Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Digital ist besser / Unterschätzt mal die Jugendlichen im Netz nicht!

von Johnny Haeusler
Unser Kolumnist hat Kinder im Teenageralter. Doch auch für ihn gab es noch überraschende Erkenntnisse bei der von ihm mit organisierten TINCON, der Digitalkonferenz für Jugendliche. Hier sind die fünf wichtigsten Learnings.

1. Jugendliche nutzen Twitter
Meinen Söhnen und ihrem Freundeskreis ist Twitter herzlich egal. Sie haben einen Account und wissen in etwa, worum es geht, aber sie nutzen den Dienst selten bis gar nicht. Das ist allerdings nicht repräsentativ. Denn viele YouTuber und YouTuberinnen tummeln sich auf Twitter und somit noch viel mehr junge Menschen, die ihnen folgen. Bekannte YouTube-Stars erhalten für gelungene Tweets vier- bis fünfstellige Likes. Es gibt es also, das junge Leben auf Twitter, und zwar nicht zu knapp.

2. Eltern nutzen Facebook
Keine neue Erkenntnis, aber die letzten Monate haben mir und meinem Team eindeutig gezeigt: Auf Facebook sind nur noch die Eltern. Weshalb es die Jugendlichen woanders hingetrieben hat. Der Facebook-Messenger bleibt vielleicht noch in Betrieb und ab und zu schaut man auch als Teenager noch mal bei Facebook vorbei, aber die Hauptplattform ist nicht mehr wichtig, zumindest nicht für Jugendliche. Die sind eher bei einem anderen Facebook-Dienst: Instagram. Und natürlich bei ...

3. Snapchat
Ja, Snapchat ist fett. Isso. Direkter Chat inklusive Bild, Sound, Video und herrlich absurden Emojis und Filtern, das ganze angereichert mit Selbstzerstörungsfunktion: Das finden Jugendliche tatsächlich super. Ein Resultat guter Medienerziehung, möchte man meinen, denn schließlich haben wir Erwachsenen doch immer gewarnt, dass bei Facebook alles für immer und für alle sichtbar bleibt. Das ist bei Snapchat anders. Deshalb.

4. Browser und E-Mails sind tot
Zumindest, was Teenager angeht. Von allen Kanälen, die wir mit der TINCON bespielt haben, waren die Website und der Newsletter letztendlich die unwichtigsten. Erwachsene haben den Newsletter abonniert und gelesen, die jugendlichen Gäste aber nicht. Und das Prinzip „Hypertext“, auf dem das WWW basiert, ist für Teenager allerhöchstens eine Randerscheinung, hier fehlt es schlicht und einfach an Kompetenz und, ja: Medienerziehung.

Aus Sicht der Planung einer Konferenz, die sich an Jugendliche richtet, war das nicht immer einfach. Selbst mal auf einen Link klicken und Informationen sammeln, einfach mal ein paar Zeilen lesen: Fehlanzeige bei den meisten Jugendlichen. Es war ein Kraftakt, das TINCON-Programm und Informationen an die junge Zielgruppe zu bringen, letztendlich brachte die Kombination aus YouTube-Trailern, Instagram-Posts und Tweets plus eigener App (zzgl. ganz klassischer Kanäle wie Plakate und Werbung in den öffentlichen Verkehrsmitteln), die besten Ergebnisse. Dass man dabei die erwachsenen Kanäle inklusive Rundfunk und Print trotzdem bespielen musste, sollte klar sein, denn Information gelangt nicht zuletzt auch weiterhin durch Eltern an ihre Kinder.

5. Jugend ist politisch
Natürlich sind nicht alle Jugendlichen politisch interessiert. Ebenso wenig wie alle Erwachsenen. Dennoch hatten die Teenager, mit denen wir zu tun hatten, meist klare Haltungen zu den politischen Geschehnissen unserer Zeit und niemals haben wir Sätze gehört wie „Naja, da kann man halt nichts machen“ –die in erwachsenen Kreisen nicht selten sind. Die politischen Talks und Workshops der TINCON waren gut besucht, das Interesse an diesen Themen war groß.

+++ Mehr von WIRED regelmäßig ins Postfach? Hier für den Newsletter anmelden +++

Über zwei Feststellungen kann man im Zusammenhang mit Jugend und Politik dennoch länger nachdenken: Für Parteien scheinen sich Jugendliche so gut wie gar nicht zu interessieren, kaum einer der vielen Teenager, mit denen wir zu tun hatten, fühlt sich durch eine Partei vertreten oder sich zu ihr hingezogen. Und: Am meisten Bescheid wissen die Teenager über die AfD und Donald Trump. Eben die beiden politischen Themen, die die sozialen Netzwerke beherrschen. In beiden Fällen ist Ablehnung die allgemeine Reaktion. Dennoch sollte es Futter fürs Hirn sein für all diejenigen, die sich eine politisch stärker engagierte Jugend wünschen.

Letztes Mal bei „Digital ist besser“: Johnny Haeusler erkundet die Welt der unbekannten sozialen Netzwerke 

GQ Empfiehlt