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Founders Pledge will Gründern helfen, die Welt zu verbessern

von Cindy Michel
Unternehmer, die Gutes tun wollen, haben jetzt einen Sidekick: Founders Pledge. Die Initiative unterstützt Entrepreneure, die sich verpflichten wollen, Teile ihres Gewinns zu spenden. Im WIRED-Interview erklärt CEO David Goldberg, warum seine Partner zwar keine Superhelden sind, aber dennoch die „Kraft des Guten“ bündeln können.

Mark Zuckerberg tut es, Bill Gates ebenfalls und viele andere ziehen nach: Tech-Unternehmer nutzen ihren Wohlstand, um die Welt zumindest zu einem ein bisschen besseren Ort zu machen. Wer keine eigene Stiftung gründet, entscheidet sich meist zum Spenden. Doch etliche sind von dem oft aufwändigen Prozedere überfordert. Hier kommt Founders Pledge ins Spiel. Die Nonprofit-Initiative aus London unterstützt Unternehmer, die sich dazu verpflichten, bei einem erfolgreichen Exit (ein Börsengang oder Verkauf der Firma, Anm. d. Red.), mindestens zwei Prozent des Gewinns zu spenden.

David Goldberg, Mitgründer und CEO von Founders Pledge, und sein Team werden zu einer Art Mittelsmann zwischen Unternehmer und Spendenempfänger, sie vereinfachen Abläufe und recherchieren karitative Verwendungszwecke für die möglichen Zuwendungen. Ein Konzept, das aufzugehen scheint: 797 Entrepreneure weltweit haben sich bisher verpflichtet, ihr Pledge abgegeben. Darunter Teilhaber von Firmen wie Googles DeepMind, Unruly, oder Shazam

Bislang konnte Founders Pledge Spenden in Höhe von insgesamt neun Millionen Dollar von 22 Unternehmen an 45 verschiedene Organisationen überführen. Ende März eröffnet die Stiftung in Berlin ihr erstes Büro in Deutschland. WIRED sprach mit Goldberg über die eigene Unzufriedenheit, der er Founders Pledge zu verdanken hat, und seine Mission, die Tech-Branche dazu zu bringen, etwas von ihrem Wohlstand abzugeben. 

WIRED:  Founders Pledge ist auf einer Mission. Wie lautet sie? 
David Goldberg: Wir wollen die Rolle der Wirtschaft und des Business-Sektors in der Welt verändern, eine positive Stimmung etablieren und Gutes schaffen. 

WIRED: Und wie soll das konkret aussehen?
Goldberg: Es beginnt in der Tech-Branche. Technologie hat eine extrem gewinnbringende und florierende Industrie geschaffen. Doch trotz steigender Umsätze und immer neuen Innovationen hat die Tech-Branche viel zu wenig getan, um denen zu helfen, die es am meisten bräuchten. Hier setzen wir an. Mein Team und ich sind davon überzeugt, dass schon eine kleine Spende, die aber jeweils von vielen getätigt wird, Großes bewirken kann. So könnte eine Gemeinschaft von Unternehmern die Welt schon mit geringem Aufwand verändern und Missstände verringern.

Es gibt eine neue Generation von Philantropen unter den Gründern, die wissen, dass Gutes tun sich auch gut aufs Geschäft auswirkt

David Goldberg

WIRED: Also geht es nicht nur ums Sammeln von Spenden, sondern auch um die Bildung einer philantropen Gemeinschaft? 
Goldberg: Ja, denn nur so kann sich langfristig eine bessere Gesellschaft entwickeln. Es gibt ja schon eine neue Generation von Philantropen unter den Gründern: die, die wissen, dass Gutes tun sich auch gut aufs Geschäft auswirkt. Und diese Generation kann zu einer Gemeinschaft werden und andere inspirieren. Deswegen ist es auch so wichtig, dass sich Unternehmer bei Founders Pledge schon lange vor einem möglichen Exit verpflichten: Durch ihr öffentliches Auftreten als Spender werben sie für den guten Zweck und motivieren andere, es ihnen gleichzutun. Die beeinflussen dann wieder andere und so weiter. So entsteht eine mächtige Bewegung.

WIRED: Aber warum sollten sich Gründer überhaupt verpflichten, etwas abzugeben?
Goldberg: Die Spende der Unternehmer wird nur dann wirksam, wenn sie tatsächlich einen erfolgreichen Exit schaffen. Sie profitieren aber schon vorher, mit Abgabe des Pledge. Sobald sich ein Unternehmer verpflichtet, wird er ein Mitglied unseres Netzwerks, Teil der Bewegung. Diese Gemeinschaft fördern wir, indem wir regelmäßige Treffen zum Abendessen, Foren, Arbeitsgruppen oder auch Ausflüge und Forschungsreisen organisieren. Kommt es dann zu einem erfolgreichen Börsengang der Firma, beginnt unsere Arbeit rund um die Spende: Wir helfen bei der Abwicklung und versuchen, das Prozedere sowie die Wahl einer möglichen Wohltätigkeitsorganisation so weit wie möglich zu vereinfachen.

WIRED: Wie genau funktioniert das?
Goldberg: Der Einfachheit halber überschreibt der Unternehmer seine Spende erst einmal Founders Pledge, wir leiten sie dann weiter. Das ist kein Problem, da wir als Stiftung auftreten. Für den Unternehmer ist es eine Erleichterung, denn er muss lediglich eine einzige Überweisung tätigen, selbst wenn er mit seiner Spende mehrere Organisationen unterstützen will. Die für den Gründer passenden karitativen Einrichtungen recherchieren wir anhand einer Vielzahl von Parametern. Außerdem helfen wir bei allen rechtlichen und steuerlichen Fragen rund ums Spenden. 

