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Wie können wir uns auf dem Arbeitsmarkt gegen KIs durchsetzen?

von Anna Schughart
Was sollen wir in einer Welt tun, in der Roboter und Maschinen den Menschen die Arbeit wegnehmen? Uns trauen, menschlich zu sein, sagen Cem Ergün-Müller und Moritz Ettl. Auf ihrem Talk auf der re:publica 2017 erklären die beiden, wie das aussehen könnte.

In Zukunft sind Roboter vielleicht viel bessere Ärzte als wir. Und bessere Autofahrer, bessere Polizisten, bessere Versicherungsverkäufer. Werden uns die Maschinen also arbeitslos machen? Cem Ergün-Müller (Deutsche Telekom AG) und Moritz Ettl (Hasso-Plattner-Institut) plädieren, wenn es um die menschliche Zukunft der Arbeit geht, für ein bisschen mehr menschliches Selbstbewusstsein. Ihr Vortrag auf der re:publica 2017 ist quasi ein Pep Talk für Menschen: Es gibt noch Hoffnung – wir müssen uns nur trauen, menschlich zu sein.

Menschen hätten spezielle Fähigkeiten: „Es gibt Wissenschaftler, die sagen, Menschen bringen etwas mit, das Technologie und künstliche Intelligenz in der Zukunft nicht haben werden“,  sagt Moritz Ettl. Emotionale Intelligenz gehöre dazu, Neugierde, Kreativität und die Fähigkeit, Initiative zu ergreifen und sich anzupassen. „Es ist gut zu wissen, dass es noch etwas gibt, das Wert hat, obwohl die Technologie so mächtig ist“, sagt Ettl. Design Thinking sei ein Beispiel dafür, wie diese Fähigkeiten bereits heute vermehrt genutzt würden. „Mehr und mehr Organisationen führen eine neue Art des Arbeitens ein“, sagt Ettl. „Doch das geht noch nicht weit genug.“

Die ganze Diskussion über die Zukunft der Arbeit, wie sie heute mit Schlagwörtern wie flexible Arbeitszeiten oder bring your own device policies, geführt werde, reiche nicht auf das nächste Level. „Wir müssen das von Grund auf neu denken“, sagt Ettl. Es gehe nicht nur um die Zukunft der Arbeit, sondern um die menschliche Zukunft der Arbeit. „Wir Menschen müssen darin eine Rolle spielen.“

Deshalb, so die beiden Experten, sollen wir uns ein bisschen mehr wie Drei-Jährige verhalten. „Damals waren wir Experten darin, uns in einer komplexen Welt zurechtzufinden“, sagt Ettl. Kinder sind neugierig, sie stellen Fragen, sie spielen, sie ändern die Regeln. Und wenn sie scheitern, dann stehen sie wieder auf. Der Kern von alledem, finden Ergün-Müller und Ettl, sei Verwundbarkeit. „Verwundbarkeit macht uns offen für Neues“, sagt Ettl. Denn: „Sie zeigt uns die Bereitschaft, zu scheitern“, sagt Ergün-Müller. Und beim Scheitern würden wir am Meisten über Kunden, User oder Produktideen herausfinden. Die Bereitschaft die eigene Verletzlichkeit einzugestehen, mache uns daher Mut zur Unvollkommenheit, führe zu Empathie und Zusammenarbeit.

Aber wie soll man das in einem Arbeitsumfeld umsetzen, das von starken Hierarchien oder unproduktiven Meetings geprägt ist? Im zweiten Teil ihres Vortrags widmen sich Ergün-Müller und Ettl den Organisationen und was sich dort ändern müsste – besonders wenn es um den Umgang mit Erfahrungen und Informationen gehe. Denn: „Bei Erfahrungen geht es nicht darum, etwas aus Büchern oder in der Schule zu lernen, sondern sie kommt vom Austausch mit anderen“, sagt Ergün-Müller. „Persönliche Interaktion schafft ein greifbares Ergebnis.“ Sie mache den Transfer von Wissen möglich. Geheimhaltung von Informationen oder eine veraltete Vorstellung von „Professionalität“ dürften keine Rolle mehr spielen.

Reicht das, um den Menschen einen Platz in der Arbeitswelt zu sichern? Mit Sicherheit können Ettl und Ergün-Müller das auch nicht sagen. Aber es sei unser Job herauszufinden, wie die menschliche Zukunft der Arbeit aussehen werde. Denn sich nur auf die negativen, dunklen Seiten zu konzentrieren, sei gefährlich. „Lasst uns Pioniere sein“, fordert Ettl.

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