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Mark Zuckerberg verliert den Kampf gegen Fake-News

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Falschmeldungen, die über den hauseigenen News-Feed verbreitet werden, sind schon länger ein Problem für Facebook. Bislang sorgte eine Nachrichtenredaktion für die Qualitätskontrolle. Vor wenigen Tagen aber hat das Unternehmen jene Kuratoren entlassen und einem Computer-Algorithmus die Verantwortung für die Auswahl der Trending Topics übertragen – mit verheerenden Konsequenzen.

Facebook-Nutzer in den USA finden in ihrem News-Feed nicht nur Beiträge von Freunden und Seiten, denen sie folgen. Anders als beispielsweise in Deutschland werden hier zusätzlich besonders relevante und aktuelle Nachrichtenthemen angezeigt, die sogenannten Trending Topics. Deren manuelle Auswahl übernahm bis vor wenigen Tagen eine News-Redaktion, die unter anderem dafür sorgte, dass sich unter den angezeigten Beiträgen möglichst wenige Falschmeldungen mischten. Vor einigen Monaten brachten Berichte über eine politisch beeinflusste Vorauswahl der Themen das Redaktionsteam in Verruf. Der Vorwurf ehemaliger Mitarbeiter: Redakteure würden unter anderem linksliberalen Berichten den Vorzug vor rechtskonservativen Inhalten einräumen.

Als Reaktion auf die Anschuldigungen gab Facebook am vergangenen Freitag bekannt, die Verantwortung für die Auswahl der Trending Topics einem Computer-Algorithmus zu übertragen, der Themen eigenständig selektiert. Das bisher zuständige Redaktionsteam, bestehend aus 15 bis 18 Mitarbeitern, wurde Quartz zufolge entlassen. Die Umstellung sei laut Facebook ein notwendiger Schritt, um eine breitere Abdeckung von Themen zu erzielen, die durch eine händische Auswahl menschlicher Mitarbeiter nicht zu realisieren sei.

Mit dem Wechsel von menschlicher zu künstlicher Intelligenz erreichte das soziale Netzwerk am vergangenen Wochenende aber vor allem eines: eine steigende Zahl an haarsträubenden Falsch- und Scherzmeldungen. Der eingesetzte Algorithmus hob unter anderem einen Beitrag über die vermeintliche Entlassung der Fox-Moderatorin Megyn Kelly hervor. Darin wurde behauptet, der TV-Sender habe seine Mitarbeiterin aufgrund ihrer Unterstützung von Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton gefeuert. Tatsächlich ist die Moderatorin jedoch weder eine Verfechterin Clintons, noch hat sie ihren Job verloren.

Ähnlich verhielt es sich mit der Meldung, ein Saturday-Night-Live-Comedian habe die rechtskonservative Autorin Ann Coulter als „rassistische Schlampe“ bezeichnet. Das ist zwar wirklich passiert – allerdings in der US-Comedy-Sendung Comedy Central Roast, in der Prominente sich bewusst Schimpfwörter um die Ohren hauen. Die Verbreitung eines Videos, in dem sich ein Mann mit einem McChicken-Sandwich selbstbefriedigt, gehörte ebenfalls zu den Empfehlungen des News-Algorithmus.

Die Entlassungen waren von langer Hand geplant.

Schon im vergangenen Jahr hatte Facebook angekündigt, die Verbreitung von Falsch- und Scherzmeldungen reduzieren zu wollen. Im Zuge dessen gab der Konzern Nutzern die Möglichkeit, Beiträge als falsch oder unangemessen einzustufen. Der Erfolg hielt sich aber in Grenzen, da gut gemachte Fake-News nur schwer als solche zu erkennen sind.

Wie der britische Guardian erfahren haben will, war die nun erfolgte Entlassung der menschlichen Redaktion von langer Hand geplant. Es sei demnach von Anfang an vorgesehen gewesen, dass der Algorithmus von den Entscheidungen der Mitarbeiter lernt, bis er diese eigenmächtig treffen könne. Aktuell sieht es jedoch so aus, als ob Facebook diesen Schritt zu früh gewagt hat.

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