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Eine Stadt im Bayerischen Wald bekommt Shuttlebusse auf App-Abruf

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Die Fortbewegung mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann besonders auf dem Land zur Herausforderung werden. Das Berliner Startup door2door will die Versorgungslücke schließen – und startet im bayerischen Freyung einen neuen Ridesharing-Dienst, mit dem Kunden Shuttlebusse via App ordern.

Wer hierzulande auf die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) angewiesen ist, verzweifelt nicht selten an lückenhaften Fahrplänen, verpassten Bussen und ungünstigen Verbindungen. Vor allem in ländlichen Gegenden lässt die Versorgung oft zu wünschen übrig. Hier will das Berliner Startup door2door mit einem neuen Ridesharing-Dienst ansetzen: In Kooperation mit der Stadt Freyung in Niederbayern startet das Unternehmen im September den ersten deutschen ÖPNV auf Abruf.

Mit einer Smartphone-App sollen Bürger der ländlich gelegenen Kreisstadt künftig Shuttlebusse unabhängig von vorgegebenen Routen und festen Fahrplänen herbeirufen können. Die Stadt Freyung tritt dabei als Betreiber auf, door2door stellt Software zur Verfügung, die später auch anderen Kommunen und Verkehrsunternehmen ein Werkzeug an die Hand geben soll, eigene Mobilitätslösungen anzubieten. Die On-Demand-Mobilitätsplattform von door2door ermöglicht nicht nur die Bestellung der Shuttles, sie berechnet auch die optimale Navigation der Busse, um eine effiziente Routenführung zu gewährleisten.

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Darüber hinaus können Auswertungen und Simulationen des Nahverkehrs vorgenommen werden, um Angebot und Nachfrage aufeinander abzustimmen. Die Fahrten führen lokale Taxiunternehmen mit festangestellten und ausgebildeten Fahrern aus. Zum Start des Projekts rollen acht Fahrzeuge los, bei entsprechender Nachfrage soll die Flotte auf 15 ausgeweitet werden. Die Größe der Fahrzeuge reicht vom Fünf- bis zum Neunsitzer. Ein rollstuhlgerechtes Shuttle soll ebenfalls Teil des Fuhrparks sein.

In der Praxis funktioniert das Ganze so: Nutzer geben in die dazugehörige Smartphone-App Start- und Zielort ein und erhalten daraufhin Auskunft über den Preis, die Abfahrtszeit und die maximale Dauer der Fahrt. Dabei wird Letztere in Form eines Zeitfensters angegeben, da sich die Fahrzeit durch weitere Buchungen jederzeit verlängern kann. „Bei der Buchung wird dem Kunden ein Zeitfenster angegeben, beispielsweise 20 bis 35 Minuten, wobei die 35 Minuten eine verbindliche Angabe sind“, erklärt door2door-Geschäftsführer Maxim Nohroudi gegenüber WIRED. „Genau wie bei der Wartezeit ist die Umwegszeit ein Parameter unseres Algorithmus, der flexibel eingestellt werden kann, um die Fahrten und Zeiten zu optimieren.“

Die durchschnittliche Wartezeit auf ein Shuttle beträgt laut Nohroudi acht Minuten. Der Service soll in der finalen Ausbaustufe rund um die Uhr verfügbar sein – sofern die Nachfrage vorhanden ist. Ist die Mitfahrgelegenheit bestellt, zeigt die App in Echtzeit an, wo sich diese gerade befindet. Nutzer mit ähnlichen Fahrzielen werden in einem Shuttle gebündelt. Dadurch sollen die Kosten für eine Fahrt niedrig gehalten werden.

Steigen unterwegs weitere Passagiere zu, sinkt der Fahrpreis. Wie die konstante Auslastung des Dienstes in der 7300-Seelen-Gemeinde Freyung besonders in der Anfangsphase gewährleistet werden soll, bleibt allerdings unklar. Die Betreiber nennen keinen konkreten Preis für den Dienst, gehen aber davon aus, dass dieser niedriger ist als der reguläre Taxitarif. Die Bezahlung funktioniert direkt über die App.

Mit door2door sollen Städte den ÖPNV um eigene digitale Mobilitätslösungen erweitern können. Ziel ist es, Bürgern eine preisgünstige und umweltschonende Alternative zu bestehenden Angeboten zu bieten. Die Stadt Freyung möchte dabei als Vorreiter auftreten. „Wie an vielen Orten im ländlichen Raum kann der ÖPNV in Freyung die Bedürfnisse der Bürger aktuell nicht optimal bedienen“, sagt Bürgermeister Olaf Heinrich laut einer Pressemitteilung. „Gemeinsam mit door2door schaffen wir jetzt ein digitales Angebot, mit dem die Menschen ganz einfach und sehr komfortabel von A nach B gelangen. Wir sind davon überzeugt, dass wir dadurch die Qualität der Mobilität enorm verbessern und gleichzeitig die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr reduzieren können.“

Doch wie will sich der neue Service von etablierten Playern wie Uber absetzen? Door2door selbst hebt den kooperativen Ansatz hervor: „Wir sehen uns als ‚Enabler‘ unserer Partner und befähigen Kommunen und öffentliche Verkehrsbetriebe, selber – also autonom und unabhängig – Ridesharing-Angebote einfach zu implementieren und zu betreiben“, sagt Nohroudi. Ob sich das Konzept städtisch betriebener Ridesharing-Dienste gegen die Konkurrenz durchsetzen und door2door sein Angebot auf weitere Städte ausweiten kann, bleibt abzuwarten.

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