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Schwierigkeiten, Texte zu lesen? Mit dieser Schriftart könnte es besser klappen

von Christopher Pramstaller
Christian Boer hat Dyslexie. Das bedeutet, es bereitet ihm große Probleme, Texte zu lesen. Eine von ihm entwickelte Schriftart soll Menschen mit dieser Krankheit nun genau das erleichtern. Doch es gibt auch Kritiker.

Etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung leiden laut der britischen Non-Profit-Organisation Dyslexia Action unter Dyslexie, einer neurologischen Erkrankung, bei der die Verbindung zwischen Sprache und visueller Verarbeitung gestört ist. In einer Welt, in der wir durch das Internet immer stärker vom geschriebenen Wort abghängig sind, haben Personen mit dieser Krankheit ein riesiges Problem.

Boers Lösung ist simpel: Eine Schriftart, die eigens für Menschen mit Dyslexie designed wurde und deutlich besser zu lesen und zu verstehen ist. Schon seit einigen Jahren arbeitet der Holländer an diesem Projekt. Eine Ausstellung auf der Design-Biennale in Istanbul hat ihm nun neue Aufmerksamkeit verschafft.

Traditionelle Schriftarten machen alles nur schlimmer.

Christian Boer

„Wenn Menschen mit Dyslexie lesen, drehen oder spiegeln sie unterbewusst häufig Buchstaben“, sagte Boer dem Design-Magazin Dezeen. „Traditionelle Schriftarten machen alles nur schlimmer, weil das Design verschiedener Buchstaben aufeinander aufbaut und dadurch Zwillingsbuchstaben entstehen.“

Um dem entgegenzuwirken, hat Boer Buchstaben entwickelt, die am unteren Ende dicker sind. Das Gehirn soll sie dadurch nicht mehr so einfach drehen können. Die Buchstaben haben außerdem größere Öffnungen, ähnliche sind leicht gekippt, so wie zum Beispiel „b“ und „d“. Auch das Open-Source-Projekt OpenDyslexic verfolgt einen ähnlichen Ansatz.

Durch die Veränderung der Form ist jeder Buchstabe einzigartig.

Christian Boer

„Durch die Veränderung der Form ist jeder Buchstabe einzigartig“, sagt Boer dem US-Rundfunksender NPR. „Dickere Großbuchstaben und Punktationen sollen außerdem davon abhalten, von einem in den nächsten Satz hineinzulesen.“ Boers Font kann auf allen Apple- und Microsoft-Systemen eingesetzt werden. Mit einem Add-on kann man sie auch in Browsern verwenden. Kostenlos ist die Schrift allerdings nur für Privatpersonen. Schulen und Unternehmen müssen zahlen. 

So gut Boers Projekt klingt, es gibt auch kritische Stimmen. Chuck Bigelow, Desinger der Lucida-Schriftfamilie, schreibt in seinem Blog, dass die wissenschaftliche Forschung keine eindeutigen Ergebnisse zeige. Er schreibt, dass Schriftarten wie die von Boer die Lesegeschwindigkeit und das Verständnis durchaus erhöhen könnten, da spezielle Fehler vermieden würden. Auf andere Probleme hätte die Schrifart aber keinen Einfluss.

Anm. d. Red.: Der Artikel wurde nachträglich um die Kritik von Chuck Bigelow ergänzt. 

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