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Immer mehr Länder wollen sich vom Benziner verabschieden

von Cindy Michel
Großbritannien wird konkret, Frankreich ebenfalls und Norwegen plant schon länger: Immer mehr Länder wollen nur noch Elektro- oder Hybridautos zulassen. Welche Staaten das genau sind und ab wann reine Benziner und Dieselfahrzeuge auf den dortigen Straßen verboten werden sollen, haben wir zusammengefasst.

Über 40 Milliarden Tonnen Kohlendioxid jagt die Menschheit jährlich in die Atmosphäre. Das CO2 begünstigt die Erwärmung der Atmosphäre und beschleunigt so den Klimawandel. Kohlendioxid als Abfallprodukt aus Kraftwerken oder Verbrennungsmotoren macht dabei einen bedeutenden Teil aus. Tendenz steigend.

Wie hoch die Umweltbelastung durch Auspuffgase ist, wird deutlich, wenn man sich die Zahlen der Autoindustrie ansieht: Während 2009 weltweit etwa 48 Millionen neuproduzierte Autos produziert wurden, waren es im vergangenen Jahr laut des Statistikportals Statista schon über 72 Millionen. Weltmarktführer war China mit einem Viertel aller Neuproduktionen, innerhalb Europas bauten sich deutsche Autohersteller mit 5,7 Millionen an Spitze.

Auch Gebrauchtwagen sind begehrt: Das Kraftfahrtbundesamt zählte im vergangenen Jahr 8,37 Millionen Ummeldungen.

Metropolen wie Peking oder Mexiko City ersticken im Verkehrschaos und im Smog, die Feinstaubbelastungen liegen deutlich über den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Werte. Dagegen wehren sich nun einzelne Städte wie etwa Paris, Madrid, Athen, Helsinki, Oslo und Mexico City, verhängen immer wieder Fahrverbote und wollen bis 2025 keine CO2-Fahrzeuge mehr auf ihre Straßen lassen. Und diese Idee haben auch andere Staaten. Das Pariser Klimaabkommen sowie die rasante technologische Entwicklung auf dem E-Mobilitätsmarkt veranlassen nach dem Diesel-Skandal nun auch ganze Staaten dazu, den Verbrennungsmotor eine letzte Galgenfrist zu geben – bis der Elektromotor ihn vollständig ersetzen kann.

Norwegen

Der skandinavische Staat gibt ordentlich Gas in Sachen grüne Mobilität und nimmt dabei eine Vorreiterrolle in Europa ein. Bereits im vergangenen Jahr hat das norwegische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das die Zulassung von Verbrennungsmotoren verbieten soll. Demnach sollen ab 2025 keine neuen Benzin- und Dieselfahrzeuge mehr auf den norwegischen Straßen fahren, sie sollen durch E-Mobile und andere alternative Antriebe ersetzt werden. Der Plan scheint aufzugehen, denn in Norwegen herrscht ein regelrechter Elektroauto-Boom. Es ist das erste europäische Land, in dem die Mehrheit aller neuzugelassenen Autos mit Elektro- und Hybridantrieb fahren. Ihr Anteil lag im Juni dieses Jahres bei knapp 53 Prozent, wie die Statistik-Organisation OFV mitteilte. Gut 27 Prozent davon seien reine Batterie-Elektroautos gewesen, über 15 Prozent Plugin-Hybride und zehn Prozent Vollhybride, wie das Managermagazin berichtet.

Warum sich so viele Norweger Autos mit grünen Technologien kaufen? Das skandinavische Land bietet noch immer etliche Vergünstigungen für Elektroautos. So entfallen etwa Import- und Mehrwertsteuer beim Kauf. Und Besitzer von E-Autos dürfen in vielen Großstädten Busspuren benutzen und kostenlos parken. Geplant ist, die Vorteile mittelfristig wieder zu streichen.

Frankreich

Frankreich macht ernst in Sachen Klimaschutz: Ab dem Jahr 2040 dürfen in Frankreich keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft werden. Das gab der französische Umweltminister Nicolas Hulot bekannt, als er im Juli dieses Jahres die neuen Klimaschutzziele seines Landes vorstellte. Nachdem die USA sich vom Pariser Klimaabkommen verabschiedet hat, verschärfte Frankreich die eigenen Ziele: So wolle das Land bis zum Jahr 2050 CO2-neutral werden, schreibt die ZEIT. Im Klartext bedeutet das, dass nur so viel klimaschädliches Kohlendioxid in die Luft gepustet werden darf, wie etwa durch Wälder und neu entwickelte Speichertechniken wieder aus der Atmosphäre gezogen werden kann. Damit auch Geringverdiener ihre oftmals stark umweltbelastenden Fahrzeuge gegen neuere, saubere Modelle eintauschen können, wolle die Regierung sie beim Autokauf mit einer Prämie unterstützen. Auch die vorteilhaftere Besteuerung des Diesel-Treibstoffes wolle man abschaffen, sagt Hulot. Der Plan der französischen Regierung habe nicht nur Jubel bei Umweltschützern ausgelöst: „Unsere Erwartungen sind nicht erfüllt, was die Art angeht, wie die Ziele erreicht und die teils ehrgeizigen Versprechen eingehalten werden sollen“, zitiert die Neue Zürcher Zeitung einen Sprecher von Greenpeace. Pascal Canfin, Chef der WWF-Frankreich, hingegen begrüßte das Vorhaben: „Frankreich beschleunigt, und das ist eine gute Nachricht.“

Großbritannien

„Die Luft in London ist ein Killer“, sagte der Bürgermeister der Stadt, Sadiq Khan. Im Stadtteil Brixton haben Forscher erst kürzlich eine schlimmere Stickoxid-Belastung als in Peking gemessen, laut Studien sterben in der britischen Hauptstadt jährlich etwa 4000 Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung.

