die Welt in Klischees unterteilte. Wie nahezu alle anderen verfügbaren Kartenvariationen griff aber auch diese auf das alte Mercator-Modell zurück.

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