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Ein Startup aus Potsdam gewinnt den SXSW Interactive Innovation Award

von Lars Gaede
Das Potsdamer Unternehmen Holoplot hat den Interactive Innovation Award des SXSW im Bereich „Music&Audio“ gewonnen. Es hat eine Technologie entwickelt, die Schall zielgerichtet im Raum verteilen kann. 

Der Interactive Innovation Award des South by Southwest Festivals (SXSW) in Austin (Texas) zeichnet jährlich technische Innovationen in Bereichen wie Gesundheit, Sicherheit oder audiovisuelle Medien aus. In der Kategorie Music & Audio Innovation hat sich in diesem Jahr das deutsche Unternehmen Holoplot gegen vier weitere Finalisten durchgesetzt. Das Startup mit Sitz in Potsdam hat ein modulares Audiosystem entwickelt, das die Akustik in öffentlichen Gebäuden wie Bahnhöfen oder Flughäfen und bei Konzerten verbessern soll. Mit 1000 individuell steuerbaren Lautsprechern kann der Klang auf bestimmte Punkte im Raum verteilt werden. Bislang ist das Audiosystem nicht für den privaten, sondern für den professionellen Gebrauch vorgesehen. Die Deutsche Bahn arbeitet bereits mit dem Startup zusammen. 

Im WIRED-Interview spricht der Holoplot-COO Roman Sick über die Holoplot-Technologie und erklärt, was der Interactive Innovation Award des SXSW für das Startup bedeutet.

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WIRED: Herr Sick, was genau kann Ihre Techologie? 
Roman Sick: Wir haben einen Weg gefunden, Ton zu kontrollieren. Jeder Lautsprecher erzeugt normalerweise eine Kugelwelle aus Schall. Das bedeutet, dass Schall sich in alle Richtungen im Raum ausbreitet. Dabei entstehen Reflektionen und der Schall verliert an Energie, je weiter er sich von der Tonquelle entfernt. Wir hingegen können mit Hilfe unserer Technologie den Schall präzise im Raum richten. Wir können akustische Inhalte in einem Raum also genau dahin spielen, wo man sie haben will – und gleichzeitig können den Schall davon abhalten, sich an Orte zu bewegen, wo man ihn nicht haben will.

WIRED: Zum Beispiel?
Roman Sick: Zum Beispiel gegen die Wände, an die Decke oder in die Ränge eines Venues, wenn es dort eh gerade leer ist. Damit erhöhen wir die Audioqualität, denn so bekommt man den direkten klaren Ton ohne die ganzen störenden Reflektionen. Und die Lautstärke bleibt bei unserem System auch auf Distanz sehr lange konstant, es bleibt fast gleich laut egal ob man direkt vor dem System steht oder 80 Meter weit weg.

Dann hört die rechte Seite im Publikum ein Panel auf deutsch und die linke eine Übersetzung.

Roman Sick

WIRED: Wie funktioniert das? 
Sick: Wir haben eine Wand aus sehr vielen kleinen Lautsprechern. Jeder der Lautsprecher hat eine eigene IP-Adresse. Wir können dadurch über unsere Software jedem Lautsprecher in jeder Millisekunde genau sagen, was er abspielen soll. Mit Hilfe dieser Lautsprecher erzeugen wir Schallwellen, die sich nicht kugelförmig im Raum verteilen, wie sonst, sondern planar. Man muss sich das vorstellen wie eine Wand aus Klang, die man durch den Raum schieben kann und zwar genau dahin, wo man sie haben will. Das Prinzip, das wir dabei anwenden heißt Wellenfeldsysnthese: Stellen sie sich vor, sie werfen einen Stein ins Wasser. Dann entsteht eine Kugelwelle. Wenn ich aber hundert Steine gleichzeitig in einer Reihe ins Wasser werfe, Formen sich alle einzelnen Kugelwellen zu einer gemeinsamen Welle und diese neue Welle ist planar. Sie bewegt sich also wie eine gerade Linie über die Wasseroberfläche. So machen wir das im Grunde auch.

WIRED: Wo wird das eingesetzt?
Sick: Man kann das im Prinzip überall nutzen, wo Audio eingesetzt wird, denn Akustik ist immer eine Herausforderung und störende Reflektionen entstehen immer. Man kann zum Beispiel jetzt bei einer Konferenz entscheiden, dass die rechte Seite im Publikum ein Panel auf deutsch hört und die linke Seite hört eine Übersetzung. Ohne, dass dafür jemand Kopfhörer aufsetzen muss. Wir haben in einem Teil des Frankfurter Hauptbahnhofs die Ansagen verständlicher gemacht. Und wir arbeiten mit Event- und Entertainmentfirmen zusammen, die visuell extrem starke Sachen machen, bisher aber oft Probleme hatten, auch akustisch die Qualität zu erreichen, die sie gerne hätten. Wir können da helfen. Mit unserem System lassen sich ja sehr beeindruckende Sachen machen, wir können zum Beispiel Räume akustisch in die Berliner Philharmonie verwandeln oder das Sydney Opera Haus. 

WIRED: Wirklich?
Sick: Ja, wir können Räume sehr gut akustisch nachbilden. Die Software errechnet, an welchem Punkt sie welche Reflektionen erzeugen muss, damit das Ergebnis so klingt wie im echten Sydney Opera House. Und der von uns bespielte Raum bekommt damit völlig neue akustische Eigenschaften. Selbst ein Keller kann dann im Idealfall klingen wie die beste Konzerthalle. 

WIRED: Was bedeutet es für Sie, den Preis auf der SXSW gewonnen zu haben? 
Sick: Den Preis zu gewinnen, ist für uns natürlich super. Er bestätigt das Interesse an unserem Produkt und ist ein starkes Signal. Die Konkurrenz war ja sehr stark, es waren in dem Wettbewerb auch große Firmen wie Google vertreten, die viel größere Entwicklungs- und Marketingbudgets haben. Wir hoffen nun natürlich auf noch mehr Kontakte zu Kunden, Partner und Investoren durch den Preis! Unser Besuch ist ja unser allererster US-Footprint. Die Amerikaner sind bekannt dafür, dass sie oft etwas kreativer denken, als wir Deutschen. Die sehen schnell possibilities, während wir noch über den Probleme grübeln. Und das ist bei so einer neuen Technologie wichtig, dass die Leute begeistert sind und sagen: Geil! Das kann ich ja hier einsetzen! Und da und da auch. Let´s do it!

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