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Ich wollte zum DHDL-Casting – aber weit kam ich nicht

von Gründerszene
Die „Höhle der Löwen“ sucht Kandidaten für die nächste Staffel – erstmals auch mit öffentlichen Castings. Gründerszene wollte sich das vor Ort in Düsseldorf anschauen.

Anfang Januar erreichte mich eine E-Mail der Produktionsfirma des TV-Erfolgs Die Höhle der Löwen, in dem Gründer vor Investoren um Geld pitchen. Der Inhalt: ein Aufruf zu einem öffentlichen Casting in Düsseldorf. Gründer und Gründerinnen können sich für die nächste DHDL-Staffel nämlich erstmals mit einem Pitch für einen Auftritt in der Sendung bewerben. Das musste ich mir etwas genauer ansehen, schließlich ist die Pitch-Show so etwas wie das Deutschland sucht den Superstar der Gründerszene. Dafür würde ich sogar auf die andere Rheinseite fahren. Auf nach Düsseldorf.

Auf dem Weg malte ich mir schon aus, was mich erwarten würde: lange Schlangen vor dem Gebäude, Säle voller aufgeregter Gründer und Erfinder. Doch als ich vor dem Coworking-Space Startplatz am Düsseldorfer Medienhafen auftauche, steht dort nur ein einsamer Raucher, der nicht aufgeregt ist, sondern einfach nur friert. Im Gebäude empfängt mich ein ebenso einsames Schild des TV-Senders Vox. Ich hatte mir lebensgroße Pappfiguren der „Löwen“ vorgestellt – und mir schon einen Instagram-Post für ein Selfie mit Frank Thelen ausgedacht.

Plötzlich baut sich ein Producer vor mir auf. Wer ich sei und was ich hier mache, fragt er

Im Coworking-Space ist ebenfalls nicht viel los. In einer Ecke steht ein schmaler, hoher Tisch, an dessen Kante ein Papierschild mit dem Wort „Anmeldung“ klebt. Außer den Startplatz-Mitarbeiterinnen und ein paar vereinzelten Coworking-Bewohnern steht nur noch ein ernst dreinblickender Mann im Anzug in einer anderen Ecke des Raumes. Dort bewacht er offenbar einen Garderobenständer.

Wo sind nur die Bewerber? Ist zehn Uhr morgens vielleicht etwas zu früh für die Startup-Szene? Es werde zwar bereits in drei Räumen gefilmt, aber bisher warte nur noch ein weiterer Bewerber auf seinen Pitch-Auftritt, erzählen mir zwei Mitarbeiterinnen an der Rezeption. Das werde im Laufe des Tages sicher noch mehr, glauben sie. Bei Castings in Hamburg und Frankfurt seien 50 bis 100 Bewerber aufgetreten.

Während ich an einem Tisch einen Kaffee trinke und das bisher eher trostlose Casting-Geschehen beobachte, komme ich mit einem Gründer ins Gespräch, der gerade seinen Auftritt hatte. Weit kommen wir nicht. Plötzlich baut sich ein Producer vor mir auf. Wer ich sei und was ich hier mache, fragt er. Als ich erkläre, dass ich einen Artikel schreibe und auch gerne noch mit ihm über das Casting sprechen würde, entgegnet er, dass das nicht ginge. Er wolle nicht, dass ich mit den Startups rede, die sich für die Show bewerben. Genauer: Er verbiete es mir.

Seine Begründung: Die potentiellen DHDL-Kandidaten und ihre Ideen sollen bis zur Ausstrahlung geheim bleiben. Es sei ganz, ganz wichtig, dass die Investoren erst mit den Startups konfrontiert würden, wenn die Gründer bei der Aufzeichnung vor ihnen stünden. Wüsste ein Investor bereits vorher über die Bewerber bescheid, wäre das ein Wissensvorsprung.

Der Producer setzt nach: Die Gründer hätten eine Geheimhaltungserklärung unterschrieben, er würde ihnen sogar ans Herz legen, sich nicht mit anderen Gründern auszutauschen. Okay. Aber ich dürfe doch wohl hier sitzen, meinen Kaffee trinken und ein wenig mit den Gründern quatschen?, frage ich. Immerhin sitze ich hier in einem Gemeinschaftsraum des Startplatzes. Er könne am Eingang auch jedem Bewerber sagen, dass er nicht mit mir reden solle, erwidert der Producer, der offenbar kein überzeugter Anhänger der Pressefreiheit ist.

Mein Blick wandert zu dem düster dreinblickenden Garderobenwächter – ich gebe auf und packe meine Sachen

Da ich immer noch darauf beharre, dass ich ja wohl ein Recht auf Kaffee und Gespräche habe, geht er noch einen Schritt weiter: Für heute habe er die Räumlichkeiten des Startplatzes gemietet und verfüge damit über das Hausrecht. Er könne auch veranlassen, dass ich gehen müsse.

Ich bin baff. Ein Rausschmiss? Mein Blick wandert zu dem düster dreinblickenden Garderobenwächter – ich gebe auf und packe meine Sachen. Bevor ich gehe, betont der Producer noch, dass er ja eigentlich niemanden hinauskomplimentieren wolle. Ich solle seine Sicht der Dinge verstehen, das Ganze sei nicht böse gemeint. Und: Zur offiziellen Pressekonferenz der Show dürften wir auch kommen.

Na, danke. Ich bin raus!

Gründerszene

Dieser Artikel erschien zuerst bei Gründerszene
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