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SolaRoad und Smart Highway: In den Niederlanden entsteht die leuchtende Zukunft der Straße

von Bernd Skischally
Die Niederländer verpassen ihrer Liebe zum Fahrrad ein Upgrade. Nicht nur, dass gerade das weltweit erste Solarkraftwerk in Form eines Radwegs ans Netz gegangen ist: Mit dem solarbetriebenen Van Gogh Cycle Path in Eindhoven erweitert der Designer Daan Roosegaarde auch sein ambitioniertes Konzept vom Highway der Zukunft.

„Niemand schert sich darum, wie unsere Straßen aussehen, obwohl sie das Bild unserer Städte und Landschaften so sehr prägen. Ich finde, das sollte sich ändern“, sagte Daan Roosegaarde im Juni, als er seine Transformation einer Landstraße zum Smart Highway erstmals vorstellte. Mithilfe von speziell entwickelter, grüner Fluoreszenz-Farbe, die Sonnenenergie speichert und nachts bis zu acht Stunden lang leuchtet, sorgte Roosegaarde auf der N329 Nahe Amsterdam dafür, dass Autofahrer eine Orientierungshilfe haben. Ganz ohne zusätzliche Lampen und damit ohne langfristige Energiekosten. Stattdessen: eine Optik, die selbst eine nächtliche Nebel-Fahrt durch die Provinz erträglich macht.

Der Radweg sieht aus, als fahre man über ein Meer aus Glühwürmchen.

Nach gleichem Muster funktioniert der jetzt in Eindhoven eingeweihte Fahrradweg, der nach dem Van-Gogh-Werk „Sternennacht“ benannt ist — passend zum bevorstehenden 125. Todestag des Künstlers. In diesem Fall ist es allerdings die Fahrbahn selbst, die in der Dunkelheit leuchtet. Als fahre man über ein Meer aus Glühwürmchen. Der Designer nennt den Effekt „Techno-Poetry“ und beschreibt ihn so: „Moderne Technik kombiniert mit einem Erlebniseffekt.“

Seit 2012 arbeitet Roosegaarde an der Umsetzung seiner Smart Roads. Wie groß das Potential von innovativen urbanen Straßenkonzepten und das Interesse an ihnen sind, zeigen Anfragen an den Niederländer aus Mega-Citys wie London und Tokyo oder aus dem Emirat Katar. Und die 700.000 Euro an staatlichen und privaten Fördergeldern, die für den Bau des Van-Gogh-Leuchtwegs aufgebracht wurden.

Das gesamte asphaltierte Straßennetz soll für das Allgemeinwohl umfunktioniert werden.

Fluoreszierende Fahrbahnen sind dabei nur der Anfang dessen, was Roosegaarde unter „smart“ versteht. Künftige Straßenprojekte seines Designstudios sollen auf die direkte Interaktion zwischen Fahrer, Fahrzeug und Fahrbahn setzen. Denkbar seien beispielsweise Strecken, auf denen Leuchtmittel signalisieren, wenn die Oberfläche vereist ist oder die Elektro-Autos während der Fahrt Strom liefern.

Eine in Krommenie bei Amsterdam neu eröffnete Teststrecke mit dem Namen SolaRoad erzeugt bereits Strom und speist diesen ins Netz ein. Für den 70 Meter langen Fahrradweg wurden 27 Panels mit über 4000 Solarzellen — gefertigt von der belgischen Photovoltaik-Manufaktur Soltech — in 2,5 mal 3,5 Meter große Betonblöcke eingelassen. Geschützt werden die Solarzellen durch bruchfestes Sicherheitsglas, das ausreichend Grip besitzen soll, um mit Fahrrad und Roller selbst bei Regennässe und Frost rutschfest voran zu kommen. Das Betreiber-Konsortium rechnet damit, dass der Solar-Weg rund 10.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt und so die Investitionskosten von knapp drei Millionen Euro in weniger als 15 Jahren wieder einspielt.

„Die SolaRoad ist ein Pilotprojekt und wir stehen erst ganz am Anfang einer neuen Entwicklung“, sagt Projektsprecher Sten De Witt. In den nächsten Jahren solle die zum Weg gewordene Solarkraftanlage auf 100 Meter verlängert und auch mit motorisierten Fahrzeugen getestet werden. Das langfristige Ziel lautet auch hier ganz klar: das gesamte asphaltierte Straßennetz verändern und für das Allgemeinwohl umfunktionieren, am besten weltweit. Oder wie es in einem aufgeregt eingesprochenen Clip auf der Website heißt: „Here in the Netherlands we built a pilotversion – for the whole world to see.“ 

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