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Ein Tante-Emma-Laden könnte Amazon Fresh gefährlich werden

von Georg Räth
Getnow liefert wie auch US-Konkurrent Amazon frische Lebensmittel. Warum das Startup aber auf ein eigenes Lager und Versand verzichtet, erklärt der CEO.

Fast alles lässt sich heute über das Internet bestellen. Und mit Lieferservices wie Rewe oder Amazon Fresh seit einiger Zeit auch frische Lebensmittel bis an die Haustür. Ein Startup, das sich in diesem schwierigen Markt versucht, ist Getnow.

Chef des Dienstes ist Dominik Reinartz. Der 39-Jährige ist seit einem Monat alleiniger Geschäftsführer der Getnow New GmbH aus Berlin. Zuvor war er ein früher Investor des Liefer-Unternehmens, das von Marc Funk und Alexander Emming im Jahr 2015 gegründet wurde. Funk hat die Firma, für die derzeit mehr als 20 Mitarbeiter tätig sind, inzwischen verlassen.

Dominik, der Liefermarkt für frische Lebensmittel ist in Deutschland schon von Rewe, AllyouneedFresh und Amazon belegt. Wie wollt ihr auf diese großen Drei aufschließen?
Dominik Reinartz: Wir haben ein gänzlich anderes Modell entwickelt. Wir können ohne eigene Lagerhäuser und ohne eine eigene Logistik extrem schnell expandieren und neue Standorte eröffnen.

Ihr arbeitet dazu mit der Metro zusammen.
Reinartz: Genau, wir können auf etwa 60.000 Artikel der Metro zugreifen. Damit wollen wir in Zukunft schneller wachsen als die Konkurrenz. Wir entscheiden dazu gemeinsam mit Metro, welche nächsten Standorte wir angehen. Aktuell brauchen wir etwa drei bis vier Wochen, um einen Standort aufzumachen und damit die Städte im Umkreis zu bedienen.

Aber ob ihr nun ein Lager habt oder nicht – für den Kunden dürfte sich dadurch nichts ändern. Es kommen wie auch bei der Konkurrenz frische Lebensmittel an der Tür an.
Reinartz: Der große Unterschied ist die Frische. Beispielsweise Nudeln kann man sicherlich überall kaufen. Aber wer etwa fangfrischen Fisch will, das geht derzeit nur mit uns und unserem Partner der Metro.

Eure Konkurrenten versprechen doch ebenso, frische Lebensmittel in kürzester Zeit zu liefern?
Reinartz: Ja klar, aber das ist nicht die Frische in dem großen Sortiment, wie wir es meinen. Wir bieten Großmarktqualität. Innerhalb von 90 Minuten nach Bestellung.

Der Metro-Chef betitelte euch als kleinen Tante-Emma-Laden. Wie stehst du zu dieser Aussage?
Reinartz: Aus Sicht der Metro ist das keine verkehrte Aussage, wenn man sich die Größenunterschiede anschaut. Wir sind ein kleiner dynamischer Online-Tante-Emma-Laden, der expandiert und wächst. Für mich ist ein Tante-Emma-Laden etwas Sympathisches.

Euer System ist dynamisch, könntet ihr auch bei anderen Großhändlern einkaufen?
Reinartz: Wir kaufen grundsätzlich bei der Metro ein. In dem ein oder anderen Segment können wir aber auch zusätzlich regionale Artikel dazu nehmen.

2017 habt ihr etwa 15.000 Bestellungen bearbeitet. Bei einem haushaltsüblichen Warenkorb habt ihr in diesem Jahr also etwa eine halbe Million erwirtschaftet. Kommt das hin?
Reinartz: Zu den Zahlen können wir uns nicht äußern.

Wie sind denn die Aussichten für das nächste Jahr?
Reinartz: Wir werden zwischen fünf und zehn neue Standorte aufbauen. Wenn wir beispielsweise die Metro-Standorte Köln, Düsseldorf und Essen nehmen würden, könnten wir damit fast das gesamte Rheinland und Teile des Ruhrgebiets bedienen. So werden wir im nächsten Jahr sehr schnell wachsen.

Kunden zahlen bei euch Versandgebühren von 4,99 Euro. In Zeiten von kostenlosem Versand ist das ein Problem, oder?
Reinartz: Versandgebühren sind für jeden Online-Lieferanten schwierig. Mit 4,99 Euro sind wir der preisgünstigste Anbieter auf dem Markt, ab 60 Euro Warenwert liefern wir kostenlos.

Vor etwa fünf Jahren versuchten sich schon mal einige Startups am Versand frischer Lebensmittel. Viele davon sind pleite gegangen. Funktioniert das Thema jetzt besser?
Reinartz: Ich bin davon überzeugt, dass das Thema diesmal bleiben wird. Amazon und die Mitanbieter werden diesen Markt stärker befeuern. Und die Kunden nehmen das Thema stärker an. Wir haben in Deutschland die Herausforderung, dass wir im Gegensatz zum Ausland sehr viele stationäre Supermärkte in jeder Stadt haben. Die Zufriedenheit mit Lebensmittel-Onlinebestellungen hat in den letzten Jahren immer weiter zugenommen. Und eigentlich hat niemand Lust, an der Supermarktkasse Schlange zu stehen.

Ihr arbeitet für eure Lieferungen mit dem Logistiker DHL zusammen. Der scheint durch den Onlinehandel schon am oberen Limit zu arbeiten. Können weitere Lieferungen mit frischen Lebensmitteln überhaupt bewältigt werden?
Reinartz: Das wird so in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Aber momentan haben wir keine Schwierigkeiten mit der DHL. Wir planen aber unseren Office-Service, wo wir beispielsweise Startups in Berlin mit frischem Obst und Gemüse beliefern, eventuell auch auf eigene Fahrzeuge auszugliedern.

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Dieser Artikel erschien zuerst bei Gründerszene
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