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Die CIA stellt ihr geheimes Kartenarchiv online

von Cindy Michel
Ohne sie wäre der beste Spion aufgeschmissen: Geheime Landkarten sind für den realen Agenten wie Q's Gadgets für James Bond – unerlässlich. Und obwohl sie oft wunderschön designt sind, hat die meisten bis dato kaum ein Normalbürger gesehen. Doch nun öffnet die CIA Archiv und präsentiert online Karten aus acht Jahrzehnten.

In fast jedem Agententhriller oder Spionageroman kommen sie vor: Landkarten, mit denen die Protagonisten ihre geheimen Missionen planen oder aus feindlichem Gebiet fliehen. So nebensächlich – weil selbstverständlich – sie auch scheinen mögen, Karten haben einen enormen Einfluss auf Geheimdienste, Militärs und ihre Missionen.

Für die CIA erstellt ein hauseigenes Kartografiezentrum Pläne aus aller Welt mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten – mal einen einfachen Lageplan mit Geschützständen, mal die weltweiten Vertriebsrouten von Kokain oder auch die Verbreitung von Elefanten. Und das schon seit 75 Jahren. Zu diesem Jubiläum öffnet der US-Geheimdienst nun sein Kartenarchiv und zeigt etliche Exemplare aus den vergangenen acht Jahrzehnten, online und kostenlos zum Download auf seiner Flickr-Seite.

Das einstmals größtenteils geheime Kartenmaterial ist fein säuberlich und übersichtlich in Alben sortiert, eines für jedes Jahrzehnt. Was sich schon bei einem ersten kurzen Blick in die Ordner offenbart, sind wahre Designschätze – vor allem jene Karten, die zwischen den 1940ern und 1960ern entstanden sind.

Die Techniken, die die Kartografen damals anwandten, um akkurate Karten für die CIA zu erstellen, waren innovativ: „Um das Militär während des Zweiten Weltkriegs, so gut wie möglich zu unterstützen, entwickelten die Kartografen neue Produktions- und Designtechniken, wie etwa die Konstruktion eines 3D-Kartenmodells“, berichtet die CIA in einer Pressemitteilung.

US-Präsident Franklin D. Roosevelt gründete 1941 das Office of the Coordinator of Information (COI). Dafür wurde auch der 26 Jahre alte Arthur H. Robinson rekrutiert, ein Geografiestudent, der zu diesem Zeitpunkt seine Doktorarbeit schrieb. Unter seiner Führung expandierte die Abteilung nach dem Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 schnell zu einem Kartografiezentrum, das im Juli 1947 in die neu gegründete CIA eingegliedert wird.

Blättert man heute durch die Alben, sind nicht nur diese seltenen Zeugnisse der Designgeschichte faszinierend. Sondern auch die Informationen, die die Karten liefern, und somit der Blick der CIA auf die Welt durch die Jahrzehnte. In den 1940ern war es vor allem der Zweite Weltkrieg, der die Kartenproduktion des Geheimdienstes antrieb, außerdem Aufstände im Nahen Osten und die Expansion des Kommunismus.

Im folgenden Jahrzehnt hatte der Kalte Krieg bereits begonnen, Pläne des geteilten Berlins lassen sich etwa aus dieser Zeit im Archiv finden. Aber auch der Koreakrieg, die Niederlage Frankreichs in Vietnam oder Castros Aufstieg in Kuba spiegeln sich thematisch in den Karten der 1950er wider.

Karten der Schweinebucht, die Raketenstützpunkte der Sowjetunion zeigen, finden sich im Ordner der 1960er Jahre. Desweiteren ist das Ende der Kolonialzeit in Afrika und die damit verbundene Unabhängig vieler Staaten ausschlaggebend für eine ganze Reihe von Plänen über Afrika.

Nichts prägte die frühen 1970er in den USA so sehr wie der Vietnamkrieg – und das zeigt sich auch in den vielen Karten über das Land und die Bevölkerung. Doch auch arabische Staaten gerieten durch die Ölkrise der 1970er in das Augenmerk der CIA-Kartografen, der Iran aufgrund der Islamischen Revolution und Afghanistan nach der Invasion durch die Sowjetunion. Das politische Klima der USA und somit auch die Aufgaben des Kartografiezentrums in den 1980ern bestimmen der Falkland-, der Libanon- und der Erste Golfkrieg.

In den 1990ern waren es vor allem humanitäre Krisen in Afrika, der weltweite Drogenhandel und der Zweite Golfkrieg, die die CIA beschäftigten. Zum Millennium hin reihen sich auch Karten über nukleare Entwicklungen im Iran und Nordkorea in die Sammlung ein und nach dem 11. September 2011 vermehrt Pläne über mögliche Terrorhochburgen in Afghanistan und dem Irak.

Die aktuellsten Karten thematisieren Afrika, den Ausbruch des Ebola-Virus sowie dessen Verbreitung, den Arabischen Frühling oder auch die Krim nach dem Einmarsch russischer Truppen.

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