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Torrents als Marketing-Instrument: Medienunternehmen profitieren von Piraterie

von Silvia Weber
Die Unterhaltungsindustrie leidet nicht nur unter illegalen Tauschbörsen, sie macht sie sich neuerdings auch zunutze — mithilfe von Marktforschungsfirmen, die anhand von Torrents die Zielgruppe analysieren.

Filesharing-Plattformen können wertvolle Informationen über den Geschmack ihres Publikums liefern. Das weiß man auch beim Streamingdienst Netflix, der sich nach eigener Aussage auch auf Piratenseiten umsieht, bevor er neue Serien und Filme einkauft. Für diese Art der Zielgruppenanalyse gibt es mittlerweile sogar spezialisierte Unternehmen.

Eines davon ist die US-amerikanische Marktforschungsfirma Tru Optik, die sich auf die Beobachtung von Torrents konzetriert. Gerade hat sie eine Statistik veröffentlicht, laut der im vergangenen Jahr 18 Milliarden Dateien über BitTorrent-Börsen ausgetauscht wurden — die Hälfte davon Filme und Serien. Absoluter Spitzenreiter war die Fantasy-Serie „Game of Thrones“, die für den Kabelsender HBO produziert wird. Das begehrteste Computerspiel 2014 war demnach „Minecraft“. In den USA wird laut Tru Optik am hemmungslosesten geklaut, gefolgt von Brasilien und Großbritannien.

Wenn niemand Ihre Inhalte über Torrents teilt, sind Sie irrelevant für Verbraucher zwischen 18 und 40.

Andre Swanston, Tru Optik

Diese Fakten sind für die Anbieter der Inhalte marketingtechnisch hochinteressant. Nicht nur, weil die Peer-to-Peer-Nutzung einen generellen Überblick über die aktuell beliebtesten Produkte bietet: „P2P-Nutzung ist auch der beste Frühindikator für die Nachfrage nach Medien“, sagt Tru-Optik-Chef Andre Swanston gegenüber Torrentfreak. „Wenn niemand Ihre Inhalte über Torrents teilt, bedeutet es, dass Sie irrelevant für die Verbraucher im Alter zwischen 18 und 40 sind.“

Außerdem sind die Personen, die die Inhalte als erste teilen, auch potenzielle neue Käufer, die man mit personalisierter Werbung ködern will. Solche Anzeigen bietet Tru Optik an. Da diese auf den IP-Adressen der User basieren, sind sie allerdings nur begrenzt effektiv. Schließlich geben IP-Adressen keinerlei Auskunft über Alter, Geschlecht und sozialen Hintergrund der Nutzer. Zudem können USer leicht ihre wahre Adresse verschleiern.

Doch Tru Optik zufolge nehmen schon mehrere bekannte Produzenten von Fernseh- und Kinoinhalten den etwas ungewöhnlichen Analysedienst in Anspruch. Daten für Abmahnungen gibt das Unternehmen allerdings angeblich nicht weiter. Swanston bezeichnet diese Art der strafrechtlichen Verfolgung als „wertloses Geschäftsmodell“. Es bringe mehr, „den Besitzern der Inhalte dabei zu helfen, die Kunden besser zu verstehen“ — um sie so dazu zu bringen, für Filme, Serien und Computerspiele zu bezahlen. 

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