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Problem Solver / Kiron ist eine Bildungsplattform für Geflüchtete

von Christina zur Nedden
Ein gutes Produkt löst ein großes Problem, lautet eine Startup-Weisheit. WIRED stellt jede Woche Unternehmen, Menschen und Ideen vor, die diesem Grundsatz folgen – Problem Solver eben. Diesmal: die digitale Bildungsplattform Kiron Open Higher Education, die Geflüchteten eine Hochschulbildung ermöglicht.

Das Problem? Geflüchtete haben, egal ob sie noch fliehen oder schon angekommen sind, oft keinen Zugang zu einer Universität. Gründe sind hohe Studiengebühren, mangelnde Sprachkenntnisse, fehlende Zeugnisse, ein unklarer Aufenthaltsstatus oder die Tatsache, dass sie nicht lang genug an einem Ort bleiben können. Viele Menschen können deswegen trotz guter Vorbildung nicht weiterstudieren oder überhaupt ein Studium aufnehmen. Dabei ist Bildung ein wichtiger Faktor für gelungene Integration.

Die Lösung? Das Social-Startup Kiron Open Higher Education bietet geflüchteten Menschen die Möglichkeit, ein Studium durch ein sogenanntes Blended-Learning-Modell zu absolvieren – also gleichzeitig online und offline. Online können Kurse von edX (dem Online-Kursanbieter mehrerer US-Elite-Unis), der deutschen Plattform Iversity, udacity, coursera. Die Kurse werden von weltweit anerkannten Elite-Universiäten wie Harvard, MIT, TU München oder RWTH Aachen zur Verfügung gestellt. Offline wird das Studium ergänzt durch Austausch in „study hubs“, Sprachkurse, Mentoring und die Vermittlung von Praktika bei Unternehmen. Das Programm geht drei Jahre, in den ersten zwei Jahren studieren Geflüchtete online und machen nebenher Sprachkurse, im dritten Jahr machen sie ihren Abschluss an einer der Partneruniversitäten.

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In Zukunft soll das Studium auch vollständig an der Kiron University möglich sein. Bisher gibt es vier Studiengänge – Ingenieurs-, Computer- sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften –, die Kiron in Form der entsprechenden Online-Kurse mit einer eigenen App zusammenstellt und an die Lehrpläne der Partnerunis anpasst. Aufgenommen wird jeder, der ein Dokument vorlegen kann, das einen flüchtlingsbezogenen Status nachweist. Die Studiengänge sind gebührenfrei und können noch vor Abschluss des Asylverfahrens begonnen werden.

Wer steckt dahinter? Markus Kreßler und Vincent Zimmer lernten sich im Sommer 2014 kennen und entschieden sich im Herbst, ihre Idee in die Tat umzusetzen. Damals trafen sie in Istanbul einen jungen Mann aus Syrien, der schon zwei Jahre lang in der Türkei wartete und nichts tun konnte, denn er hatte weder finanzielle Ressourcen, noch einen legalen Status oder einen Platz an einer Uni. Eine Online-Hochschule schien die einzig sinnvolle Lösung. Mittlerweile hat Kiron in Berlin rund 50 Mitarbeiter und 200 freiwillige Helfer, einige davon sind selbst Geflüchtete.

Wer glaubt daran? Kiron startete mit Selbstfinanzierung und einer Crowdfunding-Kampagne. Anfang 2016 erhielt das Social-Startup, dass keinen Gewinn erwirtschaften möchte, 1,5 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre von der Schöpflin Stiftung, die sich für Bildung, Gesundheit und Zivilgesellschaft einsetzt. Google.org spendete Computer für die „study hubs“. Zur weiteren Finanzierung ist eine Art „Vermittlungsprovision“ von Firmen angedacht. Diese sollen rückwirkend die Studiengebühren für einen Studenten bezahlen, der nach dem Studium bei ihnen arbeitet.

Wie geht es weiter? Im Oktober 2015 haben sich die ersten Studenten eingeschrieben, die meisten aus Syrien. Die Abbruchquote ist im Vergleich zu anderen Teilnehmern gering. Heute studieren 1250 Geflüchtete bei Kiron. Mit der Schöpflin-Spende will das Startup bis zum Jahresende 5000 neue Studienplätze anbieten. Von den 18 Partneruniversitäten sind die meisten in Deutschland, mit 120 weiteren sei man im Gespräch. Zurzeit werden Büros in der Türkei und Jordanien eingerichtet, da sich in diesen Ländern besonders viele Geflüchtete aufhalten.

Letztes Mal bei „Problem Solver“: Die Algorithmen-Überwacher 

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