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Digital ist besser / Medienkompetenz ftw!

von Johnny Haeusler
Junge Leute machen im Internet doch nur Unfug. Eine These, die unser Kolumnist so nicht unterschreiben würde. Vielmehr sollten Eltern von der Medienkompetenz ihrer Teenager lernen, schreibt Johnny Haeusler.

Viel wurde in den vergangenen Jahren geschrieben und geredet über die „Digital Natives“, jene Generation, für die schon das kabellose Festnetz-Telefon ein Relikt aus einer früheren Zeit ist. Über die jungen Menschen, die spätestens im Alter von 13 Jahren Technologie in ihren Händen halten mit einer Leistung, die noch vor 15 Jahren unbezahlbar, wenn überhaupt herzustellen gewesen wäre.

Und wie oft haben wir diese angeblich so sorglose Generation gewarnt vor den öffentlichen sozialen Medien; vor den bösen Menschen, die über ihren Partyfotos geifern würden; vor den Personalabteilungen, von denen sie keinen Job bekommen aufgrund ihrer Facebook-Einträge.

Die gute Nachricht ist: Die Jugend hat zugehört. Und verhält sich dementsprechend. Zwar verwenden junge Menschen Facebook immer noch ausgiebig, immer öfter ist dort aber der Messenger die hauptsächlich genutzte Funktion, denn in den öffentlichen Kanälen sind schließlich auch Eltern und Lehrer unterwegs. Und die sollen manchmal genauso wenig mitbekommen wie Fremde.

Facebook selbst kann das aus ökonomischer Sicht egal sein, denn die ersten zwei der bei Jugendlichen äußerst beliebten Alternativen Instagram, WhatsApp und Snapchat gehören ebenfalls zum Unternehmen. Im Gegensatz zu vielen Facebook-Funktionen sind die Einstellungen zur Privatsphäre dort etwas leichter zu bewerkstelligen. Die Kommunikation auf WhatsApp ist ohnehin eine nicht öffentliche, und Instagram-Accounts lassen sich leicht auf „geschützt“ stellen, was Jugendliche auch häufig tun, um selbst auswählen zu können, wer ihre Fotos sehen kann und wer nicht.

Und das (noch?) nicht zu Facebook gehörende Snapchat lässt als eine Art Mittelding sowohl die private als auch die halb-öffentliche Kommunikation zu. Will sagen: Teenager sind zwar mit Smartphones und Flatrates quasi konstant online, ihre Eltern haben aber keine Ahnung, was sie so treiben – außer auf YouTube vielleicht. Und das ist ja im Großen und Ganzen auch okay, Jugend braucht Rückzugsräume, auch und besonders im Digitalen.

Das alles bedeutet natürlich nicht, dass Teenager keinen Unfug mehr machen im Internet – Unfugmachen ist schließlich das Recht und die Pflicht jeder jungen Generation – oder dass sie sich immer anständig benehmen würden. Und vor der Veröffentlichung eines Fotos an anderer Stelle als der vorgesehenen – beispielsweise als Screenshot – schützen auch die besten Privatsphären-Einstellungen kaum. Und ja, es gibt auch viele Teenager, die den Umgang mit öffentlichen, digitalen Medien noch besser lernen müssen.

Dennoch lässt sich feststellen, dass vielen Teenagern relativ klar ist, welche Medien und Kanäle wie öffentlich oder privat sind, das Verhalten Jugendlicher im Netz wird häufig den von ihnen genutzten Kanälen angepasst.

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Das nette Foto mit Freunden aus der Schule kommt in den Facebook-Stream für Mama und Papa; die Zehn-Sekunden-Schnappschuss-Videos von der Party gehen via Snapchat-Story an Auserwählte, die dabei waren oder leider nicht dabei sein konnten; und für den Narzissmus und die Eitelkeit der Jugend sind sowohl die direkten Nachrichten auf Snapchat als auch der private Instagram-Account für wirklich enge Freunde und Freundinnen reserviert.

Dieses Verhalten nennt man dann wohl Medienkompetenz. Und das darf man aus erwachsener Sicht als Erfolg verstehen. Und davon lernen.

Disclaimer: Ich arbeitete im Rahmen der von mir veranstalteten Jugendkonferenz TINCON mit etwa zwei Dutzend Jugendlichen aus unterschiedlichen sozialen Bereichen zusammen. Meine Beobachtungen resultieren in erster Linie aus Gesprächen mit diesen Jugendlichen und ihren eigenen Beobachtungen im Kreis ihrer Freundinnen und Freunde.

Letzte Woche bei „Digital ist besser“: Folgt mehr Fremden! 

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