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Nach Trump-Sieg und Brexit: So positionieren sich Google, Apple und Co.

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Donald Trump wird US-Präsident, Großbritannien verlässt die EU. So reagieren die großen Tech-Firmen auf die neuen politischen Gegebenheiten.

Die Abstimmung über Großbritanniens Austritt aus der EU ist durch, der neue Präsident der USA wurde gewählt. In beiden Fällen fiel das Ergebnis anders aus, als es die meisten erwartet haben. Insbesondere große Technologie-Konzerne hatten sich sowohl im Falle des so genannten Brexits als auch der US-Präsidentschaftswahl für einen gegenteiligen Ausgang eingesetzt. Jetzt reagieren die einflussreichsten Unternehmen mit unterschiedlichen Maßnahmen auf die neue Situation.



Experten prognostizieren für den Fall des Brexits schwerwiegende Folgen für Großbritanniens Stand als Hochburg für Tech-Konzerne. Die Befürchtung: Durch verschärfte Einwanderungsgesetze und fremdenfeindliche Stimmung könnte dem Land das qualifizierte Personal ausgehen, das gegenwärtig in den UK-Niederlassungen von Branchengrößen wie Google und Facebook arbeitet und aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt stammt.

Doch beide Unternehmen bauen sogar ihren Sitz am Standort Großbritannien aus. Wie der Guardian berichtet, bestätigte Google jüngst, dass es die 2013 eröffnete Niederlassung in London weiter betreiben werde. Trotz Vorbehalt gegenüber dem EU-Austritt wolle das Unternehmen außerdem am Plan festhalten, in der britischen Hauptstadt ein neues Hauptquartier für bis zu 7000 Angestellte zu eröffnen und 3000 neue Jobs zu schaffen.

Facebook zog am vergangenen Wochenende nach und vermeldete den Ausbau seines Londoner Teams. 2017 sollen Büros für 500 weitere Mitarbeiter entstehen. Ob Großbritanniens Zukunft als Technologie-Metropole damit gesichert ist? Während einige Experten die Unterstützung von Google und Facebook als gutes Zeichen deuten, sehen andere den drohenden personellen Engpass damit nicht abgewendet und durch den Ausbau der Silicon-Valley-Konzerne sogar verstärkt: Beide Unternehmen werden sich demnach die besten Mitarbeiter sichern. Sollten die Einwanderungshürden in Großbritannien größer werden, könnten andere Unternehmen Schwierigkeiten haben, Schlüsselpositionen zu besetzen.

Ein Problem, mit dem sich auch Unternehmen in den USA möglicherweise bald konfrontiert sehen. Der angehende US-Präsident Donald Trump kündigte an, die Einwanderungsgesetze verschärfen zu wollen. Da auch das Silicon Valley von der kulturellen Vielfalt seiner Bewohner lebt, könnte sich hier ebenfalls ein Talentmangel breitmachen. Sollten die Einreisebedingungen für hoch qualifizierte Ausländer erschwert werden, könnten die sich anderen Standorten zuwenden.

Doch der Wahlausgang bereitet den großen Internet-Unternehmen des Landes noch ganz andere Probleme. Nicht nur Google und Facebook, auch Firmen wie Apple und Amazon müssen Nachteile hinnehmen: Allen Unternehmen gemein ist die Tatsache, dass ihre Aktienkurse seit dem überraschenden Wahlausgang drastisch gesunken sind. Obendrein drohen unter Trumps nationalistischer Grundhaltung handfeste Geschäftsgefährdungen.

Der Milliardär kündigte an, die Produktion amerikanischer Produkte ins eigene Land verlagern zu wollen. Das soll unter anderem durch hohe Zollgebühren für im Ausland produzierte Produkte durchgesetzt werden. Für Hersteller wie Apple, die ihr komplettes Sortiment in Asien produzieren lassen, wäre das ein verheerender Einschnitt. Eine Bedrohung, die das Unternehmen aus Cupertino offenbar sehr ernst nimmt.

