Facebook ist seit 2009 in China gesperrt, weil das Internet dort einer strengen Zensur unterliegt. Der Zugriff auf Instagram ist seit 2014 blockiert und sogar der Messenger WhatsApp wurde im Juli zeitweilig eingeschränkt. Allerdings hat CEO Mark Zuckerberg den chinesischen Markt mit seinen knapp 700 Millionen Internet-Nutzern alles andere als aufgegeben. Sein Konzern versucht jetzt mit einer App namens Colorful Balloons einen neuen Eintritt — allerdings unter anderem Firmennamen, wie die New York Times berichtet.
Die App erinnert vom Design her stark an Facebooks App Moments, mit der Nutzer ihre Fotos eines gemeinsamen Ereignisses teilen können. Colorful Balloons allerdings wurde im Mai von einer Firma namens Youge Internet Technology veröffentlicht, deren Firmenadresse sich bisher nicht verifizieren lässt.
Zhang Jingmei, Executive Direktorin, wurde zuletzt beim Treffen zwischen Facebook und der Regierung der Stadt Schanghai gesehen. Dort saß sie neben Wang-Li Moser — einem Facebook-Repräsentanten, der für den Aufbau der Beziehungen zur chinesischen Regierung zuständig ist. Dies lässt den Rückschluss zu, dass auch Zhang Jingmei möglicherweise mit Facebook in Verbindung steht.
Bislang gab es aber weder von Facebook selbst noch von Zhang Jingmei eine offizielle Stellungnahme zu der App. Sollte sich die Vermutung des heimlichen Manövers bewahrheiten, könnte dies das Vertrauen der chinesischen Regierung gegenüber Facebook stark belasten. Angesichts eines anstehenden Meetings der Firma mit Vertretern der Kommunistischen Partei des Landes wäre die Aufdeckung einer solchen Aktion ein brisantes Thema. Neben vermehrten Bemühungen von Mark Zuckerberg, sich in China mehr Sympathien zu verschaffen, arbeitete Facebook noch im vergangenen Jahr offenbar an einem Zensur-Tool, das den Einsatz des Sozialen Netzwerks in China ermöglichen könnte.