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Digital ist besser / Schützt euch vor Gedankendiebstahl!

von Johnny Haeusler
Wenn einem das Smartphone oder der Laptop gestohlen werden, ist nicht nur die Hardware weg, sondern auch private Daten, Gedanken und Erinnerungen. Johnny Haeusler ist das gerade erst wieder passiert — doch diesmal war er vorbereitet.

Auf die Gesamtzeit meiner Technologienutzung gesehen hatte ich bisher großes Glück: In den mindestens zwei Jahrzehnten, in denen ich mit tragbarer Elektronik durch die Gegend laufe, wurde ich nur einmal Opfer eines Diebstahls. Bei einem Raubüberfall wurde mir damals mein Smartphone abgenommen (und natürlich das Portemonaie mit etwas Geld und EC-Karten).

Solange man aus einer solchen Sache körperlich unversehrt rausgeht und keine Tausender in der Tasche hatte, finde ich es halb so wild. Die Demütigung tut natürlich weh, das Aufgeben einer Anzeige, Schreiben an Versicherungen (sofern vorhanden) und das Sperren sowie die Wiederbeschaffung der Karten nerven, aber wenigstens ist niemandem etwas Schlimmeres passiert. Glück im Unglück.

Doch da war noch was. Denn erstaunlicherweise schmerzte mich bei diesem Diebstahl am meisten der Verlust derjenigen Dinge, die ich nur virtuell bei mir hatte: meiner Daten.

An Hardware oder einer Brieftasche hänge ich emotional nicht besonders.

An Hardware oder einer Brieftasche hänge ich emotional nicht besonders. Die Tatsache aber, dass eine wildfremde Person meine Kontakte einsehen, meine Nachrichten mit Familie und Freunden durchwühlen und Notizen, Ideen und Fotos einsehen könnte, machte mir arg zu schaffen. Einzig die Gewissheit, dass mein Smartphone mit einem Passcode geschützt war, beruhigte mich. Aber war es das wirklich? Hatten gewiefte Räuber nicht längst gelernt, wie man einen solchen Schutz umgehen kann?

Allein die Möglichkeit, dass meine Daten vielleicht doch nicht so geschützt waren, wie ich hoffte, zeigte mir damals, wie persönlich, wie privat, wie intim meine digitalen Begleiter geworden waren. Der Gerätediebstahl war das Eine. Der Gedankendiebstahl das viel Schlimmere.

Und dann, nach der Beschaffung eines neuen Taschencomputers, ging es los mit der Wiederherstellung meines digitalen Ichs. Ja, es gab ein Backup, aber das war einige Wochen alt. Die neuesten Fotos waren also eh weg, Apps mussten neu installiert, Logins erinnert werden. Vor Kurzem lokal gespeicherte Daten konnte man auch vergessen. Auf eine Art war das ein reinigender Prozess, ein Neustart. Auf eine andere Art aber fühlte es sich an, als würde ich versuchen, aus zerbrochenem Glas eine Fensterscheibe wiederherzustellen.

Der Gedankendiebstahl war das viel Schlimmere.

Und nun ist es wieder passiert. Ein MacBook und iPhone wurden gestohlen. Und obwohl der Verlust der persönlichen Daten noch immer schmerzt, hatte ich aus der Erfahrung von wor ein paar Jahren gelernt: Logins waren gespeichert in einem dafür vorgesehen, plattformübergreifenden Tool und durch ein zusätzliches Passwort gesichert. Backups wurden automatisch täglich erneuert. Die mobile Arbeit passierte in der Cloud, der Zugriff auf Dokumente von jedem meiner Geräte aus war also auch gesichert. Und bei nicht ganz so klugen Dieben könnte ich die Geräte nach einem Diebstahl sogar orten und eventuell wiederbekommen. Viel wichtiger aber: Ich hatte alles so eingestellt, dass ich alle Daten aus der Ferne löschen könnte — wenn der Dieb oder die Diebe das nicht sowieso tun würden.

Die Wiederherstellung der Daten brauchte auch diesmal etwas Zeit, war aber abgesehen davon sehr viel einfacher als beim letzten Mal. Und die Möglichkeit der Fernlöschung beruhigte mein Gefühlsleben. So zwiespältig gerade die Nutzung von Cloud-Diensten wegen möglicher Fern-Diebstähle oder Überwachung auch bleibt — die Auslagerung von lokalen Speichern ist angesichts eines möglichen Geräte-Raubs zumindest hilfreich und praktisch. Und auch die Verschlüsselung ausgelagerter Daten ist schließlich möglich.

Natürlich bleibt jeder Diebstahl eine eklige, unschöne Erfahrung. Hardware ist ersetzbar, Gedanken und digitale Momente sind es nicht. Denkt daran, sofort, jetzt, wenn ihr diese Zeilen zuende gelesen habt. Sorgt vor für den Fall eines Diebstahls eurer Gedanken. In der Hoffnung, dass er nie passiert.

Letzte Woche regte sich Johnny Haeusler mal so richtig auf — über Lebensweisheiten, Motivationssprüche und schlaue Zitate, die wahllos in die sozialen Netzwerke gekippt werden. 

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