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Diese Stadtutopien sind faszinierend, radikal und gigantisch

von Michael Förtsch
Wie leben wir künftig in immer größeren Städten? Die meisten Metropolen haben sich grundsätzlich wenig verändert seit ihrer Gründung vor hunderten Jahren. Etwas Neues muss her. WIRED stellt neun faszinierende Stadt-Utopien vor und erklärt, warum sie bisher nur Träume sind. 

Viele der heutigen Metropolen sind Jahrhunderte alt. Als sie einst entstanden, war eine Bevölkerung von Hunderttausenden oder gar Millionen Menschen unvorstellbar. Dennoch werden neue Städte überall auf der Welt noch immer nach den bekannten Infrastrukturmodellen und Gesellschaftsmustern gestaltet. Gleichzeitig strömen mehr Menschen vom Land in die urbanen Räume. Mittlerweile leben und arbeiten mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung in Städten. Im Jahr 2050 könnten es laut einem Report der Vereinten Nationen über zwei Drittel werden. Das stellt Stadtplaner vor große Herausforderungen.

Architekten und Visionäre wie Paolo Soleri oder Frank Lloyd Wright hegten schon vor langem die Hoffnung, neue urbane Welten zu erschaffen. Sie ersannen Utopien für das perfekte Lebensumfeld, sie wollten das städtische Miteinander neu definieren. Die Konzepte heutiger Vordenker sollen hingegen unseren negativen Einfluss auf den Planeten minimieren, fossile Brennstoffe und Autos verbannen. Die Architekten wollen Umweltsünden wettmachen und Lebensräume schaffen, wo diese bisher nur schwerlich vorstellbar sind.

Manche dieser Pläne sind radikal und gigantisch. Andere futuristisch und progressiv. Einige sogar absurd. Alle stecken jedoch voller Tücken, die ihre Umsetzung meist zum letztlich unerfüllbaren Wunschtraum werden lassen.

Masdar City

Vor neun Jahren hatte das Emirat Abu Dhabi den Bau einer Öko-Stadt ausgerufen. Masdar City sollte dank Stromversorgung aus erneuerbaren Energien vollkommen CO2-neutral sein. Abfall würde durch ein konsequentes Recyclingsystem unvorstellbar und Autos wären dank autonomer Pods überflüssig. Durch die High-Tech-Uni Masdar Institut sollte die Stadt zudem zur Bildungsspeerspitze des Landes heranwachsen. Tatsächlich ist Masdar City seit 2008 inmitten einer Wüstenlandschaft im Bau. Ein Team von Stararchitekt Norman Forster und Unternehmen wie Siemens, General Electric und auch das Massachusetts Institute of Technology (MIT) sind an der Umsetzung beteiligt. Vielfach wurde Masdar City daher als revolutionäres Vorzeigeprojekt gefeiert.

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Allerdings ist der Bau der für 47.500 Einwohner angedachten Stadt ins Stocken geraten. Im letzten Jahr sollte sie fertiggestellt werden. Der neue Termin? 2030. Dazu wurden die Pläne eingedampft: Die Selbstfahr-Pods bleiben ein Experiment. Erdwärme-Energie wird es vorerst nicht geben. Anderes funktioniert hingegen schon. Die Büros der Energieagentur IRENA und eine Siemens-Niederlassung sind bezogen. Ebenso Studentenunterkünfte und Teile des Masdar Institut. Sie erreichen dabei die angestrebten Werte für Energieeffizienz. Dazu fließt Solarstrom und statt Klimaanlagen kühlen große Türme die Stadt, indem sie Zugluft einfangen und in die Gassen pusten. Ein im Vergleich mit den Ambitionen bescheidener aber vorzeigbarer Erfolg.

Jedoch bezweifeln einige Forscher, dass Masdar City jemals wirklich grün wird. Denn auch wenn die Stadt fertiggestellt wird und tatsächlich klimaneutral agieren würde, könnten sich nur wenige Menschen im urbanen Öko-Paradies eine Wohnung leisten. Die weniger gut bezahlten Arbeiter, Angestellten und Bediensteten der Bewohner müssten aus anderen Städten heran pendeln. So könnte sich neben Masdar City gar eine dreckige Satellitenstadt bilden. Das würde die positive Wirkung der Öko-Utopie vollkommen relativieren. Nichtsdestotrotz stellt Masdar City ein faszinierendes Öko-Labor dar, das zeigt, was jetzt schon machbar ist. 

