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Braucht man mehr als nur eine Online-Identität zum Glücklichsein? Social X sagt: ja

von Max Biederbeck
Jean Dobey hat sich für sein Maskierungs-Programm Social X Feuerwehrleute und Polizisten zum Vorbild genommen. „Die beschützen Menschen und benutzen dazu Fachwissen, das für normale Leute zu kompliziert ist“, sagt der CEO von Virtual Artifacts.

Sein Unternehmen entwickelt seit 2007 Technologien, die genau das tun sollen: beschützen. Es geht ihm aber nicht um brennende Häuser oder Diebe auf der Straße, sondern um Privatsphäre im Internet. Technik, so sagt Dobey, werde nur noch entwickelt, um Aufgaben besser und besser zu organisieren. Sie untergrabe dabei aber fundamentale Menschenrechte. Ein Fehler, aus dem er ein Geschäftsmodell gemacht hat.

Momentan gibt es drei Identitäten zur Auswahl.

Seine neue Plattform Social X ist eine App auf Facebook. Hat man der Software den Zugang zum eigenen Profil gestattet, leitet sie einen auf eine neue Seite um. User können dort andere Identitäten annehmen. „Momentan bieten wir drei verschiedene zur Auswahl“, sagt Dobey. Eine professionelle, eine private und eine anonyme. Die Namen all dieser unterschiedlichen Profile können jederzeit vom User verändert werden. Social X garantiert völlige Anonymität. „Es gibt auch die Möglichkeit, zu entscheiden, wer man gerade sein will“, sagt Dobey. Warum das wichtig ist, begründet er mit einem Beispiel.

„Interessiere ich mich für Victoria Secret, sehen bei Facebook alle meine Freunde direkt, wenn ich die Unterwäsche-Seite like", sagt er. Auf Social X allerdings kann man ihr folgen, auf ihr offen diskutieren oder gar Bestellungen abgeben, ohne, dass irgendjemand im Sozialen Netzwerk die eigene Identität kennt. Die gesamte Kommunikation wird also nicht mehr an den Usern festgemacht, sondern funktioniert über die „Pages“ als zentralen Kern.

Genau hier steckt auch das Geschäftsmodell. Um als Seite auf Social X gefunden werden zu können, müssen sich Unternehmen und Marken nämlich kostenpflichtig anmelden. „Uns geht es dabei nicht um gemeinnützige NGOs und Gruppen, die dürfen natürlich kostenlos mitmachen“, verspricht Dobey. Er ist überzeugt, zahlreiche Geschäftskunden werden die Möglichkeit ansprechend finden, ehrlich und anonym mit den Nutzern zu diskutieren. Solch ein öffentlicher Diskurs sterbe auf Facebook zusehends aus, weil sich User in Privatgruppen zurückziehen würden.

Sein Social X wird damit zum Gegenmodell von Facebook. Während dort nämlich das Geschäftsmodell auf möglichst genauem Wissen über die User basiert, glauben die Macher von Social X eben an die Stärke der Anonymität. Damit sind sie nicht die einzigen. Vor kurzem erst machte das annonyme Netzwerk Ello Schlagzeilen, auch Apps wie Whisper, Secret, oder Yik Yak versprechen geheime Unterhaltungen. Der Unterschied besteht in der Verschränkung mit Facebook über dessen „Pages“. Auch die Möglichkeit, andere Identitäten anzunehmen, fehlt den anderen Netzwerken.

Das birgt auch Probleme, weil eben genau diese multiplen Identitäten missbraucht werden könnten, um Seiten von Privatpersonen oder politischen Organisationen zu trollen und zu stalken. Identitätsdiebstahl ist eine weitere Gefahr, mit der sich die Macher von Social X auseinandersetzen werden müssen. „Wir sehen uns solche Fälle an, wenn sie auftauchen. So etwas gibt es bei größeren Netzwerken wie Twitter ja auch“, argumentiert Dobey.

Social X könnte jedenfalls schnell zum Dorn im Auge von Mark Zuckerbergs werden. Seit zwei Wochen steht es online, hatte bereits zum Start 5000 Beta-User. Seit dem Launch kamen tausende neue dazu. Die Plattform greift Facebook genau da an, wo es dem Netzwerk am meisten wehtut: bei den Daten seiner User und den werbetreibenden Kunden, die sich Pages anlegen und diese teuer über das Soziale Netzwerk vermarkten. Dobey betont allerdings, dass Facebook nicht der anivisierte Gegner seiner Anwendung sei. „Wir haben keinerlei positives oder negatives Verhältnis dazu. Wir sehen Facebook weder als Feind noch als Verbrecher, wenn es um Daten geht.“

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von WIRED Staff