Wie Nikkei berichtet, soll Apple bei seinen Zulieferern Foxconn und Pegatron eine Kalkulation in Auftrag geben haben, um zu ermitteln, was die Produktion des iPhones in den USA kosten würde. Pegatron soll sofort abgewinkt haben. Foxconn prüft dem Bericht zufolge wenig optimistisch die Zahlen. Schätzungen zufolge würden sich die Produktionskosten pro Smartphone verdoppeln. Das iPhone ‚made in USA’ sei eine „illusorische Idee“, meint dazu Die Welt.

Nicht minder bedroht ist das Geschäft des Online-Händlers Amazon. Unternehmenschef Jeff Bezos hatte sich mit der ihm gehörenden Zeitung Washington Post während des Wahlkampfes explizit gegen Donald Trump gestellt. Außerdem lieferte er sich via Twitter einen Schlagabtausch mit dem 70-Jährigen. Trump drohte im Gegenzug mit strengen kartellrechtliche Prüfungen, sollte er Präsident werden. Welche Konsequenzen die für Amazon hätten, ist schwer abzusehen. Fest steht: Nach Trumps Sieg änderte Bezos schnell seinen Tonfall und gratulierte seinem vorherigen Streitpartner freundlich.
 

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Die Abstimmung über Großbritanniens Austritt aus der EU ist durch, der neue Präsident der USA wurde gewählt. In beiden Fällen fiel das Ergebnis anders aus, als es die meisten erwartet haben. Insbesondere große Technologie-Konzerne hatten sich sowohl im Falle des so genannten Brexits als auch der US-Präsidentschaftswahl für einen gegenteiligen Ausgang eingesetzt. Jetzt reagieren die einflussreichsten Unternehmen mit unterschiedlichen Maßnahmen auf die neue Situation.



Experten prognostizieren für den Fall des Brexits schwerwiegende Folgen für Großbritanniens Stand als Hochburg für Tech-Konzerne. Die Befürchtung: Durch verschärfte Einwanderungsgesetze und fremdenfeindliche Stimmung könnte dem Land das qualifizierte Personal ausgehen, das gegenwärtig in den UK-Niederlassungen von Branchengrößen wie Google und Facebook arbeitet und aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt stammt.

Doch beide Unternehmen bauen sogar ihren Sitz am Standort Großbritannien aus. Wie der Guardian berichtet, bestätigte Google jüngst, dass es die 2013 eröffnete Niederlassung in London weiter betreiben werde. Trotz Vorbehalt gegenüber dem EU-Austritt wolle das Unternehmen außerdem am Plan festhalten, in der britischen Hauptstadt ein neues Hauptquartier für bis zu 7000 Angestellte zu eröffnen und 3000 neue Jobs zu schaffen.

Facebook zog am vergangenen Wochenende nach und vermeldete den Ausbau seines Londoner Teams. 2017 sollen Büros für 500 weitere Mitarbeiter entstehen. Ob Großbritanniens Zukunft als Technologie-Metropole damit gesichert ist? Während einige Experten die Unterstützung von Google und Facebook als gutes Zeichen deuten, sehen andere den drohenden personellen Engpass damit nicht abgewendet und durch den Ausbau der Silicon-Valley-Konzerne sogar verstärkt: Beide Unternehmen werden sich demnach die besten Mitarbeiter sichern. Sollten die Einwanderungshürden in Großbritannien größer werden, könnten andere Unternehmen Schwierigkeiten haben, Schlüsselpositionen zu besetzen.

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Ein Problem, mit dem sich auch Unternehmen in den USA möglicherweise bald konfrontiert sehen. Der angehende US-Präsident Donald Trump kündigte an, die Einwanderungsgesetze verschärfen zu wollen. Da auch das Silicon Valley von der kulturellen Vielfalt seiner Bewohner lebt, könnte sich hier ebenfalls ein Talentmangel breitmachen. Sollten die Einreisebedingungen für hoch qualifizierte Ausländer erschwert werden, könnten die sich anderen Standorten zuwenden.