Experimental Prototype Community of Tomorrow

Walt Disney ist wohl am ehesten als Vater von Micky Maus bekannt. Doch der Zeichentrickmagnat war auch Futurist und Visionär. Anfang der 1960er Jahre erlebte er Städte wie Los Angeles und New York als lebensfeindliche Umgebungen. Er kaufte daher nahe Orlando, Florida ein Areal größer als Manhattan und beauftragte die Ingenieure von Disneyland eine Stadt zu erdenken. Er nannte sie Project X und später Experimental Prototype Community of Tomorrow – kurz EPCOT. Disney hoffte, sie würde zum Vorbild für eine „Gesellschaft von Morgen“ werden.

Gleich einem Wagenrad sollte EPCOT geformt sein. Im Zentrum plante Disney Verwaltungsgebäude, Ladenpassagen und ein riesiges Hotel. Drumherum einen Gürtel mit Sportanlagen, Kinos und Restaurants. Das alles sollte mit gläsernen Dächern überspannt sein. An diesen Kern sollte dann ein „grüner Mantel“ mit Parks und Schulen anschließen. Dahinter würden sich Wohnbezirke für maximal 20.000 Einwohner auftun. Mit dieser Obergrenze sollte gesichert sein, dass jeder einen Job in der Experimentalstadt oder dem zugehörigen Park finden könnte. Wer in Pension geht, muss die Stadt der Zukunft jedoch verlassen. Die Häuser und Wohnungen würden nicht verkauft, sondern nur vermietet und stetig aufgerüstet werden.

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Autos sollten in Untergrundstraßen fahren, aber eigentlich unnötig sein. Stattdessen würde es überall Einschienenbahnen, sogenannte People Mover, geben, die das gesamte Gelände durchzögen. Disney wollte große US-Unternehmen überzeugen, ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in seine Stadt zu verlagern. Er hatte die Vorstellung, dadurch würden die klügsten Forscher aufeinander treffen und sich austauschen können. Sie sollten neben- und miteinander arbeiten und EPCOT als lebendes Testlabor nutzen. Aber wie und was in EPCOT geht, das sollte letztlich allein die Zeichentrickfirma bestimmen.

Als Walt Disney im Dezember 1966 starb, war auch das Projekt EPCOT dahin. Zu groß und riskant war es den Unternehmensverwaltern. Einige Konzepte zum Transportwesen und der Organisation wurden jedoch in der gleichnamigen Themenwelt von Walt Disney World und anderen Parks weltweit umgesetzt. Mit Celebration baute Disney später tatsächlich eine Planstadt, die auf die Ideen des Firmengründers zurückgriff, aber sonst wenig mit dessen futuristischer Vision zu tun hat.

Arkologien

Der Mensch und sein Tun haben Auswirkungen auf die Umwelt. Der Architekt Paolo Soleri wollte dies mit einem neuen Konzept des urbanen Lebens ändern. 1958 ersann er mit Mesa City eine dicht besiedelte Zwei-Millionen-Stadt. Die sollte sich komplett selbst versorgen können. Sie zu verlassen wäre unnötig. Denn auf verschachtelten Ebenen sollte sich alles finden, was die Bewohner brauchen. Aus diesem Entwurf entstand die Idee der Arkologie – Architektur vereint mit Ökologie. Diese vollkommen autonomen Habitate können Tausende bis Millionen Menschen beherbergen.

Seitdem haben zahlreiche Architekten diesen Gedanken weitergesponnen. Insbesondere in Form sogenannter Hyperbuildings: Städte gepackt in epochale Gebäude, wie sie Soleri 1966 mit dem Hexahedron entwarf. Die Baufirma Taisei erdachte 1980 mit X-Seed 4000 etwa einen 4 Kilometer hohen Trichterbau, der bis zu 1 Million Menschen beherbergen könnte. Ebenso existieren mit TRY 2004 und Aeropolis 2001 Ideen für eine Zwei-Kilometer-Pyramide und ein ebenso hohes Hochhaus für die Bucht Tokios. Für 40.000 Menschen ausgelegt ist hingegen NOAH, ein Megabau für New Orleans. Die Grenzen der Statik, schwer abschätzbare Kosten und das hohe Risiko lassen solche Projekte bislang Architektenträume bleiben.

