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Die Fotografin Katie Joy Crawford verarbeitet ihre Angststörung in Bildern

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Mehr als zehn Jahre hatte die US-Fotokünstlerin Katie Joy Crawford Angststörungen. Für ihre Uni-Abschlussarbeit hat sie ihre Gefühle aus dieser Zeit in einer beeindruckenden Fotoserie mit dem Titel „My Anxious Heart“ zusammengefasst — und berührt damit nicht nur Menschen mit ähnlichen Problemen.

Panikattacken, Phobien, Depressionen: Außenstehende können oft nicht nachvollziehen, was in einem Menschen vorgeht, der an einer Angststörung erkrankt ist. Die 23-jährige Fotografiestudentin Katie Joy Crawford möchte es mit ihrer Selbstportrait-Serie „My Anxious Heart“ nun zumidest ein wenig fassbarer machen.

„Ich versuche, meine emotionale und körperliche Reise visuell zu interpretieren, damit andere verstehen, welches Gewicht auf so vielen Mitgliedern unserer Gesellschaft lastet“, erklärt die Fotokünstlerin, die selbst jahrelang betroffen war, in einem Interview.

Ich wollte zeigen, was mich schon so lange beschäftigt und daran hindert, selbst die normalsten Dinge zu tun.

Katie Joy Crawford, Fotokünstlerin

Inspiriert wurde Crawford durch den Universitätskurs „Artists as Researcher“ („Künstler als Forscher“), in dem sie ihre persönlichen Motive für die Fotografie hinterfragen sollte. Das Projekt schürte in ihr Selbstzweifel und Ängste; sie wusste nicht, wo sie mit der Forschung beginnen sollte. „In diesem Moment hat es Klick gemacht. Ich wollte zeigen, was mich schon so lange beschäftigt und was mich daran hindert, selbst die normalsten Dinge zu tun.“

Crawfords Fotos erfassen ihre persönliche Gefühle und deren Auslöser. Die Bilder hätten ihr dabei geholfen, wieder Kontrolle über ihr Leben zu erlangen, sagt sie. Denn sie habe durch sie die Ursachen ihrer Ängste erkannt.

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Doch die Fotografin ist nicht die Einzige, der die Bilder halfen. Wie Crawford in ihrem Blog schreibt, erhielt sie gewaltiges Feedback: „Ich habe das Projekt erschaffen, um mich selbst von einer Krankheit zu befreien, die mich mein Leben in Angst hat führen lassen. Ich hätte nie erwartet, dass ich so viele Menschen damit anspreche. Ich möchte allen Menschen für ihre tollen Nachrichten, Kommentare, E-Mails und Facebook-Shares danken. Ich bin überwältigt, begeistert, dankbar und ein bisschen ängstlich über die Resonanz, die ‚My Anxious Heart’ hervorgerufen hat.“

Angsterstörungen gehören zu den häufigsten und gleichzeitig unterschätztesten Krankheiten.

Sie plant nun ein Buchprojekt über Ängste und Depressionen, das sie als Gemeinschaftsarbeit mit ihrer Schwester, einer ausgebildeten Psychologin, veröffentlichen möchte. Darin werden sowohl bekannte als auch unveröffentlichte Fotos von ihr zu sehen sein.

Angsterkrankungen und Depressionen gehören auch in Deutschland zu den häufigsten und gleichzeitig unterschätztesten Erkrankungen. Laut Universität Regensburg leiden etwa zehn Prozent der Bevölkerung an sozialen Phobien. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe warnt, dass von mehr als vier Millionen unter Depressionen leidenden Menschen in Deutschland nur eine Minderheit eine optimale Behandlung bekommt.

Vielleicht bedarf es gerade deshalb künstlerischer Arbeiten wie der von Katie Joy Crawford, um Angststörungen auch in der breiten Öffentlichkeit zu enttabuisieren und ernst zu nehmen.

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