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Hyperloop-Gründer: „Wir sind Elon Musk absolut ebenbürtig“

von Timo Brücken
Nach langem Zögern will Elon Musk nun doch selbst den Hyperloop bauen. Was bedeutet das für Startups in dem Bereich? Gründerszene hat einen deutschen Gründer gefragt.

Wenn man Dirk Ahlborn fragt, ob er sauer auf Elon Musk ist, dann lacht er nur. Dabei könnte man es dem deutschen Gründer nicht verübeln: Vergangene Woche ließ Musk verlauten, dass er mit seinem Tunnelbau-Unternehmen The Boring Company nun doch selbst einen Hyperloop bauen will.

Vor vier Jahren hatte der Milliardär und Seriengründer erstmals für das Transportsystem geworben, bei dem Menschen oder Waren in Magnetschwebe-Kapseln durch Vakuumröhren rasen. Umsetzen wollte er es allerdings nicht selbst, weil er sich auf SpaceX und Tesla konzentrieren müsse. Dennoch hat sein Vorschlag mehrere Gründer angespornt, sich mit der Technologie zu beschäftigen. Ahlborns Startup Hyperloop Transportation Technologies (HTT) aus Los Angeles ist heute eines der führenden Unternehmen in dem Bereich.

Gründerszene: Dirk, jahrelang hat Elon Musk gesagt, den Hyperloop sollten andere bauen. Jetzt will er plötzlich doch in den Markt einsteigen. Ist das nicht unfair?
Dirk Ahlborn: Das hat nichts mit Unfairness zu tun, wir sind doch alle erwachsen. Es ist ja auch noch unklar, was er überhaupt genau vorhat. Die Boring Company baut Tunnel, er hat einen Aufzug für Autos vorgestellt. Dabei hat er zwar Elemente benutzt, die auch im Hyperloop eingesetzt werden können, aber es gehört noch ein bisschen mehr dazu. Wir haben in den vergangenen vier Jahren mit über 800 Leuten an den verschiedenen Elementen gearbeitet. Elon hat also noch ein bisschen was zu tun.

Gründerszene: Aber mit seinem Standing in der Tech-Branche und seinen Firmen im Rücken ist er doch auch ein sehr mächtiger Mitbewerber.
Ahlborn: Aus der Idee des Hyperloop ist eine Bewegung und schließlich eine Industrie geworden. Dazu gehört auch, dass es verschiedene Mitbewerber gibt. Das tut allen gut, du möchtest ja nicht der Einzige im Markt sein, sonst entwickelt er sich nicht weiter. Klar haben wir so nun einen Mitbewerber, der sicherlich kein Problem hat, an Kapital ranzukommen und die Kontakte zu bekommen, die er möchte. Aber ich bin der Meinung, dass unser Team Elon Musk da absolut ebenbürtig ist. Wir sind mittlerweile eine der zwei führenden Firmen auf unserem Gebiet. Mit Elon assoziiert zu werden, war am Anfang sicher ein Vorteil, aber letztlich möchtest du eben deine eigene Identität kreieren. Wir haben immer betont, dass wir mit ihm eigentlich nichts zu tun haben, das wird durch seine Ankündigung hoffentlich ein bisschen klarer.

Gründerszene: Gab es Kontakt zwischen Euch und Musks Unternehmen?
Ahlborn: Wir haben über die Jahre immer wieder mit den Leuten von SpaceX und der Boring Company gesprochen. Und als wir hörten, dass Musk die Sache in den USA politisch vorantreiben will, haben wir unsere Unterstützung angeboten. Von unserer Seite aus fänden wir es gut, wenn er kommen und sagen würde: Lasst uns schauen, wo wir zusammenarbeiten können.

Gründerszene: Was war die Reaktion auf Euer Angebot, zu helfen?
Ahlborn: Wir haben bis jetzt noch nichts von ihnen gehört.

Gründerszene: Was ist der aktuelle Stand bei HTT?
Ahlborn: Wir gehen davon aus, dass wir innerhalb der nächsten sechs Monate die erste kommerzielle Strecke ankündigen können. Wir sind dabei, in den Vereinigten Arabischen Emiraten die weltweit erste richtige Machbarkeitsstudie auf einer Strecke für den Hyperloop durchzuführen.

Gründerszene: Eure Konkurrenten von Hyperloop One haben ihr System schon umfassend gezeigt. Wann wird man so etwas von Euch zu sehen bekommen?
Ahlborn: Wir sind da ein bisschen anders aufgestellt. Wir haben von unserer Seite solche Tests auch schon gemacht, aber eben nicht öffentlich. Wir sehen keinen Vorteil darin, den anderen zu zeigen, was wir machen und wie wir es machen. Es hat Teiltests gegeben und mittlerweile sind wir so weit, dass wir sagen, wir können aus all diesen Komponenten das erste Full-Scale-System bauen. Aber wir verstehen schon, warum Hyperloop One das macht. Alle Firmen müssen sehen, dass die Investoren das Interesse behalten. Es ist ein sehr kapitalintensives Geschäft.

Gründerszene: Wann wird es den ersten voll funktionsfähigen Hyperloop geben?
Ahlborn: Das lässt sich nicht so einfach beantworten, weil du von Regierungen und Genehmigungen abhängst. Wir sagen, dass es nach Baubeginn eines Hyperloop rund drei Jahre dauert, bis du damit fahren kannst. Die schwierigste Frage ist die Sicherheit: Es ist keine Bahn, es ist kein Flugzeug, das heißt, du musst einen komplett neuen Regulierungssatz kreieren. Und selbst wenn die komplette Unterstützung durch Regierungen da ist, braucht es gewisse Zeiträume, bis das System fährt. Das geht Schritt für Schritt, vielleicht bewegst du am Anfang keine Passagiere, dann vielleicht langsamer und noch nicht im Unterdruck. Bis du wirklich sichergestellt hast, dass alles so funktioniert, wie du es möchtest.

Das Problem ist am Ende nicht, eine Kapsel in einer Röhre auf Schallgeschwindigkeit zu bringen, sondern, dass es ein komplett neues Ökosystem ist. Du musst bedenken, wie du die erste und letzte Meile angehst, das Ganze also in die bestehende Verkehrsinfrastruktur einbindest. Dann ist die Monetarisierung eine enorm wichtige Frage und auch die Passagiererfahrung. Das versuchen wir alles auf einmal anzugehen. Wenn du ein Flugzeug baust, hast du noch lange keine Fluglinie. Etwas zu bauen, was wirklich unser Leben verändert, dazu gehört noch viel mehr.

Gründerszene

Dieser Artikel erschien zuerst bei Gründerszene
Das Original lest ihr hier.

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