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Mit Arcosanti versuchte der 2013 verstorbene Soleri jedoch eine Art Mini-Arkologie zu entwickeln. Nicht in Form eines Hyperbuildings, sondern einer kompakten Experimentalstadt. Gerne werden auch die Begich Towers in Whittier, Alaska als Mini-Arkologie bezeichnet, da in diesem Wohnkomplex nahezu das gesamte Stadtleben abläuft. Aber vor allem in der Popkultur sind Arkologien gegenwärtig. In der Videospiel-Reihe Deus Ex existiert in Kairo eine mehrere Kilometer durchmessende Pyramide. Im Klassiker SimCity 2000 kann der Spieler selbst Arkologien errichten. Und im Larry-Niven-Roman Oath of Fealty wird eine Arkologie von der Wohnalternative zum Stadtstaat.

Broadacre City

Frank Lloyd Wright gilt als einer der prägendsten Architekten überhaupt. Er hat unter anderem das Guggenheim Museum in New York, das Ennis House und das legendäre Fallingwater entworfen. In den 1930er Jahren plante er den Lebensstil von Millionen Menschen zu ändern. Er verabscheute überlaufene Metropolen. Stattdessen erträumte er weite Städte, die eine ländliche Idylle bieten sollten. In diesen würde jeder Bewohner hypermobil und vollkommen selbstbestimmt wohnen und arbeiten. Seine Vorstadt-Utopie und Anti-Stadt taufte er Broadacre City.

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Klassische Behörden sollte es dort nicht geben, sondern eine dezentralisierte Verwaltung. Die einzige wahre Autorität wäre ein Architekt, der die Stadt mit jedem neuen Bewohner weiterplanen soll. Jede Familie bekäme vier Quadratkilometer Land, das sie selbst bewirtschaften müsste. Denn Wright ersann auch den Ideal-Amerikaner, der sowohl Farmer, Künstler als auch Handwerker ist. Auf Märkten sollten die Einwohner ihre Erzeugnisse anbieten. Entsprechend würden auch die Wohnhäuser klar und modular ausfallen. Jederzeit sollten sie sich der Professionen der Bewohner anpassen können. Verbunden wären die Grundstücke und ihre Besitzer durch Telefone und breite, begrünte Straßen, die sich als klare Linien durch die Stadt ziehen.

Entgegen heutigen Utopien sollte jeder in Broadacre City mit einem eigenen Auto unterwegs sein. Oder auch mit Mini-Hubschraubern, die Wright Aerator nannte. In kompakten Hubs sollten sich zudem Tankstellen, Hotels und Geschäfte finden. Frank Lloyd Wright wollte damit „moderne Dorfgemeinschaften“ quer durch die USA schaffen. Aus heutiger Sicht wirkt diese Vorstellung anachronistisch, konservativ und etwas technokratisch. Elemente von Wrights Vision finden sich ausgerechnet in den dystopischen Gated Communities und surrealen Vorstadthöllen der USA.

Freedom Ship

Moderne Kreuzfahrtschiffe sind eigentlich schwimmende Städte. Sie bieten Wohnraum, Ladenpassagen, Kinos und Restaurants. Sie verfügen über gut ausgestattete Krankenhäuser und versorgen die Passagiere auch sonst mit allem, was sie benötigen. Ende der 1990er kündigte eine Gruppe amerikanischer Ingenieure und Unternehmer an, mit dem Freedom Ship nun eine reale schwimmende Stadt zu bauen. Als 25-stöckiger Koloss sollte das Schiff über die Ozeane kreuzen, alle zwei Jahre die Erde umrunden und dabei als autonome aber auch weltoffene maritime Kolonie funktionieren.

Die Eckdaten? 1317 Meter lang und rund 225 Meter breit würde das Freedom Ship sein. Es gäbe dauerhaften Wohnraum für 40.000 Menschen – ähnlich dem Residenzschiff The World. Dazu kommen Schulen, Parks, Museen und ein U-Bahn-System. Finanzieren sollte sich der Betrieb durch Kasinos, eine riesige Duty-Free-Shopping-Mall und Hotelbetten für 10.000 Besucher. Letztere können mit Flugzeugen und Helikoptern auf dem Oberdeckflughafen oder mit Booten am Heck des Schiffs landen, wenn es vor einer Hafenmetropole einen Stopp einlegt. Ansonsten würde sich das Freedom Ship weitestgehend außerhalb des Einflussbereichs von Staaten bewegen.