WIRED: Wie spendenwillig sind die Unternehmer durchschnittlich?
Goldberg:  Durchschnittlich verpflichten sich unsere Gründer dazu, knapp viereinhalb Prozent des Exit-Gewinns zu spenden. Der höchste Pledge liegt bei 50 Prozent. Der Gesamtwert aller Pledges, abgegeben von 797 Teilhabern und verteilt auf 633 verschiedene Firmen, schätzen wir derzeit auf etwa 225 Millionen Dollar.

WIRED: Und diese Millionen gehen tatsächlich zu 100 Prozent an die gewählten Spendenempfänger? 
Goldberg: Ja, wir haben ein 100-Prozent-Model. Wir überführen die komplette Spende des Wohltäters, ohne auch nur einen Cent daran zu verdienen. Unser Service für den Unternehmer ist ebenfalls kostenlos. Wir müssen nichts verkaufen, um zu überleben. Das ist sehr wichtig für uns und unsere Glaubwürdigkeit.

Die Tech-Community ist nicht nur ein Pool von Wohlstand, sondern ein riesiges Kollektiv, das zu einer Kraft des Guten gebündelt werden kann

David Goldberg

WIRED: Wenn Founders Pledge keine eigenen Gewinne erzielt, wie finanziert ihr euch? 
Goldberg: Unser operatives Budget kommt von einer kleinen Gruppe von privaten Spendern, Geschäftspartnern und  Stiftungen. Unsere privaten Unterstützer bleiben lieber ungenannt, aber zu unseren Unternehmenspartnern gehören Firmen wie etwa Pictet, Rhone, Cooley, und Lepe Partners. Bezuschusst werden wir außerdem von dem Open Philanthropy Project von Dustin Moskovitz und von Neil Hutchinsons Neon Foundation. Hin und wieder haben uns auch einige unserer eigenen Mitglieder unterstützt.

WIRED: Und eure Unterstützer sind tatsächlich so selbstlos, dass sie nichts zurück wollen? 
Goldberg: Die Menschen, die uns finanzieren nennen wir Partner und halten sie für visionäre Philantropen. Die meisten von ihnen arbeiten schon seit Jahren im karitativen Sektor und unterstützen nicht nur unser Projekt. Sie teilen unsere Meinung, dass die Tech-Community nicht nur ein Pool von Wohlstand ist, sondern ein riesiges intelligentes Kollektiv, das zu einer Kraft des Guten gebündelt werden kann. Wir sind nicht die Avengers, aber unsere Partner und Mitglieder wollen trotzdem die Probleme dieser Welt lösen. Egal wie hart oder kompliziert sie zu sein scheinen.    

WIRED: Wolltest du das auch, die Probleme dieser Welt lösen, als du Founders Pledge vor zwei Jahren gegründet hast?
Goldberg: In gewisser Weise. Seit 15 Jahren befinde ich mich auf einer ziemlich spannenden beruflichen Reise. Sie hat mich vom Finanzsektor zur Startup-Community über eine akademische Laufbahn bis hin zu Founders Pledge geführt. Jeder Schritt auf dieser Reise hat mich und meine Sicht auf die Welt und wo ich in ihr stehen will beeinflusst. Ich war sowohl frustriert mit der Startup-Szene als auch mit Social Enterprise – Founders Pledge war das Resultat dieser doppelten Frustration.

WIRED: Aber was hat dich konkret dazu bewogen, für das „Gute“ auf der Welt zu arbeiten und nicht für dein eigenes Bankkonto? 
Goldberg: Das fing früh an. Meine erste Ausbildung machte ich im Finanzwesen und da wurde mir bewusst, dass ich dringend etwas sinnvolleres mit meinem Leben anfangen muss. Nachdem ich dort gekündigt hatte, fühlte ich mich ziemlich leer und es begann eine Zeit der Suche. Ich habe verschiedene Jobs in verschiedenen Städten ausprobiert, und immer vergeblich nach einem tieferen Sinn gesucht. 

WIRED: Und daraufhin hast du dich selbständig gemacht?  
Goldberg:  Ja, in Berlin. Ich dachte, wenn ich Gründer werde, finde ich endlich Befriedigung. Aber die Realität war ernüchternd. Ich habe 110 Prozent meiner Energie und Ressourcen in mein Unternehmen gesteckt. Nach zwei Jahren fand ich mich in einer ähnlich frustrierenden Situation wie nach meinem ersten Job im Finanzwesen – nur mit viel weniger Geld. Ich fühlte mich gefangen in einer Welt, in der man nur arbeitet, um zu überleben, ohne die Zeit noch die Energie zu haben, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Und immer diese Ruhelosigkeit. Doch genau ihr und meiner Unzufriedenheit habe ich es zu verdanken, dass es heute Founders Pledge gibt.

WIRED: Also ist Unzufriedenheit nicht immer schlecht? 
Goldberg: Sie war eine direkte Reaktion auf meine Erfahrungen als Unternehmer. Ich war einer von denen, die sich zwischen ihrem Geschäft und dem dringenden Verlangen, Gutes zu tun, aufzureiben drohen. Bald wusste ich, wenn es noch keine Lösung für dieses Problem gibt, das nicht nur ich habe, dann muss ich sie eben selbst schaffen.

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