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Digital ist besser / Wirklich soziale Medien

von Johnny Haeusler
Es gab eine Zeit, da hoffte ich, dass unsere persönliche Präsenz in sozialen Medien, unser Austausch miteinander, unsere Einblicke in die Leben der Anderen für mehr Empathie und Verständnis unter den Menschen sorgen würden. Dass die Erkenntnis, dass niemand perfekt ist und jeder seine Probleme, Macken und vor allem Geschichten mit sich herumschleppt, doch eigentlich dazu führen müsste, dass wir die eigenen Unsicherheiten ad acta legen und anderen die ihren nicht mehr vorhalten. Nennt mich naiv, aber ich glaube — trotz allem und immer noch — an Menschen.

Auch wenn die es mir nicht immer leicht machen. An schlechten Tagen scheint die Menschheit zu zwei Dritteln aus Arschlöchern zu bestehen, die ihren Kopf nur dann aus dem Sand ziehen, wenn es etwas zu hassen gibt. Was sie dann mit möglichst wenig Sachverstand auch tun. Doch es gibt ja auch die guten Tage. Und an denen begegnet mir das andere Drittel.

Da ist zum Beispiel der Fotograf Martin Gommel aus Karlsruhe, der seit Wochen Flüchtlingscamps besucht und auf seinem Tumblr-Blog Portraits der Menschen veröffentlicht, die er kennenlernt. In wenigen Zeilen lässt Gommel junge und alte Flüchtlinge ihre Geschichten erzählen, spricht mit ihnen und bildet sie voller Respekt und Liebe ab. Neben den wirklich guten Fotografien entsteht so ein beeindruckendes Archiv, das frei vom netzüblichen Zynismus zeigt, worum es wirklich geht.

Auch wenn die es mir nicht immer leicht machen. An schlechten Tagen scheint die Menschheit zu zwei Dritteln aus Arschlöchern zu bestehen, die ihren Kopf nur dann aus dem Sand ziehen, wenn es etwas zu hassen gibt. Was sie dann mit möglichst wenig Sachverstand auch tun. Doch es gibt ja auch die guten Tage. Und an denen begegnet mir das andere Drittel.

Da ist zum Beispiel der Fotograf Martin Gommel aus Karlsruhe, der seit Wochen Flüchtlingscamps besucht und auf seinem Tumblr-Blog Portraits der Menschen veröffentlicht, die er kennenlernt. In wenigen Zeilen lässt Gommel junge und alte Flüchtlinge ihre Geschichten erzählen, spricht mit ihnen und bildet sie voller Respekt und Liebe ab. Neben den wirklich guten Fotografien entsteht so ein beeindruckendes Archiv, das frei vom netzüblichen Zynismus zeigt, worum es wirklich geht.

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Und da ist die Aktion #wearealluncool der Radiomoderatorin Nicole Alvarez und der Fotografin Tamar Levine. Genervt vom Coolness-Zwang der Generation Instagram und vom Perfektionswunsch der Digital Natives rufen die beiden Kalifornierinnnen auf Tumblr und via Instagram dazu auf, persönliche Unsicherheiten oder „Fehler“ zu benennen und sich mit einem Schwarzweißfoto und dem Schild „I am not cool“ dazu zu bekennen. Es wirkt authentisch, auf den ersten Blick aber auch ein bisschen cheesy, wenn zum Beispiel Skateboard-Legende Tony Hawk davon erzählt, wie sehr ihm das Altern und Online-Kommentare zu seinem Aussehen zu schaffen machen. Steigt man tiefer in das Hashtag und seine weniger prominenten Teilnehmer ein, erkennt man das offensichtliche Bedürfnis von Menschen, auch Unzulänglichkeiten und Fehltritte zu thematisieren. Eine Tatsache, die sich das Portal Fuck my life schon seit 2008 zunutze macht — mit etwas pessimistischerer Haltung.

 

@TonyHawk: 1) Seeing comments on social media that consistently say I look “old” or “baked” hurt my feelings. I am old; I don’t like being reminded how much it affects my appearance. And I don’t smoke weed, but people believe what they want (including tabloid-esque lies being told about me lately) 2) I worry that my schedule & work obligations impede my ability to parent effectively, or that my family thinks I prioritize my career over time with them. 3) I still feel skinny and awkward, with a constant self-imposed pressure to prove myself worthy of attention, just like when I was a teenager. 4) I still listen to Madonna's Immaculate Collection I nominate @kellyslater @shanesmithvice & @catherine_o #WEAREALLUNCOOL

Ein von We Are All Uncool (@wearealluncool) gepostetes Foto am 6. Mär 2015 um 8:34 Uhr

Und da ist natürlich auch der jüngste Hype um das Hashtag #FindDancingMan. Im berühmt-berüchtigten Board 4chan waren zwei mit einem gehässigen Kommentaren versehene Fotos eines übergewichtigen tanzenden Mannes aufgetaucht, dem die Freude an der Musik ganz offensichtlich vergangen war, nachdem ihn die Fotografen ausgelacht hatten.

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Im Imageboard imgur tauchten unter dem Titel „Why I hate children“ erste Proteste gegen die Veröffentlichung und die Kommentare auf, via Twitter begaben sich Cassandra Fairbanks und viele andere auf die Suche nach dem Mann, um für ihn eine Tanz-Party mit „vielen heißen Bräuten“ zu organisieren. Und sie fanden ihn, den Londoner Everton-Fan Sean — der die Einladung dankend annahm. Woraufhin zum Beispiel Moby sich als DJ für den Abend anbot — natürlich kostenlos.

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Ob besagter Sean überhaupt gefunden und nochmals ins Rampenlicht des Internet gezerrt werden wollte, werden wir sicher in der zu erwartenden Berichterstattung rund um die Party erfahren. Doch auch wenn man die gutgemeinte Suche nach einer bis dato unbekannten Person durchaus zwiespältig empfinden kann, zeigt #FindDancingMan, wozu das Netz fähig ist, wenn es denn mal wirklich sozial sein will. Um mir für einen Moment das Gefühl zu geben, dass es sich lohnt, an Menschen zu glauben.

In der letzten Folge von „Digital ist besser“ erklärte uns Johnny Haeusler die wirre Gedankenwelt von Günther Oettinger — „dem Sonntagsfahrer auf der Datenautobahn“. 

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