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So groß die Vision und der mediale Trubel um das Freedom Ship auch war, umgesetzt wurde der Plan bisher nicht. Vor allem wegen der Kosten. Denn der geplante Bau aus miteinander verkoppelten Bargen würde mindestens 10 Milliarden Dollar verschlingen. Dennoch: Der Plan für das Freedom Ship existiert und wird von den Initiatoren weiterhin vorangetrieben. So wurde zuletzt mit dem indischen Schiffsdesigner und Marinedienstleister Kanethara Group ein Vertrag über die Ausarbeitung eines aktuellen Designs und eine Machbarkeitsstudie beschlossen.

The Venus Project

Im Jahr 1995 kündigte der Industriedesigner und selbsternannte Architekt Jacque Fresco an, die Welt verändern zu wollen. Sein Mittel dafür sollte das Venus Project sein. Das ist einerseits als Denkfabrik gedacht. Andererseits sollte es aber auch eine Forschungsanlage samt Modellstadt in Highlands County, Florida werden. Jacque Fresco wollte demonstrieren, wie sich Armut, Obdachlosigkeit, Krankheit und Umweltverschmutzung eliminieren ließen. Nämlich mit einer von Ressourcen statt Geld getriebenen Ökonomie und einem Computer als politische Instanz.

So futuristisch die Idee klingt, so spektakulär stellte sich Fresco auch seine Stadt vor. Nämlich als im Kern kreisförmig angelegte Siedlung mit leicht gebogenen Gebäudereihen. Dazwischen Wälder und Seen. Die Mobilität der Bewohner sollte mit Elektrofahrzeugen und Magnetschwebebahnen sicher gestellt sein. Ein Warenaustausch könnte durch Flugdrohnen erfolgen. Elektrischer Strom würde allein mit Sonnen-, Wind- und Geothermalanlagen gewonnen werden. Die Aufgabe der Bewohner? Den kulturellen und technologischen Fortschritt vorantreiben. Denn alle Grundbedürfnisse werden von der Stadt gedeckt.

Tatsächlich hat Fresco mit dem Bau des Venus Project begonnen. Jedoch stehen lediglich einige von ihm entworfene Kuppelbauten, die zum Forschungszentrum gehören. Dort werden „Aufklärungsschriften“ produziert. Und die sind nicht unumstritten. Denn zeitweise war das Projekt mit einer Bewegung verknüpft, die Verschwörungstheorien verbreitet. Auch wird die generelle Umsetzbarkeit von Wissenschaftlern wie Noam Chomsky angezweifelt. Im Mai 2017 ist Jacque Fresco verstorben. Nun will seine Frau das ehrgeizige Projekt fortführen.

Ville Contemporaine

Heutige Städte entsprechen nicht den Anforderungen des modernen Menschen. Daher sollte man sie abreißen und nach neuen Plänen wiederaufbauen. Das hatte der legendäre Architekt und Stadtplaner Le Corbusier schon vor fast 100 Jahren vorgeschlagen. Er ist unter anderem bekannt für das Corbusierhaus in Berlin oder die Villa Savoye in Poissy. Mit Ville Contemporaine – der zeitgemäßen Stadt – hatte er 1922 eine Idealstadt für drei Millionen Einwohner entworfen, die seiner Ansicht nach der Moderne gerecht werden würde. Und der menschlichen Sehnsucht nach Licht, Luft und Mobilität.

Statt schmaler Stadthäuser entlang enger Straßen plante er eine Ansiedlung von 24 monumentalen Wohnblöcken, deren Wände aus Beton und Glas rund 60 Stockwerke in den Himmel ragen sollten. Diese hätten jeweils Platz für tausende Bewohner aber auch Büros, Einkaufszentren und Hotelanlagen. Sie sollten als Stadt-in-der-Stadt fungieren – vor allem für wohlhabende Einwohner. Das Gelände zwischen ihnen sollte von Wiesen, Parks aber auch breiten Straßen dominiert werden. Im Stadtzentrum sollte zudem eine gigantische Verkehrsdrehscheibe mit Bus- und Bahn-Stationen und einem Zentralflughafen entstehen. Weiter nach außen würde sich die Stadt ausdünnen und auch Arbeiterfamilien ein Zuhause bieten.

