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Yahoo: Vom Internetpionier zum Werbegeschenk für Verizon

von Elisabeth Oberndorfer
Vor zwei Jahren wollte sich Yahoo-CEO Marissa Mayer nicht mit AOL zusammenschließen. Jetzt landen die beiden Unternehmen doch noch unter einem Dach: Verizon kauft Yahoo. Im besten Fall hilft das Yahoo auf dem Werbemarkt. Die umstrittene Chefin will die Firma nach eigener Aussage jedoch nicht verlassen.

Beim Verkauf des Kerngeschäfts hat sich Internetkonzern Yahoo für Verizon entschieden – der Telekom-Konzern, der vergangenes Jahr AOL übernommen hat. Die feine Ironie dabei: Vor zwei Jahren wollte Yahoo-CEO Marissa Mayer nicht mit AOL zusammengehen. Jetzt passiert das indirekt also doch. Verizon teilte am Montag mit, Yahoo für gut 4,8 Milliarden Dollar übernehmen zu wollen.

Die Übernahme bedeutet das endgültige Ende des Internetpioniers, der 1994 mit einem der ersten Web-Verzeichnisse online ging. Heute ist die Suchmaschine nicht mehr relevant, attraktiv macht Yahoo nur mehr das Werbegeschäft. Dieses soll für den neuen Eigentümer wie auch bei AOL schon das größte Kaufargument sein.

Und es macht Verizon zu einem Medienkonzern. Sobald das Unternehmen die Assets von Yahoo besitzt, belegt es laut Daten von eMarketer den dritten Platz im digitalen Werbemarkt in den USA und überholt damit Microsoft. Marktführer Google mit 35,7 Prozent und Konkurrent Facebook mit 17,2 Prozent Anteil sind trotzdem in weiter Ferne. Verizon kann mit Yahoo und AOL nur 4,4 Prozent des digitalen Werbegeschäfts belegen. Mit Microsoft hatte der Suchmaschinenbetreiber sechs Jahre lang eine exklusive Partnerschaft, diese hat der Konzern letztes Jahr aufgelockert und Google als neuer Partner geholt.

Das Kerngeschäft von Yahoo, das zu Verkauf steht, besteht nicht nur aus der digitalen Werbung. Zahlreiche Portale hat der Silicon-Valley-Riese in den vergangenen Jahren aufgebaut oder übernommen. Die bekannteste Übernahme ist die Blogging-Plattform Tumblr, für die Yahoo etwa eine Milliarde US-Dollar gezahlt hat.

CEO Marissa Mayer ließ die reichweitenstarke Community weitestgehend unberührt, was jedoch nicht erfolgsversprechend war. Im Februar schrieb der Technologiekonzern 230 Millionen US-Dollar des Wertes von Tumblr ab, vergangene Woche reduzierte Yahoo den Wert um weitere 482 Millionen US-Dollar. Tumblr ist unbestätigten Informationen zufolge Teil des Verizon-Deals, die Zukunft des Portals ist beim neuen Eigentümer allerdings ungewiss.

Gescheiterte Medien- und Mobile-Experimente
Mit der Investition in Medien schaffte es Yahoo eine Zeit lang wieder an die Spitze der meistbesuchten Plattformen in den USA, bei der aktuellsten Comscore-Auswertung landete das Medienangebot allerdings nur mehr auf Platz drei hinter Google und Facebook. Schon Anfang des Jahres stellte Yahoo einen großen Teil seiner Online-Magazine wieder ein. Die Hoffnung, dass journalistische Größen wie David Pogue von der New York Times oder Moderatorin Katie Couric ein nachhaltiges Mediengeschäft aufbauen können, gab CEO Mayer rasch wieder auf.

Unter Mayer, die seit Juli 2012 den Konzern führt, passierten auch zahlreiche Akquisitionen im Mobile-Bereich, die die eigenen Produkte stärken sollten. Diese ernteten zwar Lob, gegen Google und andere Mitbewerber konnte sich Yahoo damit allerdings nicht mehr durchsetzen. Insgesamt gab es in den vergangenen vier Jahren 48 Übernahmen.

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Immobilien und Patente sind Milliarden wert
Ein nicht zu unterschätzendes Asset von Yahoo sind die Immobilien, die der frühere Suchmaschinenriese im kalifornischen Sunnyvale besitzt. Der Wert soll bei einer Milliarde US-Dollar liegen, im 4,8-Millionen-Dollar-Angebot von Verizon sind die Immobilien laut Bloomberg inkludiert. Die Patente, die Yahoo noch besitzt, könnten bis zu drei Milliarden US-Dollar wert sein. Diese will Verizon offenbar nicht übernehmen.

Was von Yahoo ohne das sogenannte Kerngeschäft bleibt, sind – neben dem geistigen Eigentum in Milliardenhöhe – die Beteiligungen an der Alibaba Group Holding sowie an Yahoo Japan. Diese werden mit 41 Milliarden US-Dollar bewertet. Was damit nach dem Verkauf der anderen Assets passiert, ist noch unklar.

Bis zur offiziellen Bekanntgabe wurde spekuliert, dass Mayer Yahoo unter Verizon nicht mehr führen wird. Die CEO ließ bei der Veröffentlichung der Quartalsergebnisse vergangene Woche anklingen, dass ihre Arbeit die „Grundlage für das nächste Kapitel von Yahoo bilden“. Diese Ansage deuteten Analysten bereits als Abschied der Geschäftsführerin. In einem Blogpost betonte die Chefin allerdings, dass sie bleiben wolle. In welcher Rolle das sein wird, verrät sie noch nicht. 

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