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30 Jahre GIF: So sah das allererste aus

von Dominik Schönleben
GIF ist mehr als eine Dateiendung. Das mittlerweile 30 Jahre alte Bildformat ist aus dem Netz kaum noch wegzudenken, obwohl es Momente gab, in denen es fast verschwand. Eine kurze Geschichte des GIFs.

Das erste GIF
Als Steve Wilhite vor 30 Jahren das GIF erfand, sollte es sich eigentlich gar nicht bewegen. Sein Auftrag kam vom Internetanbieter Compuserve und lautete, ein neues Bildformat zu entwickeln, das auf möglichst vielen Geräten funktioniert und dabei wenig Speicherplatz braucht. Vor allem letzteres war in den 80ern wichtig, als Modems noch nicht einmal ein Kilobit pro Sekunde übertragen konnten. (Heutige Leitungen sind mehr als 10.000 Mal schneller.)

Warum sich das GIF als Bildformat dann so schnell im Netz durchsetzte, war nicht nur der Dateigröße geschuldet. Wilhite hatte zwei weitere Features eingebaut, die eigentlich gar nicht bestellt waren: Bilder konnten einen transparenten Hintergrund bekommen und mehrmals hintereinander in einer Datei abgelegt werden. Browser stellten GIFs dann entweder als normales Foto dar oder zeigte die Bilder in einer kurzen Abfolge, um eine Animation zu erzeugen. Weil der damals wichtigste Browser letzteres tat, wurde diese Funktion schnell zum Standard: „Wenn Netscape es nicht aufgenommen hätte, dann wäre das GIF gestorben“, sagte Wilhite in einem Interview mit The Daily Dot. Soweit sich Wilhite erinnern kann, war das erste animierte GIF dieses Flugzeug:

Die großen Hits
Zum ersten Mal konnten Menschen bewegte Bilder in ihre Websites einbauen, die auch ohne größeren Aufwand jeder sehen konnte – bis zu Web-Videos war es damals noch ein langer Weg. Die Begeisterung darüber brachte der Welt in den 90ern genau jene Homepages, auf die heute oftmals zähneknirschend zurückgeblickt wird. Seiten, auf denen tanzende Bananen und Babys die Menüs flankierten oder Überschriften mit lodernden Flammen hervorgehoben wurden. Dabei gab es GIFs, die einen von Website zu Website verfolgten oder zur Kommunikation auf Messageboards verwendet und neu interpretiert wurden. In ihrer Essenz waren diese animierten Bilder wohl die ersten Memes.

Es gibt Ärger
1994 wäre dann das GIF fast ein zweites Mal untergegangen. Die Firma Unisys beanspruchte die Software für sich, mit der GIFs komprimiert wurden. Wer ein Programm zum Erstellen von GIFs verkaufen wollte, sollte ab jetzt eine Lizenzgebühr zahlen. Viele Webentwickler wechselten aus Protest zum Format PNG. Das hatte zwar auch Transparenz, aber keine Animationen. (Das Patent von Unisys lief schließlich 2006 ab.)

Das Ende des GIFs?
Die Tage des GIFs schienen sowieso längst gezählt. HTML, die Programmiersprache des Webs, hatte sich weiterentwickelt. Und mit ihr auch die Grafikformate und Möglichkeiten, Bewegbild darzustellen. Vor allem eine geringe Dateigröße war durch DSL-Anschlüsse längst nicht mehr so wichtig wie einst. Nach und nach verschwand das GIF und schien zu einem Relikt des Netzes zu werden – so wie Iframe-Menüs und individualisierte Mauszeiger. Die kruden Pixelanimationen waren einfach nicht mehr zeitgemäß und machten Platz für die heute vorherrschenden Designs mit viel Weißraum.

Das große Comeback
Um 2011 waren GIFs plötzlich wieder da – fast zehn Jahre nach ihrer Hochzeit. Aber sie hatten sich verändert: Die alten Pixelanimationen waren zu Videoschnipseln geworden. Als Memebotschaften verbreiteten sie sich über die sozialen Medien. Dem GIF kam die eigentliche Ursprungsmotivation seines Erfinders zugute: Es funktionierte einfach überall. Egal ob Facebook, Twitter, Reddit oder Online-Foren. Nutzer waren nicht auf die dort zur Verfügung gestellten Sticker oder Emoji begrenzt, sondern konnten eigene Animationen erstellen, die dann plattformübergreifend geteilt wurden.

 

Gekommen, um zu bleiben
2012 wählte das Oxford Dictionary schließlich GIF zum Wort des Jahres. Spätestens da war es offiziell: GIFs sind zurückgekommen, um zu bleiben. Den Erfolg der Retro-Pixel-Animationen nutzten dann im folgenden Jahr die Gründer der neuen Seite Giphy für sich. Die Seite wurde innerhalb kürzester Zeit zur erfolgreichsten Plattform für GIFs und ermöglicht es jedem, mit ein paar Klicks aus einem Video sein eigenes zu zaubern.

Was nach 30 Jahren bleibt?
GIFs sind ein zentraler Bestandteil des Netzes geworden und kaum mehr aus dem kulturellen Diskurs wegzudenken. Aber vielleicht wird die Menschheit in zehn Jahren erneut zähneknirschend auf ihre Liebe zu GIFs zurückblicken und sagen: Was war da eigentlich los?

Egal, denn es bleibt eine viel wichtigere Frage: Werden die animierten Bilder GIF [gɪf] oder JIF [ʤɪf] ausgesprochen? Während sich in Deutschland vor allem die Aussprache mit dem harten G durchgesetzt hat, sollte die Meinung von Erfinder Steve Wilhite nicht unerwähnt bleiben: „Das Oxford Dictionary erlaubt beide Aussprachen. Da irren sie sich. Es ist ein weiches G, es wird JIF ausgesprochen. Das ist das Ende der Geschichte“, sagte er in einem Gespräch mit der New York Times.

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