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Mobilwerbung: Smaato verkauft sich für 148 Millionen Dollar nach China

von Karsten Lemm
Handy-Werbeplätze in Millisekunden an den Meistbietenden zu versteigern hat Smaato Erfolg gebracht. Nun wird die deutsch-amerikanische Mobilplattform nach China verkauft. Für die Mitarbeiter in Hamburg ein Grund zum Feiern, sagt Mitgründer Ragnar Kruse im Gespräch mit WIRED.

Zwei Milliarden Smartphones weltweit bieten reichlich Platz für Anzeigen. Aber welche? Das Vermitteln von Werbeplätzen auf Handys ist ein globales Geschäft geworden, und automatisierte Versteigerungen, die in Millisekunden ablaufen, werden dabei immer beliebter. Einer der Gewinner: die Mobilplattform Smaato, von Deutschen gegründet, in San Francisco beheimatet – und künftig Teil der chinesischen Marketing-Gruppe Spearhead, die 148 Millionen Dollar geboten hat, um die Firma zu übernehmen.

Noch stehen dem Deal einige Formalitäten im Weg, aber Smaato-Mitgründer Ragnar Kruse blickt bereits nach vorn: „Wir werden innerhalb von Spearhead eine eigenständige Marke bleiben und können uns weiterentwickeln“, sagt der 54-Jährige. Eine chinesische Konzernmutter zu haben gebe seinem Unternehmen weit bessere Chancen als bisher, in dem schnell wachsenden Markt Erfolg zu haben. Der Marktforscher eMarketer sagt voraus, dass die Werbeausgaben allein auf Mobilgeräten in China von 27 Milliarden Dollar in diesem Jahr auf 70 Milliarden im Jahr 2020 steigen werden.

Solche Aussichten haben in den vergangenen Monaten eine Reihe chinesischer Medienkonzerne angespornt, sich im Ausland Knowhow und Systeme zur Anzeigenvermarktung einzukaufen. In der größten Übernahme ging der norwegische Browser-Hersteller Opera, der sich zunehmend auf Online-Werbung spezialisiert, im Februar für 1,2 Milliarden Dollar an ein Konsortium chinesischer Internetfirmen, darunter Kunlun und Qihoo.

„Wenn wir es richtig machen, werden wir in einem Maße wachsen können, wie wir es bisher gar nicht ahnen konnten“, sagt Kruse, der die Firma 2005 mit seiner Frau Petra Vorsteher und dem heutigen mLove-Organisator Harald Neidhardt gründete. Nach anfänglichen Experimenten als Anzeigennetzwerk spezialisierte sich die Firma darauf, Werbeplätze für Anzeigen in Mobilbrowsern und Apps zu versteigern – automatisch, in Millisekunden und laut Smaato mittlerweile bis zu zehn Milliarden Mal am Tag.

„Wir sind wie ein eBay für Mobilwerbung“, erklärt Kruse die Rolle seiner Firma. „Das Versteigern von Anzeigenplätzen lässt es zu, sich genau das Publikum zu kaufen, das man erreichen will.“ Smaato verdient dabei an Provisionen. Im vorigen Jahr nahm die Firma nach eigenen Angaben 80 Millionen Dollar ein, arbeitete profitabel und wuchs um 50 Prozent.

Im Vergleich zu Giganten wie Google und Facebook, die Milliarden mit Mobilwerbung verdienen, nimmt sich das Unternehmen mit solchen Zahlen zwar winzig aus – doch Kruse zeigt sich optimistisch, innerhalb der eigenen Nische schnell weiterwachsen zu können: „Wir haben jetzt einen kapitalkräftigen Partner, der uns ganz andere Möglichkeiten gibt.“

Denkbar sei etwa, dass Smaato Startups kaufen könnte, die der Werbeplattform helfen, effizienter zu werden. Für die gut 200 Mitarbeiter, von denen 110 in Hamburg arbeiten, bedeute der Verkauf ausschließlich gute Nachrichten, versichert Kruse. Niemand müsse um seinen Job fürchten – im Gegenteil: „Wir fangen jetzt erst richtig an.“

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