Realisiert wurde Ville Contemporaine nicht. 1925 schlug Le Corbusier daher mit dem Plan Voisin vor, einen Teil von Paris abzureißen und dort seine Wohnblöcke aufzubauen. Auch das geschah nicht. Allerdings wurden seine Pläne zur Basis der Unité d'Habitation. Dem Vorbild der Plattenbauten der Nachkriegszeit. Viele der Entwürfe Le Corbusiers gelten heute als visionär. Allerdings werden sie auch als inhumane, Fußgänger-feindliche und leblose Architektur kritisiert. Es ist zweifelhaft, ob eine Stadt nach dem Konzept der Ville Contemporaine lebenswert gewesen wäre. 

Lilypad

Das Eis an den Polen schmilzt, der Meeresspiegel steigt und Städte wie Miami und ganze Inselnationen könnten bald im Wasser versinken. Daher suchen Ingenieure und Stadtplaner schon seit mehreren Jahren nach einer Lösung. Für den belgischen Architekten Vincent Callebaut ist die allerdings recht klar. Er will die künftigen Klimaflüchtlinge auf Städte umsiedeln, die einfach nicht versinken können, da sie schwimmen: nämlich Lilypads. Für deren Bau möchte er auf ein Material setzen, das eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit darstellt.

Die Stadtinseln von Callebaut messen im Querschnitt rund 500 Meter und gleichen der Form einer riesigen Seerose. Dazu ragen sie mehrere hundert Meter in die Höhe als auch die Tiefe. In den weit aufragenden Blättern findet sich Wohnraum für bis zu 50.000 Menschen. Dazwischen spannen sich künstliche Lagunen, Wiesen und kleine Wälder. Im verglasten Part unter Wasser, lässt sich direkt in den Ozean schauen. Gebaut werden sollen die Lilypads mit einem 3D-Druck-Verfahren. Als Material soll unter anderem altes Plastik aus den Ozeanen und von Müllhalden überall auf der Welt verwendet werden.

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Energie würde auf den Kunstinseln durch Solarstrom, in die Struktur integrierte Windränder und Wellenbewegungen generiert. Jedes Lilypad soll unabhängig von anderen agieren können, in Buchten vor dem Festland treiben oder in ruhigem Wasser um die Erde schippern. Dabei würden die Bewohner stetig daran arbeiten, ihr künstliches Habitat zu erhalten und zu verbessern.

Dass die Inselstädte Realität werden, ist eher zu bezweifeln. Denn Callebaut setzt bei seiner Vision Materialien voraus, die derzeit nur in der Theorie existieren. Trotzdem sind die Lilypads eine visionäre Antwort auf ein Problem, das in den kommenden Jahrzehnten akut wird.

Eco-city 2020


Geht es um futuristische Städte in Science-Fiction-Filmen, dann hat man schnell das Klischee von Hochhäusern unter einer Glaskuppel im Kopf. Auf ähnliche Weise stellte sich das russische Architekturbüro AB Elise im Jahr 2010 auch die Eco-city 2020 vor. Die soll nicht nur als ökologische Vorzeigestadt dienen, sondern auch einen der größten Schandflecke der menschlichen Ressourcengier verschwinden lassen. Entstehen soll die futuristische Stadt nämlich inmitten der Mir-Miene. Das ist ein 525 Meter tiefer und 1200 Meter breiter Krater im eisigen Sibirien. Hier wurde fast fünf Jahrzehnte hinweg nach Diamanten geschürft. 

Nach den Plänen der Architekten würden die Außenwände der Miene verstärkt und die Stadt in den Trichter hinein gebaut werden. Unterteilt in drei hohe Ebenen, die alle durch einen zentralen Mittelschacht verbunden werden. In der untersten würden Hydro-Farmen, Forschungseinrichtungen und Gärten untergebracht. In den zwei oberen hingegen ganze Wälder und Wiesen. An den Rändern würden sich Wohnquartiere für bis zu 100.000 Menschen, Büros und andere Quartiere entlangziehen. Abgeschlossen werden soll die Eco-city 2020 durch ein Glasdach, das selbst im Winter ein Klima schaffen würde, das deutlich milder ist als in der umgebenden Eiswüste.

Das ganze Jahr über könnte Ackerbau betrieben werden, womit sich auch umliegende Städte mit frischem Obst und Gemüse versorgen ließen. Ebenso soll sich die Eco-city 2020 durch Solarpaneele im Dach nahezu komplett selbst mit Strom versorgen können. Den Architekten zufolge sei der Plan mehr als nur eine kühne Vision und durchaus umsetzbar. Allerdings müssten sich mutige Investoren finden, die das Mega-Projekt finanzieren.

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