„Le café de nuit“, das „Nachtcafé“, ist eines der bekanntesten expressionistischen Werke von Vincent van Gogh. Es zeigt eine abstrakte und farbenfrohe Version des Café de la Gare im französischen Arles, in dem der Maler im Sommer 1888 viel Zeit verbrachte. Das ursprüngliche Café ist mittlerweile allerdings längst Geschichte.
Doch der US-amerikanisch Animations- und Grafikkünstler Mackenzie Cauley haucht ihm wieder Leben ein, indem er das von van Gogh selbst als sein „hässlichstes“ Werk bezeichnete Ölgemälde als Virtual-Reality-Nachbildung auferstehen lässt.
In der Grafik-Engine Unity und mit Tools wie Maya, Mudbox und Photoshop hat Cauley die zweidimensionale Repräsentation des Kaffeehauses mit seinem Billardtisch, den Stühlen, dem Tresen und der gequetschten Uhr als 3D-Umgebung nachgebaut.
Beeindruckend gut, wenn auch nicht ganz perfekt gelang es dem Grafiker dabei, die markanten Stilelemente des niederländischen Malers zu identifizieren und in die räumliche Umgebung hinüberzuretten: breite aber kurze Striche, geschwungene Kanten und hypnotischen Farbspiralen.
Gänzlich kam Cauley aber nicht ohne eigene künstlerische Freiheiten aus. „Ich musste den Raum dort ausfüllen, wo man nichts sieht“, erklärt er. „Objekte, die überdeckt werden, Räume hinter Durchgängen, Personen, die nicht im Sichtfeld stehen.“
Ich musste den Raum dort ausfüllen, wo man im Gemälde nichts sieht.
So ergänzte er einen Klavierspieler nahe der Bar, die legendären Sonnenblumen und einen rauchenden Mann, der sehr an van Gogh erinnert. Ebenso begradigte Cauley die Perspektive etwas, um Übelkeit beim Erforschen der Umgebung mit der VR-Brille vorzubeugen.
Viel zu unternehmen gibt es im virtuellen Nachtcafé zwar nicht, doch schon das bloße Umherstreifen und Schauen verblüfft und fasziniert.