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Ein Rentner hat verhindert, dass „Star Wars: Episode VII“ zum CGI-Desaster wird

von Oliver Franklin-Wallis
J. J. Abrams wollte den schlimmsten Fehler von George Lucas nicht wiederholen: Zu viel Green-Screen und CGI, die die Welt von „Star Wars“ billig und künstlich aussehen lassen. Deshalb setze er lieber auf Techniken, die schon im ersten Film der Saga verwendet wurden. Hilfe holte er sich dabei von einem Mann, der eigentlich schon längst im wohlverdienten Ruhestand war.

Wookies, Rodians, Twi'Leks — das „Star Wars“-Unviersum ist eine verwegene Gesellschaft aus seltsamen und gefährlichen Kreaturen. Um sie für „Das Erwachen der Macht“ erneut zu erschaffen, hat J. J. Abrams sich an eine Koryphäe der praktischen Spezial-Effekte gewandt: „Ich war im Ruhestand, als ich den Anruf bekam“, erzählt Neal Scanlan. Der 54-jährige Londoner hat für seine Arbeit mit Special Effects für „Ein Schweinchen namens Babe“ und „Prometheus“ einen Oscar gewonnen.

Unter der Leitung von Scanlan hat die Special-Effects-Werkstatt Pinewood Studios mehr als 100 Charaktere für „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ gebaut, darunter alte Favoriten und völlig neue Kreaturen und Droiden. „Es gibt vielleicht vier oder fünf komplett aus Prothesen bestehende Charaktere. Dann gibt es Kombinationen aus Prothesen und Animatronik“, sagt Scanlan „Und dann gibt es Charaktere, die mit Muskelkraft bewegt werden müssen — manchmal ist das nur ein Mensch in einem Kostüm und einem animatronischen Kopf, aber es gibt auch Kreaturen, die fünf oder sechs Menschen zum Steuern brauchen.“

Der Fokus auf praktische Spezialeffekte war eine von Adams wichtigsten Grundideen für den Film. „Wir wollten zurückgehen und die DNA des Originals finden, von ,Eine neue Hoffnung‘ und ,Das Imperium schlägt zurück‘“, sagt Scanlan. „Ralph McQuarrie und Joe Johnston haben damals ein bestimmtes Gefühl definiert. Für mich war es wirklich wichtig, zu identifizieren, was einen ‚Star Wars‘-Charakter zu einem ‚Star Wars‘-Charakter macht.“ Dafür besuchte Scanlan das Lucasfilm-Archiv und zog die Original-Skizzen und Blaupausen zurate. Er wollte herausfinden, wie die Puppen und Roboter der ersten Filme wirklich gebaut worden waren.

Die großen Kreaturen aus „Das Erwachen der Macht“, etwa das Luggabeast (siehe ganz oben), sind inspieriert von Techniken, die bereits für Bühnenshows Verwendung fanden, zum Beispiel beim Kriegsdrama „Gefährten“. „Als ich J.J. zum ersten Mal traf, sagte er, dass er ,Gefährten‘ gesehen hatte und es phantastisch fand, wie dort das Pferd zum Leben erweckt wird“, sagt Scanlan. „Und wir haben gesagt: Naja, wenn die das können, können wir das noch viel besser, wir machen schließlich einen Kinofilm.“

Jedes Design fängt als Tonfigur an, die von den Prothesen-Designern dann mit einem 3D-Scanner abgetastet wird. So können die Ingenieure gleichzeitig am Design arbeiten und die Animatronik im Inneren gestalten. Das ist ein riesiger Fortschritt gegenüber früher. Bei der Original-Trilogie wurde all das noch manuell gemacht.

Sogar jene Charaktere in „Episode VII“, die später in CGI erschaffen wurden, nahmen ihren Anfang auf Scanlans Werkbank. „Maz Kanata zum Beispiel, gespielt von Lupita Nyong'o, ist ein Charakter, der komplett digital ist. Wir haben sie mit J. J. designt, sie aus Ton geformt und sie als lebensgoße Puppe erschaffen, um herauszufinden, wie sie sich in der echten Welt bewegen würde. Das wurde dann ins Digitale übertragen.“

Die Charaktere aus Scanlans Werkstatt wurden auf diese Weise von den CGI-Künstlern von Industrial Light & Magic verbessert. „BB-8 wurde zum Beispiel in einigen Szenen von einem Puppenspieler gesteuert“, sagt Scanlan. „Das wäre in der Vergangenheit ohne optische Tricks unmöglich gewesen. Jetzt können wir uns darauf verlassen, dass solche Elemente digital entfernt werden.“

„In einigen Fällen haben wir gesagt: Hier gibt es etwas, dass wir digital verbessern könnten, etwa weil das Material nicht ideal ist oder wir etwas erreichen wollen, das mit ihm gar nicht möglich ist.“ Außerdem sei es möglich, einige Details per CGI hinzuzufügen — ungewöhnlichere Alien-Pupillen beispielsweise.

Das ultimative Ziel sei nicht, die Practical-Effects-Charaktere mehr wie CGI aussehen zu lassen, sondern das Gegenteil, sagt Scanlan: „Worauf J. J. viel Wert legte — und wir sehen das auch so — war, die CGI wie Animatroniks aussehen zu lassen.“ Deshalb haben sie versucht, die Vorteile der Puppen auf die CGI zu übertragen, damit die animierten Charaktere wirken, als seien sie Teil der echten Welt. Texturen und Reflektionen würden dabei so real aussehen, wie es in der Vergangenheit unmöglich war.

Die Verbindung von CGI und Practical-Special-Effects führt zu etwas großem, sagt Scanlan: „Ich denke, dass diese Partnerschaft ein wirklich interessantes neues Feld für Spezialeffekte ist.“ Obwohl er eigentlich schon in Rente ist, plant Scanlan nicht, jetzt aufzuhören und arbeitet bereits an Episode VIII und darüber hinaus: „J.J. hat etwas Aufregendes begonnen, das hoffentlich erst am Anfang steht.“ 

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