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Problem Solver/ Dieses Kirchenaustritts-Startup legt deine Kirchensteuer um

von Louisa Zimmer
Ein gutes Produkt löst ein großes Problem, lautet eine Startup-Weisheit. WIRED stellt regelmäßig Unternehmen, Menschen und Ideen vor, die diesem Grundsatz folgen – Problem Solver eben. Diesmal: Dein-Kirchenaustritt.de will Menschen den Austritt aus der Glaubensgemeinschaft vereinfachen und sie damit zum Spenden der Kirchensteuer animieren.

Das Problem? 
450.000 Menschen treten in Deutschland jährlich aus der Kirche aus, dadurch gehen Organisationen wie der Diakonie und der Caritas jährlich Millionenbeträge verloren. Auf der anderen Seite ist der Austritt aus der Kirche in Deutschland mit verpflichtendem Behördengang auch nicht leicht gestaltet. Seit Mitte August kann man in Norwegen digital den Austritt beantragen, innerhalb eines Monats sind über 25.000 Menschen ausgetreten.

Die Lösung? 
Auf Dein-Kirchenaustritt.de kann man ein Formular online ausfüllen und schon werden sämtliche Informationen, die beim Prozess des Kirchenaustritts helfen, per Post verschickt. Schon bei der Registrierung muss man die Organisation angeben, an die man seinen bisherigen monatlichen Anteil der Kirchensteuer spenden will. Spenden soll man allerdings erst können, wenn man offiziell aus der Kirche ausgetreten ist und nicht mehr Kirchensteuer zahlen muss. Das Angebot soll keineswegs Menschen davon überzeugen, aus der Kirche auszutreten, sondern die beraten, die den Entschluss des Kirchenaustritts schon selbst gefasst haben.

Wer steckt dahinter?
Niels Reinhard und Dominik Mauritz haben die Website vor einer Woche gelauncht, nachdem sie in ihrem Freundeskreis viel Unwissen über Kirchenaustritte bemerkt hatten. Reinhard möchte selbst aus der katholischen Kirche austreten, beschreibt aber gegenüber Gründerszene, dass er kein Problem mit der Institution Kirche hat: „Kirchen haben absolut ihre Existenzberechtigung. Sie erfüllen viele soziale Aufträge. Wir wollen niemanden zum Austritt bewegen.“ 

Wer glaubt daran? 
Auf jeden Fall nicht toptestsieger.de, die wenige Tage nach Launch von Dein-Kirchenaustritt.de aufdeckten, dass es sich bei den Testpersonen nur um Stockphoto-Persönlichkeiten handelte. Es gibt also keine konkreten Zahlen darüber, wie erfolgreich das Projekt wirklich angenommen wird. Seit Launch, so geben die Macher an, wurden bereits Spenden im Wert von 5000 Euro jährlich bereitgestellt.


Braucht man das wirklich?
Um zu bewerten, wie hilfreich Dein-Kirchenaustritt.de beim tatsächlichen Kirchenaustritt ist, braucht es definitiv noch (die echten) Kundenmeinungen auf der Website. Den Behördengang erspart das Startup nicht. Für alle, die keine Zeit haben, sich mit der bürokratischen Seite eines Kirchenaustritts auseinanderzusetzen, ist Dein-Kirchenaustritt.de sicherlich ein guter erster Schritt. 

Wie geht es weiter? 
Die Macher von Dein-Kirchenaustritt.de verlangen keine Gebühren von den Benutzern der Website. Momentan sind sie dabei, das Verhalten von ihren Nutzern zwecks Spendenverhalten und Resonanz auszuwerten. Bis zum Ende des Jahres soll entschieden werden, wie es mit dem Projekt weitergeht. Finanzieren möchten sie ihr Projekt in Zukunft potenziell mit Werbeanzeigen, die Hilfsorganisationen exklusiv auf ihrer Seite schalten.

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