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So lässt man eine Stadt im Berg verschwinden

von Cindy Michel
Eigentlich ist das heilige Huang-Shan-Gebirge in China viel zu schön, um es mit Wohnhäusern zu bebauen. Dass der Architekt Ma Yansong es trotzdem tut, hat einen Grund: Seine High-Tech-Siedlung wirkt nicht wie ein Fremdkörper, sondern wie eine Verlängerung der Landschaft.

„Es ist fast kriminell, dort etwas zu bauen, weil es so wunderschön ist“, sagt der Architekt Yansong Ma über das chinesische Huang-Shan-Gebirge. Dies sei sein erster Gedanke gewesen, als er und sein Architekturbüro MAD vor fünf Jahren 859 Wohneinheiten im Weltnatur- und Weltkulturerbe der UNESCO designen sollte. Zwei riesige Türme habe sich der Kunde ursprünglich vorgestellt, berichtet Ma. Doch diese Art von Bau sei dem Architekten für die dortige Landschaft zu „aufdringlich“ gewesen.

Also entwickelte Ma zusammen mit seinem Team eine architektonisch weniger aufdringliche Lösung: Er entwirft ein modernes Bergdorf, das aus Wohnblocks besteht, die nicht höher als 60 Meter sein dürfen. Damit diese so natürlich wie möglich erscheinen, gibt er jeder Etage – insgesamt 108 – eine andere Form, passt sie der natürlichen Geometrie der nahen Bergketten an. „Die Appartments sollen wie eine Verlängerung der Landschaft wirken“, erklärt Ma. „Das ist unser Lösungsvorschlag für den Konflikt zwischen Mensch und Natur.“ 

Bei dem Entwurf ergab sich nur ein Problem: Die Wohneinheiten sollten für Einheimische gebaut werden, doch die Idee der individuell angepassten Etagenformen hätten sie außergewöhnlich teuer werden lassen. Auch hierfür fand Ma eine Lösung – und zwar Dank parametrischer Software: „Wir haben meine Skizzen analysiert und dann am Computer mit minimalen Änderungen nachgezeichnet“, erklärt der Architekt.

108 verschiedene Kurven sollte das Dorf ursprünglich haben, Ma hat diese allerdings auf gerade mal fünf reduziert. Was übrig blieb, ließ sich in Beton gegossen zu verschiedenen Formen kombinieren. „Um Kosten zu senken, will man ja mit wenigen Formen arbeiten und diese wiederholen, nur merken soll das niemand“, sagt Ma. Gebaut und umgesetzt hat die Entwürfe ein Ingenieur aus der Provinz Shenzhen, die für ihre Hangbebauung bekannt ist.  

Nach fünfjähriger Baustelle und Kosten von etwa 68 Millionen Euro soll das Huang-Shan-Bergdorf noch diesen Monat eröffnen. Das niedrigste Gebäude hat gerade mal fünf Etagen, während das höchste 21 zählt. Für Ma sei das Projekt ein Erfolg gewesen. Es reflektiere seine persönliche Philosophie, die er als „Shan Shui City“ beschreibt.

Shan Shui ist eine besondere Form der chinesischen Landschaftsmalerei und setzt sich aus den chinesischen Zeichen für Berg und Wasser zusammen, Ma ergänzt diese um das Wort City. „Wenn man alte traditionelle Architektur betrachtet, fällt auf, wie intim ihre Beziehung mit der Natur ist. Menschen können nämlich doch in der Natur leben, ohne sie dabei zu zerstören.“

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