Kurz vor Feierabend. „Lass uns in die Bar gehen!“ Das Paket, das ins Büro kommen soll, ist noch nicht da – aber kein Problem: Bei einem Pilotprojekt von Zalando in Brüssel folgt die Bestellung dem Empfänger. Boten sehen zeitnah, wo sie etwas abliefern sollen, und Kunden sind vom Warten befreit. „Das Päckchen kontrolliert nicht mehr Ihr Leben“, sagt Zalando-Logistikchef Jan Bartels, „sondern Sie kontrollieren das Päckchen.“
In Berlin experimentiert der Modeversender damit, Sendungen bei Spätis zwischenzulagern, bis Empfänger ein Signal geben. „Erst wenn der Kunde sagt ,Jetzt!‘, wird die Bestellung geliefert“, erklärt Bartels. Das Konzept erinnert an die 180 Abholstationen, die Amazon bei Shell-Tankstellen und in O2-Läden eingerichtet hat. In Städten wie Augsburg, Hamburg und Wuppertal können Käufer dort Lieferungen selbst abholen.
Die Päckchen liegen in Schließfächern, die sich mit einem Abholcode öffnen lassen. So wird Bequemlichkeit zu einem der wichtigsten Faktoren im Kampf um Kunden. Fast 70 Prozent der deutschen Online-Shopper wünschen sich laut einer Umfrage des Handelsforschungsinstituts ECC mehr Möglichkeiten, die Zustellung zu steuern. Die größten E-Commerce-Fans erwarten auch zunehmend, dass Einkäufe am selben Tag eintreffen. Erreichen lässt sich das nur durch höchste Effizienz: Roboter sausen durch Lagerhallen, helfen Menschen beim Packen, Sortieren, Transportieren. Vertriebszentren rücken näher an Kunden heran, in Städten schwärmen Boten auf Fahrrädern oder E-Scootern aus, auf dem Land könnte eines Tages die Drohne Päckchen bringen.
DHL und Amazon haben das schon getestet, allerdings dämpft Amazon-Deutschlandchef Ralf Kleber die Erwartungen: „Die Drohne ist sicher spektakulär“, solle aber nur zeigen, „dass wir zu radikal innovativen Schritten bereit sind, um Kunden mehr Nutzen zu bringen“. Jüngstes Beispiel: Amazon Key – ein vernetztes Türschloss, das Boten ferngesteuert ins Haus lässt. Die Webcam wacht dabei darüber, dass nichts wegkommt.