Auf dem Leuchtschild steht schlicht „24 Hour Store“, aber eigentlich nennt sich der Mini-Supermarkt auf Rädern Moby Mart. Seit kurzem ist das trapezförmige Vehikel für einen Probelauf auf den Straßen von Shanghai unterwegs. Der Moby Mart ist in etwa so breit wie ein Lieferwagen, etwas länger als ein Kleinlaster und mit großen Schaufenstern ausgestattet. Der Wagen fährt umher und hält an verschiedene Punkten in der Stadt. In der Moby-App kann man nachschauen, ob der Supermarkt gerade in der Nähe ist und ihn zu einem Parkplatz beordern. Für den Einkauf im Laden wird dann auch via App eingecheckt und so eine der beiden Glastüren geöffnet.
Deer mobile Supermarkt kommt nahezu gänzlich ohne menschliches Zutun aus. Statt von einem Kassierer wird der Kunde von einem digitalen Assistenten begrüßt, der auch darauf hinweist, wie das Einkaufen funktioniert. Nämlich ähnlich wie bei Amazons Go-Shop: Wer etwas braucht, der nimmt es, scannt es mit dem Smartphone oder einem „intelligenten Warenkorb“ und geht einfach. Anschließend wird der Einkauf ganz automatisch über die Moby-App abgerechnet. Wird der Warenbestand knapp, fährt der Laden selbstständig ins Lager, um mit Nachschub aufgefüllt zu werden. Ein in den Boden eingebautes Filtersystem reinigt dabei ganz nebenher die Großstadtluft von Feinstaub.
Ganz selbstständig ist Moby aber nicht. Weil das Selbstfahrsystem noch nicht ausgereift und die Rechtslage in Shanghai unsicher ist, wird der mobile Supermarkt momentan noch von einem Mensch unterstützt, der über eine Fernsteuerung mitlenkt.
Allerdings plant der Entwickler, das schwedische Startup Wheelys, das mit Mini-Cafés bekannt wurde, dass der Moby Mart bald gänzlich autonom navigiert. Ebenso würde eine zukünftige Variante, die in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Hefei entsteht, auch Drohnen an Bord haben, um Lieferungen durchzuführen. Strom soll zudem primär über Solarzellen getankt werden.
Gedacht ist Moby trotz seines Großstadttests aber nicht nur für urbane Gebiete, sondern auch für abgelegene ländliche Regionen, wo der nächste Laden oft Dutzende Kilometer entfernt ist. Deswegen soll das Konzept nicht nur als Supermarkt, sondern auch als Apotheke oder Café taugen. Dazu sollen die Läden nicht primär von Wheelys selbst, sondern einzelnen Unternehmern geführt werden. Wer seinen eigenen Moby Mart aufmachen will, kann ihn bereits 2018 für rund 30.000 US-Dollar kaufen. Damit soll es möglich sein, ohne eine feste Ladenzeile mieten zu müssen, ein Geschäft zu betreiben.