Schuld an der hohen Feinstaubbelastung haben unter anderem die Dieselmotoren der Busse und Autos, die sich im Dauerstau durch die Innenstadt schieben. London ist da keine Ausnahme, sondern eher die Regel: EU-Grenzwerte für Stickoxid werden auch in vielen Städten und Gemeinden des Königreichs überschritten. Nun sagt die britische Regierung dem Smog den Kampf an und verkündet drei Wochen nach Frankreichs Vorstoß ebenfalls ein Verkaufsverbot für Benzin- und Dieselautos. Geplant ist das ab dem Jahr 2040. Auch Hybrid-Autos sollen in Zukunft nicht mehr zugelassen werden, berichtet The Guardian.

Niederlande

Ab 2030 sollen durch die Niederlande nur noch emissionsfreie Autos fahren dürfen, Diesel- und Benzinfahrzeuge sollen nicht mehr zugelassen werden. Außerdem wolle man für eine „ausreichende Ladeinfrastruktur“ sorgen und an weiteren Vergünstigungen arbeiten, so die Regierungskoalition. So könne man sich vorstellen, für emissionsfreie Autos etwa geringere Parkgebühren zu verlangen, zitiert das Online-Portal Heise aus dem Beschluss.

Derzeit liegt der Marktanteil von Elektroautos in den Niederlanden unter zwei Prozent. Dominiert werde die Nische von Tesla mit den Modellen S und X, gefolgt vom Hyundai Ioniq Electric und dem BMW i3.

Slowenien

Auch in Slowenien scheinen die Tage der Diesel- und Benzinfahrzeugen gezählt. Laut des Online-Portals des Branchendiensts für Elektromobilität, electrive.net, sollen ab 2030 nur noch Neuwagen zugelassen werden, die weniger als 50 Gramm Kohlenstoffdioxid pro Kilometer emittieren. Diese niedrigen Werte können derzeit nur mit Elektroautos und Plug-in-Hybriden erzielt werden. Aktuell liegt der Anteil der Elektroautos in Slowenien bei weniger als 0,1 Prozent. Bis zum Jahr 2030 sollen etwa 17 Prozent aller privaten Fahrzeuge mit Elektro- oder Hybrid-Antrieb ausgestattet sein, so die Ziele der Regierung. Außerdem wolle man bis dahin die Ladeinfrastruktur im Land deutlich ausbauen: Die Anzahl der Ladestationen soll in den kommenden drei Jahren von derzeit 227 auf 1200 erhöht werden. Bis zum Jahr 2030 plane die Regierung mit 22.300 Stromspendern, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Weltweit

Doch nicht nur in Europa tut sich was in Sachen grüne Revolution auf den Straßen. Indien etwa hatte lange Zeit ein weltweites Klimaabkommen abgelehnt, obwohl Neu-Delhi als eine der dreckigsten Städte der Welt gilt. Jetzt lenkt die Regierung ein und teilt mit, dass ab dem Jahr 2030 alle neu verkauften Autos mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet sein müssen.

Bei der Elektromobilität liegt die Autonation China, immerhin einer Viertel aller neuproduzierten Autos werden dort produziert, ganz weit vorne. Denn die Zahl der verkauften Batteriewagen habe sich im vergangenen Jahr auf 350.000 fast verdoppelt, hinzu kämen Zehntausende Elektrobusse und 100.000 öffentliche Ladepunkte, wie das Managermagazin berichtet.

Außerdem habe die Volksrepublik nun den ersten Platz im Gesamt-Ranking des "Index Elektromobilität" der Unternehmensberatung Roland Berger und der Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen Aachen (FKA) belegt, heißt es weiter. Auf Platz zwei folgen die USA, dann Deutschland. Kein Wunder also, dass China ambitionierte Ziele nennt: Bis 2025 sollen 15 bis 20 Prozent der verkauften Neuwagen E-Fahrzeuge sein – und bis 2030 sogar 40 bis 50 Prozent.

Auch einzelne US-Staaten treiben den Mobilitätswandel voran. Kalifornien etwa habe sich das Ziel gesetzt in den kommenden acht Jahren 1,5 Millionen emissionsfreie Autos auf die Straßen zu bringen. Insgesamt sollen – dank einer gemeinsamen Initiative der US-Bundesstaaten Connecticut, Maryland, Massachusetts, New York, Oregon, Rhode Island, Vermont und Kalifornien – 3,3 Millionen Elektroautos auf amerikanischen Highways bis zum Jahr 2025 fahren.

Und Deutschland? Trotz des Diesel-Skandals bei VW und Forderungen von verschiedenen Parteien wie Linken und Grünen hat die Bundesregierung bis dato noch keinen konkreten Zeitraum genannt, wann der Verkauf von Verbrennungsmotoren auch hier hierzulande verboten werden soll. Und das, obwohl die Automobilindustrie der mit Abstand wichtigste Wirtschaftszweig in Deutschland ist.

Wir stellen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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