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Ein Designer sucht nach Namen für die Psycho-Schäden, die das Internet bei uns anrichtet

von Chris Köver
Schon mal an „Infogestion“ gelitten? Der „psycho-neurologischen Version einer Verdauungsstörungen“, einer Art Völlegefühl der Augen und anderer Organe, die zur Informationsaufnahme nötig sind? Der Londoner Datenjournalist David McCandless hat diese und andere Symptome unseres bildschirmübersättigten Informationsalltags visualisiert und ihnen einen Namen verpasst.

Inter-Mental“ nennt er sein Projekt, das all die verschiedenen psychischen und emotionalen Störungen kategorisieren soll, die unsere Geräte und das Dauer-Online-Sein bei uns auslösen — übersetzt heißt das in etwa „Inter–durchgeknallt“. Wobei es sich bei McCandless Sammlung weniger um tatsächliche Krankheitsbilder handelt — zumindest bislang — und mehr um lustige Wortneuschöpfungen. Gefühlte Wahrheiten sind manchmal eben doch unterhaltsamer als Hard Facts, und wer kennt bitte nicht das Dopamin-Tief, während man auf neue Likes und Mentions wartet („Notification Through“) oder das ungute Gefühl, das zu viele ungelesene Bookmarks verursachen („Contentstipation“).

Weitere Highlights in der Sammlung: der „Smart Tick“, das kompulsive Bedürfnis, jede noch so kleine Lücke in der Außen-Stimulation mit einem Blick aufs Smartphone zu füllen, das „Selection Wormhole“, in das man durch eine Überzahl an Optionen fällt, oder die völlig selbsterklärende „E-Mail-Allergie“.

Das Datenmaterial, das er auf seiner Website „Information is Beautiful“ visualisiert, hat McCandless in diesem Fall in seinem eigenen Leben gesammelt. „Vor kurzem schloss ich eine zwei Jahre lange Phase am Computer ab, während der ich an meinem Buch arbeitete,“ scheibt er. Die Effekte, die so eine intensive Bildschirmnutzung auf seine Psyche und sein Verhalten hatte, habe er eben einfach zu kategorisieren versucht.

Dabei will der Datenjournalist es aber nicht belassen: NutzerInnen können auf der Website auswählen, welche der Symptome sie bei sich wiedererkennen und neue, bislang nicht gelistete Störungen vorschlagen.

McCandless hat in der Vergangenheit schon alles von Hipster-Coffeeshop-Namen in London über den Gender Pay Gap bis hin zu islamischen Sekten in Schaubildern visualisiert. Sein erstes Buch „Information is Beautiful“ wurde in neun Sprachen übersetzt. Der zweite Band „Knowledge is Beautiful“ ist vergangenes Jahr erschienen. Es wäre also nicht weit hergeholt, anzunehmen, dass „Inter-Mental“ in einem seiner nächsten Bücher auftauchen wird. 

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