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„Idiot Box“: So sehen die entgleisten Gesichter von Kindern beim Fernsehen aus

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Macht zu viel Fernsehen dumm? Eine eindeutige Antwort darauf hat die Fotografin Donna Stevens nicht. Mit ihrer Fotoserie „Idiot Box“ zeigt sie aber, wie hypnotisierend die Mattscheibe auf Kinder wirken kann. Mit ihren Fotos der völlig weggetreten dreinschauenden Kleinen möchte sie zum Nachdenken anregen und die Beziehung des Menschen zur Technologie hinterfragen.

Der Blick auf den Bildschirm gehört für die meisten Menschen zum Alltag. Wir lesen unsere Mails auf dem Smartphone, streamen unsere Lieblingsserie aufs Tablet, arbeiten den ganzen Tag am Computer, und den Feierabend verbringen wir vor dem TV. Ein Umstand, den wir nur noch selten hinterfragen. Dabei sinkt das Einstiegsalter für die multimediale Berieselung stetig. Viele Kinder können heute mit dem iPad umgehen, bevor sie Lesen und Schreiben lernen. Auch der Sohn der Fotografin Donna Stevens ist ein Profi am Apple-Tablet, das Familien-iPad sei immer mehr zu seinem persönlichen Spielzeug geworden, erzählt sie. Die völlige Versenkung ihres Sprösslings in das Geschehen auf dem Bildschirm habe sie nachdenklich gemacht, sagt Stevens — und zu ihrer Fotoserie „Idiot Box“ inspiriert.

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Für das Projekt lichtete die in New York lebende Australierin Kinder vor dem Fernseher ab. Dazu setzte sie die Probanden ihres Experiments in einen abgedunkelten Raum, der ausschließlich vom Schein des Bildschirms erleuchtet wurde. Das Ergebnis ist ebenso erheiternd wie erschreckend: Der Ausdruck auf den Gesichtern der Kleinen reicht von apathischer Trance bis hin zu völliger Gesichtsentgleisung. Der Blick auf die Mattscheibe scheint auf die Kinder eine geradezu hypnotisierende Wirkung zu haben. Es scheint ganz so, als würde der Bildschirm seine jungen Zuschauer vollkommen der Realität entreißen, ihre Wahrnehmung für ihr Umfeld lahmlegen.

Ich möchte die dunklere Seite unserer Technologie-Begeisterung erforschen.

Donna Stevens

Ob das gut oder schlecht ist, kann und will Donna Stevens nicht beantworten. Viel mehr möchte sie mit ihrem Projekt dazu anregen, das Verhältnis zwischen Mensch und Technologie zu hinterfragen. „Der Fernseher ist nur einer von vielen allgegenwärtigen Bildschirmen, die heutzutage unser Leben bestimmen. Mit ‚Idiot Box’ möchte ich die dunklere Seite unserer Technologie-Begeisterung erforschen“, so die Fotografin.

Die Menschen stehen laut Stevens in einer abhängigen und gleichzeitig widersprüchlichen Beziehung zur modernen Technik und den Medien. Mit ihrer Fotoserie wolle sie eine Auseinandersetzung mit dem Thema provozieren und Fragen aufwerfen: Sollten wir der Rolle von Technologie im Leben von Kindern mehr Aufmerksamkeit schenken? Ist die Angst vor Technologie überhaupt gerechtfertigt? Sind Probleme, die wir dem technologischen Fortschritt zuschreiben, am Ende doch rein menschlicher Natur? „Idiot Box“ ist dabei nur ein Teil ihrer sozialkritischen Arbeit. Auf ihrer Website und via Instagram veröffentlicht sie regelmäßig neue Fotoserien, in denen sie den Fragen des modernen Lebens auf den Grund geht.

Ihr gegenwärtiger Ansatz sei eine Auflehnung gegen ihre eigene Vergangenheit als Leiterin einer Werbeagentur, sagt die Fotografin. In dieser Zeit habe sie Bilder erschaffen, die Menschen falsche Versprechen von Perfektion vorgaukelten. Heute wolle sie lieber die tatsächliche Realität des Lebens erforschen. Das ist ihr mit „Idiot Box“ eindrucksvoll gelungen. 

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