Bisher würden islamistische Terrorgruppen ihr Geld vor allem auf zwei Arten bewegen, schreibt Aaron Brantly, Assistenzprofessor für Internationale Beziehungen und Cybersecurity an der US-Militärakademie West Point. Zum einen mithilfe des konventionellen Bankensystems. Das sei zwar effizient, doch Bankkonten können jederzeit von Strafverfolgungsbehörden eingefroren werden. Zum anderen nutzen Terror-Organisationen gerne traditionelle und informelle Hawala-Netzwerke. Diese sind zwar verlässlicher und basieren auf Vertrauen zwischen den Transakteuren, arbeiten dafür aber nur sehr langsam. Bitcoin gleiche die Nachteile beider dieser Systeme aus: Maximale Effizienz, minimale Vertrauensprobleme. Und trotzdem würden Terroristen die Digitalwährung nur „langsam und mit Bedacht“ annehmen, schreibt Brantly.
Bitcoin-Amateure können zur Gefahr für das gesamte Netzwerk werden.
Der Grund: Bitcoin sei eben nicht so anonym wie angenommen. Obwohl die Struktur der Währung Anonymisierung sehr einfach macht, können User durch die Auswertung von Transaktionen identifiziert werden. Beispielsweise könne man von unerfahrenen Nutzern, die bei der Verschlüsselung immer den gleichen Public Key benutzen, leicht Verhaltensprofile erstellen. Das wiederum eröffnet die Möglichkeit, tiefer in ihr Netzwerk einzudringen, schreibt Brantly. „Amateur-Jihadisten, die Bitcoin benutzen, können ein großes technisches Problem für die terroristische Organisation als Ganzes darstellen“, so der Forscher. „Diese Novizen können einen Ansatzpunkt für Geheimdienste und Strafverfolger darstellen, um ein terroristisches Finanznetzwerk auseinanderzunehmen.“ Diese Art der Infiltration sei technisch extrem aufwändig, sich dagegen zu schützen aber mindestens genauso.
Terrorgruppen müssen Mitglieder im richtigen Umgang mit Bitcoin schulen – oder ganz darauf verzichten.
Deswegen müssten Terror-Organisationen ihre Mitglieder entweder darin schulen, Crypto-Währungen so anonym wie möglich zu nutzen, oder ganz auf diesen Weg der Finanzierung verzichten. Andernfalls „sind die Organisationen durch die Nutzung dieser Netzwerke verwundbar“, schreibt Brantly. Jihadisten diskutieren laut dem Forscher in Internetforen über Bitcoin und stellen Video-Anleitungen auf Youtube. Viele seien durchaus optimistisch angesichts der Möglichkeiten der Währung, wüssten aber auch um die Risiken. Diese Diskussionen zeigen nach Brantlys Meinung die Kluft, zwischen technisch begabten und weniger begabten Mitgliedern von Terrorgruppen auf. Es sei aber auch Beweis für die Bemühungen derjenigen mit mehr Wissen, ihren Mitstreitern den anonymen Umgang mit Bitcoin beizubringen. Zum Beispiel, um Geld in Krisengebiete schaffen zu können, in denen die traditionellen Finanzsysteme nicht mehr funktionieren.
„Gemessen am Interesse, das terroristische Organisationen an digitalen Währungen zeigen, können die Transaktionen auf diesem Weg in der Zukunft ansteigen“, schreibt Brantly. Trotzdem werde der Anteil von Bitcoin an der gesamten Terrorfinanzierung verhätlnismäßig gering bleiben, verglichen mit etablierten Geldquellen wie Hawala, Entführungen, Drogenschmuggel oder Ölhandel.