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„Programmieren ist so einfach wie Nudeln kochen“, glaubt der Gründer des Münchner Coding-Cafés

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Jeder Mensch kann programmieren. Daran glauben zumindest die Macher von „Cook and Code“: In Workshops vermitteln sie schon länger Grundkenntnisse – und verknüpfen dabei Coden und leckeres Essen miteinander. Nun wollen sie in München das „erste Programmier-Café Deutschlands“ eröffnen. WIRED hat mit Gründer Alexander Hoffmann über sein Projekt gesprochen.

Ob es ums Basteln einer App geht, das Erstellen einer Website oder das Aufsetzen des eigenen Blogs: Viele Menschen würden sich gerne als Programmierer betätigen, haben aber Berührungsängste mit der Materie. Auch die deutsche IT-Branche sucht händeringend nach Experten: Laut dem Branchenverband Bitkom fehlen hierzulande derzeit rund 43.000 IT-Spezialisten.

Alexander Hoffmann hingegen will mit seinem Projekt „Cook and Code“ vermitteln, dass Programmieren „so einfach wie Nudeln kochen“ sein kann. Zusammen mit seinem Team veranstaltet der 27-jährige Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung seit Herbst 2015 Workshops, in denen Gruppen Grundwissen rund ums Coden vermittelt wird. Das Besondere: Nachdem die Teilnehmer Wissen rund um HTML, CSS und JavaScript oder die Grundlagen von PHP und MySQL erworben haben, gibt es für alle leckeres Essen, das sie selbst mitgebracht haben.

Doch das war erst der Anfang: Hoffmann will nach diesem „Cook and Code“-Prinzip das „erste Programmier-Café Deutschlands“ etablieren. Es soll noch in diesem Jahr in München eröffnen, die dazugehörige Crowdfunding-Kampagne läuft seit Anfang April. WIRED hat den Jungunternehmer zu seiner „Cook and Code“-Idee und den Plänen rund ums Münchner Programmiercafé befragt:

WIRED: Was ist der Grundgedanke hinter „Cook and Code“?
Alexander Hoffmann: Programmieren so einfach wie Nudeln kochen zu machen. Menschen die Berührungsängste vor der Welt der Programmierung zu nehmen. Alles in einer gemütlichen Atmosphäre – und mit schnellen Erfolgserlebnissen.

WIRED: Wie viele Workshops habt ihr bisher veranstaltet? Und wie läuft so ein Programmierkurs eigentlich ab?
Hoffmann: Wir haben bisher 60 Workshops veranstaltet. Wir bieten unterschiedliche Formate und Pakete. Leute lernen bei uns die Basics zu Frontend, Backend und Mobile-Entwicklung. Das Ziel ist, den Leuten genug Grundkenntnisse zu vermitteln, damit sie genug Selbstvertrauen und Know-how gewinnen, um sich auf Augenhöhe mit anderen Entwicklern im Netz unterhalten zu können. Es bleibt ihnen dann überlassen, ob sie richtige Cracks werden wollen. Wir leisten aktuell noch nur die Vorarbeit. Wenn das Konzept weiterhin gut ankommt, ist es aber auch denkbar, dass wir unsere Workshops für Fortgeschrittene ausbauen.

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WIRED: „Cook and Code“ ist ja vor allem dein Baby. Wie viele Menschen sind ansonsten noch daran beteiligt und wie organisiert ihr euch?
Hoffmann: Es gibt über mich hinaus noch knapp 30 Mentoren, die mich freiwillig bei den Kursen unterstützen oder auch selber Workshops leiten. Aktuell organisieren wir uns noch ganz oldschool per E-Mail oder Facebook.

WIRED: Wie bist du auf die Idee gekommen, die Kursteilnehmer Programmieren und Kochen zu lassen?
Hoffmann: Bei unseren Treffen wird nicht gekocht, die Leute bringen Essen mit, das sie selbst zubereitet haben. Aber „Eat and Code“ klingt eben leider nicht so schön. Die ursprüngliche Idee war: IT-Experten sitzen im Restaurant und haben Zeit. Leute, die IT-Hilfe benötigen, können sie dann auf ein Essen einladen. Wir haben die Idee im Biergarten getestet, es hat funktioniert. Die Experten waren happy und satt, und die IT-Probleme konnten gelöst werden. Beim zweiten Test hatten wir dann nicht genug Probleme und deshalb hungrige IT'ler. Beim dritten Mal war es wieder umgekehrt: Es gab 30 IT-Probleme, aber nur zwei IT-Experten, die gar nicht so viel essen oder trinken konnten, wie ihnen angeboten wurde. Seitdem konzentrieren wir uns auf die Programmierkurse, aber die Komponente mit dem Essen ist geblieben.

