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Ein Startup aus New York macht das US-Rechtssystem zum Spielfeld für die Anleger-Crowd

von Max Biederbeck
Jay Greenberg will nicht zu genau auf den Fall eingehen. Zu viel Indiskretion schade dem Vertrauen seiner Investoren. Der New Yorker sagt nur so viel: Es geht bei dem Rechtstreit um viel Geld. Um ein kleines Unternehmen, das ein sehr viel größeres verklagt.

Vermutlich streiten die beiden Parteien vor Gericht um eine Urheberrechtsfrage, aber auch bei diesem Punkt hält sich Greenberg bedeckt. So viel lässt er sich entlocken: Der angeklagte Wirtschaftsriese gehört zu den Fortune 500, ist also eines der 500 größten Unternehmen der Welt. Der Streitwert des Verfahrens beläuft sich auf gigantische 400 Millionen Dollar. Und Greenbergs Investoren könnten ein Stück von diesem Kuchen abhaben.

Das funktioniert über Lexshares. Eine Crowdfunding-Plattform, die Greenberg und sein Geschäftspartner Max Volsky im Februar gegründet haben. Vergangene Woche ging sie online und wirbt seitdem groß mit den Worten „Invest in Justice“. Kläger in Zivilrechtsfällen können sich bei bei Lexshares bewerben, werden von den Seitenmachern überprüft und dann der Crowd präsentiert. Die kann in einen Kläger investieren und so dessen Kampf gegen einen anderen, wesentlich größeren Konzern finanzieren. Der Kleine wird so zum Crowd-finanzierten ebenbürtigen Gegner für den Großen. Siegt er im Verfahren oder gibt es einen teuren Vergleich, bekommen die Investoren einen Teil des Gewinns. Sie schlagen Profit aus einem Rechtsstreit.

Allein in der ersten Woche haben sich laut Greenberg knapp 1000 User bei Lexshares angemeldet. „Wir gleichen per Crowdfunding einen riesigen Nachteil in unserem Rechtssystem aus“, sagt er: dass derjenige mit dem größeren Budget meistens den Prozess gewinnt. Man könnte allerdings auch sagen, dass Lexshares aus Zivilrechtsklagen in den USA einen „Gamble“ macht, ein Spiel für Investoren. Oder neutraler: eine Anlagemöglichkeit. 

Wir gleichen per Crowdfunding einen riesigen Nachteil  in unserem Rechtssystem aus.

Jay Greenberg

Eigentlich keine ganz neue Entwicklung. Mitgründer Max Volsky beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Thema „Rechts-Investitionen“, hat selbst Firmen bei rund 10.000 Investments in laufenden Verfahren beraten und den dazu passenden Fond LexStone Capital gegründet. Die Investment-Dimensionen, die durch Crowdfunding möglich werden, sind heute aber ganz andere. Und Lexshares bietet eben an, der Vermittler zwischen Masse und Kläger zu werden.

„Mit uns braucht man auch keinen teuren Unternehmensberater oder Anwalt mehr“, sagt Greenberg. Ein Team aus Experten kuratiere das Angebot an Fällen auf der Plattform, breche die komplizierten Rechtsprobleme auf „verständliches Englisch“ herunter und kläre den User über die Möglichkeiten auf. Ob Lexshares seinen Investoren einen Fall anbieten, hängt auch damit zusammen, ob dieser in den Augen von Greenberg und seinen Mitarbeitern eine Chance auf Erfolg hat.

Das hört sich nicht gerade nach unabhängigen Gerichtsverfahren an, könnten Kritiker einwenden. Schließlich werden die Rahmenbedingungen von Rechtsstreits zum Spielball einer Gruppe von Investoren. „Wir liefern einen Mehrwert für das Rechtssystem, indem wir finanzielle Ungleichgewichte im Gerichtssaal ausgleichen“, hält Greenberg dagegen.

Von einer Vorentscheidung von Gerichtsverfahren durch die breite Masse kann aber keine Rede sein. Nur Unternehmen können sich um einen Platz auf der Klägerliste von Lexshares bewerben und nur eingetragene Mitglieder können investieren. Um aber Mitglied werden zu können, müssen User in den letzten zwei Jahren mindestens 200.000 Dollar verdient haben oder Millionäre sein. Die Crowd, die bei den Rechtsverfahren mitspielen will, muss also ziemlich reich sein. 

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