Am 8. Juli brachen bei Voat die Server zusammen. Immer mehr Reddit-User wechseln zu dem Schweizer Social-News-Aggregator — so viele, dass die Seite zehn Stunden lang nicht mehr aufgerufen werden konnte. Grund dafür ist die immer größer werdende Kritik an Reddit-Chefin Ellen Pao und der schlechten Kommunikationspolitik des Unternehmens.
Die plötzliche Kündigung der Mitarbeiterin Victoria Taylor, die zwischen Chefetage, Usern und freiwilligen Moderatoren der sogenannten Subreddits vermittelte, brachte das Fass zum Überlaufen. Ein Entschuldigungsbrief von Pao änderte nichts daran, dass viele den Rücktritt der CEO fordern: In einer Online-Petition haben sich schon mehr als 212.000 Unterzeichner dafür ausgesprochen.
Viele davon haben sich nun bei Voat registriert. Die Seite, im April 2014 von zwei Schweizer Studenten gegründet, erinnert nicht nur optisch an Reddit, sie funktioniert auch ähnlich. User können Inhalte hochladen, die bewertet und von Moderatoren organisiert werden. Die Unterrubriken, in die sie aufgeteilt werden, heißen Subverses.
In einigen Punkten unterscheidet sich Voat jedoch von seinem amerikanischen Konkurrenten. Die User können einen Anteil an den werbeabhängigen Umsätzen erwerben, die durch ihren Content generiert werden. Außerdem verspricht das Schweizer Startup, dass jeder auf der Seite alles veröffentlichen darf. „Keinem Rechtssubjekt in diesem Universum sollte der Zutritt verweigert werden“, lautet die Mission.
Keinem in diesem Universum sollte der Zutritt verweigert werden.
Die Zensur von anstößigen, belästigenden oder politisch inkorrekten Inhalten bei Reddit war es, die Voat schon im Februar dieses Jahres eine beachtliche Anzahl an neuen Mitgliedern einbrachte. Einige zensierte Subreddits, wie die Unterrubriken bei Reddit heißen, sind komplett auf Voat umgezogen, nachdem sie durch das Raster der neuen Anti-Belästigungs-Richtlinien gefallen waren. Schon damals brachen die Server unter dem unerwarteten Ansturm zusammen.
Verglichen mit Reddit ist Voat ein winziges Unternehmen, das nicht auf allzu viele User vorbereitet ist. Das beweisen auch Statements der Gründer, in denen sie ihre Überforderung thematisieren und um Spenden zur Verbesserung der Seite bitten.