WIRED: Was kostet die Teilnahme an einem Workshop und wie viele Leute nehmen durchschnittlich teil?
Hoffmann: Es kommt auf das Format an. Für einen regulären Workshop liegen die Preise bei 30 Euro pro 90 Minuten. Wer Essen mitbringt, bekommt einen Rabatt von 30 oder 50 Prozent. Studierende und Arbeitslose zahlen 16 Euro. Wir bieten unsere Seminare aber auch Firmenkunden an, verlangen hier aber andere Preise.

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WIRED: Wie hoch ist die Frauenquote etwa?
Hoffmann: 80 Prozent. Wir haben selten mehr Männer als Frauen bei unseren Kursen.

WIRED: Ihr wollt nun im September das laut eurer Aussage erste Programmier-Café Deutschlands in München eröffnen. Was genau kann man sich darunter vorstellen?
Hoffmann: Da zitiere ich mal unsere Crowdfunding-Kampagne: „Wir wollen mit dem Programmier-Café einen Leuchtturm der Programmierhilfe schaffen, bei Fragen immer mit Rat und Tat zur Seite stehen, Berührungsängste abbauen und APPetit auf mehr machen. In angenehmer Atmosphäre und mit netten Leuten.“ Eine Traum-Location dafür wäre ein Laden in der Innenstadt – Maxvorstadt oder Glockenbachviertel – mit breiter Schaufensterfläche, die Transparenz schafft und bei der man sehen kann: Es kann wirklich jeder Mensch die Grundlagen des Programmierens lernen.

WIRED: Glaubst du, dass wirklich genug Interesse am Programmieren besteht? Viele Menschen denken in dem Zusammenhang doch immer noch an Nerds und Computerfreaks.
Hoffmann: Deshalb wollen wir das Coding-Café schaffen, um mit den Vorurteilen aufzuräumen. Viele unserer Kursteilnehmer sind überrascht, wie viel Spaß sie beim Programmieren haben. Einige sagen hinterher sogar, dass sie etwas Falsches studieren und doch Informatik probieren sollten.

WIRED: Wie wollt ihr das Café finanzieren?
Hoffmann: Wir warten noch ab, wie die Crowdfunding-Kampagne läuft. Sollte sie scheitern, gibt es uns leider das Signal, dass München so einen Ort gar nicht braucht. Durch die hohen Mietpreise wird sich das Café von selbst nur schwer tragen können. Aktuell planen wir deswegen, es mit Kursen mitzufinanzieren.

WIRED: Hast du eigentlich schon Startup-Erfahrung? Euer Webauftritt, die Startnext-Kampagne und die bisher veröffentlichten Videos wirken professionell.
Hoffmann: Vielen Dank für die Blumen, das freut mich sehr. Das ist mein erster Versuch, etwas „Größeres“ aufzuziehen. Aber ich bin seit 2014 freiberuflich unterwegs und habe damit mein Studium finanziert.

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WIRED: Was fasziniert dich persönlich am meisten am Programmieren? Wie oft programmierst du in deinem Alltag – und was?
Hoffmann: Ich komme selbst kaum noch zum Programmieren. Dadurch, dass „Cook and Code“ größtenteils noch eine One-Man-Show ist, beschäftige ich mich eher mit der Konzeption und Verbesserung der Kurse und mit der Werbung. Auf der To-Do-Liste steht noch die „Cook and Code“-Plattform. Mit Mitgliederverwaltung, eLearning, Gamification und vielem mehr.

WIRED: Angenommen das Café in München wird ein Erfolg: Wird es dann künftig auch in anderen deutschen Städten Programmier-Cafés geben?
Hoffmann: Auf jeden Fall! Und nicht nur in Deutschland. Tel Aviv und Rio de Janeiro stehen auch ganz oben auf der Agenda.

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