Doch der Wahlausgang bereitet den großen Internet-Unternehmen des Landes noch ganz andere Probleme. Nicht nur Google und Facebook, auch Firmen wie Apple und Amazon müssen Nachteile hinnehmen: Allen Unternehmen gemein ist die Tatsache, dass ihre Aktienkurse seit dem überraschenden Wahlausgang drastisch gesunken sind. Obendrein drohen unter Trumps nationalistischer Grundhaltung handfeste Geschäftsgefährdungen.

Der Milliardär kündigte an, die Produktion amerikanischer Produkte ins eigene Land verlagern zu wollen. Das soll unter anderem durch hohe Zollgebühren für im Ausland produzierte Produkte durchgesetzt werden. Für Hersteller wie Apple, die ihr komplettes Sortiment in Asien produzieren lassen, wäre das ein verheerender Einschnitt. Eine Bedrohung, die das Unternehmen aus Cupertino offenbar sehr ernst nimmt.

Wie Nikkei berichtet, soll Apple bei seinen Zulieferern Foxconn und Pegatron eine Kalkulation in Auftrag geben haben, um zu ermitteln, was die Produktion des iPhones in den USA kosten würde. Pegatron soll sofort abgewinkt haben. Foxconn prüft dem Bericht zufolge wenig optimistisch die Zahlen. Schätzungen zufolge würden sich die Produktionskosten pro Smartphone verdoppeln. Das iPhone ‚made in USA’ sei eine „illusorische Idee“, meint dazu Die Welt.

Nicht minder bedroht ist das Geschäft des Online-Händlers Amazon. Unternehmenschef Jeff Bezos hatte sich mit der ihm gehörenden Zeitung Washington Post während des Wahlkampfes explizit gegen Donald Trump gestellt. Außerdem lieferte er sich via Twitter einen Schlagabtausch mit dem 70-Jährigen. Trump drohte im Gegenzug mit strengen kartellrechtliche Prüfungen, sollte er Präsident werden. Welche Konsequenzen die für Amazon hätten, ist schwer abzusehen. Fest steht: Nach Trumps Sieg änderte Bezos schnell seinen Tonfall und gratulierte seinem vorherigen Streitpartner freundlich.
 

Congratulations to @realDonaldTrump. I for one give him my most open mind and wish him great success in his service to the country.

— Jeff Bezos (@JeffBezos) 10. November 2016

Ein Trend, der sich in der Haltung vieler Branchengrößen niederschlägt. Sowohl in Großbritannien als auch in den USA suchen die Unternehmen nach einem Weg, sich mit der neuen Situation zu arrangieren. Dabei zeigen sie sich eher versöhnlich. Das wird auch anhand eines jüngst veröffentlichten, offenen Briefs deutlich, mit dem sich die Internet Association an Donald Trump wendet. Darin fordert der Zusammenschluss von Unternehmen wie Google, Facebook, Twitter und Amazon den zukünftigen Präsidenten unter anderem zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Daten auf.
 

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Konkret legen die Konzerne dem Politiker nahe, die starke Verschlüsselung von Daten zu fördern. Diese bilde nicht nur die Grundlage für nationale Sicherheit und das Finanzsystem des Landes, sie sei auch unerlässlich, um Menschen vor einer unterdrückenden Regierung zu schützen, die Meinungsfreiheit und demokratische Rechte beschneidet. Darüber hinaus soll der Breitbandausbau und die Netzneutralität gefördert werden, um gleiche Voraussetzungen für alle Internetnutzer zu schaffen. Auch müsse das Überwachungsgesetz reformiert und das Green-Card-Programm für qualifizierte Einwanderer ausgebaut werden.

Damit beziehen die Unternehmen zwar eine recht deutliche, politische Position. Dennoch soll der Tonfall des Briefs laut The Verge deutlich optimistischer ausgefallen sein, als es in einem Schreiben der Fall war, das hundert führende Silicon-Valley-Vertreter im Juni an Trump gerichtet hatten. Darin hatten sie den damaligen Präsidentschaftskandidaten als „potenzielle Katastrophe für die Innovationskraft des Landes“ bezeichnet. Im aktuellen Schreiben bietet die Internet Association Trump nun einen „offenen und produktiven Dialog“ an. Dazu gehören immer zwei.

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