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Problem Solver / SoNah sind einfache Lösungen für Parkplatzprobleme

von Katharina Nickel
Ein gutes Produkt löst ein großes Problem, lautet eine Startup-Weisheit. WIRED stellt regelmäßig Unternehmen, Menschen und Ideen vor, die diesem Grundsatz folgen, Problem Solver eben. Diesmal: findet Sonah Parking mit eigens entwickelten Sensoren die nächsten freien Parkplätze.

Das Problem?

Ist schnell erklärt. Die Parkplatzsuche ist, besonders in Großstädten, oft nervenaufreibend. Laut einer Studie findet der durchschnittliche deutsche Autofahrer erst nach zehn Minuten seine Lücke, in Italien sind es sogar bis zu 15 Minuten. Durchschnittlich 4,5 Kilometer werden pro Suche zurückgelegt, das entspricht unnötigen durchschnittlichen Fahrtkosten von 1,35 Euro, 1,3 Kilogramm CO2-Ausstoß und bedeutet viel verlorene Lebenszeit. Häufig ist dann auch der nächste freie Stellplatz so nah, aber (noch) nicht sichtbar.

Die Lösung?

Das Startup SoNah soll die Parkplatzsuche erheblich beschleunigen. Deshalb arbeitet das Team von Anfang an eng mit den Nutzern selbst zusammen: Jeder Autofahrer kann eine freie Parklücke per Knopfdruck auf seinem Smartphone mit allen anderen Nutzern der App, die für Android und iOS verfügbar ist, teilen. Die können dann gezielt den Parkplatz ansteuern, wenn sie sich auf der Suche befinden.

Die Technologie hinter SoNah basiert ursprünglich auf einem Algorithmus, der in der Anfangszeit auf den Daten aufbaute, die die Nutzer bei der Parkplatzsuche liefern.

Da die Datensätze für ein effizientes Arbeiten der Technologie nicht ausreichten, sind seit einigen Monaten auch eigene Sensoren im Einsatz, die den Algorithmus füttern. „Die Sensoren dienen als zusätzliche Quelle für die Nutzer, die nach einem freien Parkplatz suchen“, sagte Victor ter Smitten, einer der Gründer von SoNah gegenüber WIRED. „So können 20 bis 30 Parkplätze auf einmal gescannt werden.“

Neben der Funktion, die die von der Gemeinschaft geteilten Parkplätze anzeigt, sind weitere hinzugekommen: Eine „Home-Funktion“ etwa zeigt den aktuellen Standort des eigenen Fahrzeugs an, eine weitere alle Elektro-Ladestationen in Aachen. Eine engere Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung liefert wiederum Informationen im Bereich der Verkehrsentwicklungsplanung, etwa zu aktuellen Baustellen. Außerdem sind mittlerweile alle Parkhäuser Aachens von SoNah erfasst und so die dortige Parkplatzsituation in den Algorithmus eingepflegt worden.

Weitere Kooperationen bestehen beispielsweise mit dem AXA Innovation Campus, einer Digitalagentur für IT-Systeme, und dem Gründerzentrum der RWTH Aachen University. „Wir sind auf unsere Partner angewiesen“, sagte ter Smitten. „Ohne ihre Statistiken hätte unser Algorithmus nicht den Mehrwert für die Nutzer, den wir uns wünschen.“

Wer steckt dahinter?

SoNah wurde Ende 2015 von vier Aachener Studenten gegründet, zwei davon Wirtschaftsingenieure, ein Physiker und ein Programmierer. Neben ter Smitten waren das Thomas Grimm, Christian Bartsch und Alexander Jendrosch, den mittlerweile Dominik Wursthorn ersetzt hat. Im März 2016 gewann ihre Idee den Wettbewerb „Smart@AC Challenge“, mit dem die Stadt Aachen nach den besten Ideen für ihre Entwicklung zur Smart City sucht. Im Frankenberger Viertel Aachens durften die Gründer ihre App als erstes testen. 

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Aber braucht man das wirklich?

Man könnte sagen, SoNah ist eine Entwicklung, die wir brauchen. Die App bietet einfache Lösungen für tatsächliche Probleme, gemacht von Leuten, die solche Probleme selber auch haben. Ein Problem Solver wie aus dem Buche sozusagen. So weit, so gut.

Wenn jedoch nicht genügend Nutzer mitmachen, nützt das System selbst fast gar nichts. Das haben die unzähligen, gehypten Apps gezeigt, die sich dem Thema Parken widmen. Mit Ampido zum Beispiel können ungenutzte Privatparkplätze und Garageneinfahrten ver- und angemietet werden. Aber: „Mangels Nutzer gibt es kaum freie Stellplätze. Findet sich doch mal einer, dann meist dort, wo es Parkplätze im Überfluss gibt“, schließt die ComputerBild aus ihrem Test.

Irrelevant ist die Idee von SoNah nicht, im Zuge der Entwicklung von Smart Cities sogar recht nützlich. Wenn das Startup es schaffen sollte, entweder mehr Nutzer anzuwerben oder auf andere Geschäftsfelder auszuweichen, könnte es die zahlreichen Startups, die sich in diesem Bereich mit tatsächlichen Lösungen schwer tun, ausstechen. Und diese Pläne gibt es:

Wie geht es weiter?

In Zusammenarbeit mit den Partnern soll die Sensor-Technologie weiter verbessert und auf weitere Geschäftsfelder wie diese ausgeweitet werden. Dabei stehen in den nächsten Monaten neben einem Update der App, das Parkautomaten und Parkhausbetreibern miteinschließt, vor allem Navigationssysteme auf der Agenda der SoNah-Betreiber ganz oben. „Unsere Umfragen haben ergeben, dass immer weniger Nutzer für die Parkplatzsuche eine App verwenden, sie benutzen ihre Navis“, sagte ter Smitten. „Deshalb wollen mithilfe einer API und unserem Algorithmus die Navigationssysteme weltweit verbessern und smartes Parken womöglich unabhängig von einer App ermöglichen.“

Immer schön disruptiv bleiben, diese Denkweise klingt logisch. Damit das Konzept jedoch aufgeht, muss das Team aus seinem Aachener Umfeld ausbrechen und neben neuen Geschäftsfeldern auch mehr Sichtbarkeit und Transparenz bieten. Idee, Technologie und Vision des Unternehmens überzeugen, umso schöner wären mehr Nutzer und damit Reichweite. Ohne geht's eben nicht.

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